Synode tagt ab Donnerstag in Frankfurt
Von Reformation und Armuts-Prävention bis Kommunikation
EKHNDominikanerkloster Frankfurt06.05.2014 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
EKHN/Monika LawrenzLutherbotschafterin Margot KäßmannDarmstadt, 6. Mai 2014. Von Donnerstag bis Samstag (8. bis 10. Mai) tritt in Frankfurt am Main die Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) zu ihrer Frühjahrstagung zusammen. Unter der Leitung von Präses Dr. Ulrich Oelschläger beraten die 152 Synodalen unter anderem über den Bericht von Kirchenpräsident Dr. Volker Jung zur Lage in Kirche und Gesellschaft und das Schwerpunktthema Armut. Auf der Tagesordnung stehen auch die Planungen für das 500-Jahr-Jubiläum zur Reformation 2017. Dazu wird am Donnerstagmittag die Lutherbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, mit einem Gastvortrag erwartet. Die Synode, die mit einem politischen Parlament vergleichbar ist, wird auch Fragen der Öffentlichkeitsarbeit debattieren und darüber entscheiden, ob das Projekt „Impulspost“ mit rund einer Million speziellen Briefen an Mitglieder fortgeführt wird. Zur Wahl steht daneben ein neuer Personaldezernent, der für die über 20.000 Beschäftigten der EKHN verantwortlich ist. Neu aufgenommen wurde ein Antrag, der dazu aufruft, die Frage nach der Zukunft der Propsteien baldmöglichst zu klären. Intern mit Spannung erwartet wird die Fortführung der Debatte um ein neues finanzielles Zuweisungssystem an Kirchengemeinden, das für mehr Gerechtigkeit sorgen soll.
Bericht des Kirchenpräsidenten: Volker Jung für politisch wache Kirche
Traditionell steht in der Frühjahrssynode der Bericht des Kirchenpräsidenten zur Lage in Kirche und Gesellschaft auf der Tagesordnung (voraussichtlich Donnerstag, ab 11 Uhr). Unter dem biblischen Leitsatz „Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist, und Gottes was Gottes ist“ wird Dr. Volker Jung sich mit dem Verhältnis von Kirche und Politik auseinandersetzen. Von der Geschichte des Christentums und seinen Erfahrungen mit der weltlichen Macht ausgehend, will er einen Bogen bis zu aktuellen Herausforderungen wie der Flüchtlingspolitik und der Sterbehilfe spannen. Er wird dabei ein grundsätzliches Bekenntnis zur Demokratie und sozialen Marktwirtschaft ablegen aber auch deutlich markieren, dass beide angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen dringend weiterzuentwickeln sind. Jung wird in seinem Beitrag zugleich davor warnen, „das Politische religiös zu überhöhen und das Religiöse zu politisieren“.
Schwerpunktthema der Synode: Armut stärker zum Thema machen
Einen klaren inhaltlichen Schwerpunkt setzen die Delegierten auf ihrer Tagung in Frankfurt am Main mit dem Thema Armut und Möglichkeiten zu ihrer Bekämpfung (voraussichtlich Donnerstag ab 16.30 Uhr). Die Synodalen wollen eine Selbstverpflichtung verabschieden, die dazu aufruft, das Problem Armut mehr als bisher in den Blick zu nehmen. Dazu sollen Gemeinden beispielsweise sensibler dafür gemacht werden, bei der Gestaltung ihrer Angebote auch mehr Arbeitslose einzubeziehen. Auf der Synode wird auch die kirchlich-diakonische Initiative „Drin“ vorgestellt (voraussichtlich Freitag, 9 Uhr). Das Projekt mit einem Umfang von drei Millionen Euro soll die Zusammenarbeit von diakonischen und kirchlichen Einrichtungen vor Ort verbessern helfen. Dabei sollen sich Gemeinden noch deutlicher als engagierte Partner im Gemeinwesen profilieren und etwa ihre Häuser zu sozialen Treffpunkten umgestalten. Den Auftakt zur Diskussion rund um das Thema Armut bildet am Donnerstagnachmittag die Arbeitsloseninitiative Gießen mit ihrem Theaterstück „Assi-TV“, das auf die bedrückende Situation vieler Menschen in Deutschland hinweist.
Reformation: Margot Käßmann für weltweite Dimension der Feier
Als Gast wird bei der Synode in Frankfurt auch die Lutherbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, erwartet (Donnerstag, 12 Uhr). Sie wird über den Stand der Vorbereitungen für die 500-Jahr-Feiern zum Reformationsjubiläum 2017 informieren. Dabei wird sie sich gegen einen „Luther-Kult“ aussprechen und für eine ökumenische, interreligiöse und weltweite Ausrichtung der Feierlichkeiten plädieren. Die Synodalen werden unterdessen darüber zu entscheiden haben, wie intensiv sich die hessen-nassauische Kirche bis 2017 bei dem großen Jubiläum engagiert. Dazu liegt ein Antrag vor, der den schnellen Aufbau einer Projektgruppe und Fördermittel in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro vorsieht, um Veranstaltungen in der Region aber auch bei den geplanten zentralen Feiern in Wittenberg 2017 zu unterstützen.
Öffentlichkeitsarbeit: Konzept auf dem Prüfstand
Auf dem Prüfstand steht in dieser Woche auch das vor drei Jahren beschlossene Kommunikationskonzept der EKHN (voraussichtlich Freitag, 10 Uhr). Mithilfe der Öffentlichkeitsarbeit sollten vor allem evangelische Mitglieder angesprochen werden, die den vielfältigen kirchlichen Angeboten bisher distanziert gegenüberstanden. Dazu gehört neben einem neuen Internetauftritt und dem verstärkten Engagement in sozialen Netzwerken wie facebook und twitter vor allem ein breit gestreuter Informationsbrief. Darüber, ob diese sogenannte „Impulspost“ weiter fortgesetzt wird, hat die Synode nun zu entscheiden. Zuletzt kam sie Anfang Mai unter dem Motto „Zum Glück gibt’s den Segen“ in über eine Million evangelische Haushalte im Kirchengebiet.
Wahl: Neuer Personalchef
Zur Wahl als Personaldezernent wird die Kirchenleitung den Synodalen Jens Böhm (51) vorschlagen (voraussichtlich Freitag, 15 Uhr). Der Darmstädter Oberkirchenrat soll dann in der knapp 1,7 Millionen Mitglieder zählenden Landeskirche für die rund 21.500 Beschäftigten, darunter über 1700 Pfarrerinnen und Pfarrer, verantwortlich sein. Böhm leitet derzeit das Referat Personalförderung und Hochschulwesen der EKHN. Der bisherige Personaldezernent Dr. Walter Bechinger geht Ende August in den Ruhestand. Bechinger war seit 1996 Leiter der Personalabteilung der Gesamtkirche.
Hintergrund: Synode
Die Synode ist gemäß der Kirchenordnung das „maßgebende Organ der EKHN“. Geleitet wird die mit einem Parlament vergleichbare Institution vom Kirchensynodalvorstand mit Präses Dr. Ulrich Oelschläger (Worms) an der Spitze. Seine Stellvertreterin ist Dr. Susanne Bei der Wieden (Frankfurt). Die Synode besteht derzeit aus 152 Frauen und Männern, 138 werden von den Dekanatssynoden der EKHN gewählt. Jeweils ein Sitz hat die Reformierte Stadtsynode aus Frankfurt und der Reformierte Konvent der EKHN. Zwei Delegierte vertreten die Theologischen Fakultäten in Frankfurt und Mainz. Weitere zehn Mitglieder werden aufgrund ihres besonderen Sachverstands von der Kirchenleitung berufen. Gemäß Kirchenordnung sollen mindestens zwei Drittel der gewählten Synodalen nichtordinierte Gemeindemitglieder sein, ein Drittel sind Pfarrerinnen und Pfarrer. Die Synode erlässt Gesetze, besetzt durch Wahl die wichtigsten Leitungsämter und beschließt den Haushalt. Als das maßgebende Organ geistlicher und rechtlicher Leitung trifft sie auch wichtige kirchenpolitische Entscheidungen. Ausschüsse und regionale Arbeitsgruppen bereiten die Entscheidungen der Synode vor.