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Wirbel in Wiesbaden - wie gehe ich mit auffälligen obdachlosen Menschen um?
Charlotte MattesAgim Kaptelli leitet das diakonische Werk in Wiesbaden, Volker Stabel ist dort Straßensozialarbeiter.10.05.2015 cm Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Auf ausgebreiteten Decken liegt er auf dem Boden. Um ihn stehen Tüten und sein Rollstuhl. Ein obdachloser Mann sorgt in Wiesbaden für Aufregung. Seit Mitte dieser Woche lebt er in der Wiesbadener Innenstadt. Davor hatte er sich seit dem Winter im Veilchenweg in Wiesbaden-Dotzheim eingerichtet. Das Problem für die Anwohner war, dass er weder eine Toilette noch eine Dusche aufsuchte. Am Montag hat er gepöbelt und daraufhin einen Platzverweis erhalten, deshalb sein „Umzug“ in die Innenstadt. Der Leiter des diakonischen Werkes in Wiesbaden, Agim Kaptelli vermutet, dass sich der Mann in normale soziale Beziehungen nur schwer einfügen könne.
Viele Anwohner im Veilchenweg fühlten sich gestört
„Anfangs gab es eine Welle an Sorge und Mitgefühl“ unter den Anwohnern, betont Kaptelli. Anwohner hätten dem Mann zum Beispiel Lebensmittel gebracht, doch als er sich im Veilchenweg häuslich einrichtete und der Hygienezustand schlechter wurde, hatten die Anwohner den Wunsch „,dass es eine soziale Lösung gibt“. Doch ein richterlicher Beschluss stellte fest, „dass keine Fremdgefährdung oder Selbstgefährdung vorliegt“, deshalb könne das diakonische Werk auch keine Hilfe aufzwingen, erklärt Kaptelli. Anwohner waren vergangenes Wochenende so wütend, dass sie ein Blatt in Klarsichtfolie aufhängten mit Worten wie „Bitte nicht ernähren“. Kaptelli könne es nachvollziehen, dass es zu solchen Texten kommt, auch wenn er diese nicht gutheißen könne. Der Straßensozialarbeiter der Diakonie Volker Stabel sieht die Situation mit der Lebensmittel-Versorgung zwiespältig: „Wenn man ihn versorgt, hat er keinen Grund etwas an seiner Situation zu ändern, aber wenn er Hunger leidet, bringt das auch nichts.“
Obdachloser Mann nimmt trotz Bemühungen keine Hilfe an
Die Wiesbadener Polizei, der Rettungsdienst, das Gesundheitsamt, das Ordnungsamt und das diakonische Werk haben bislang versucht, dem obdachlosen Mann in Wiesbaden zu helfen. „Es ist offensichtlich, dass dieser Mann in einer schweren Lebenssituation ist, aber der Zugang ist auch sehr schwierig“, sagt der Leiter des diakonischen Werkes. Das Werk hat dem Mann sogar einen Container gekauft, damit er einen sicheren, festen Wohnsitz hat, doch der Mann weigerte sich dort einzuziehen. Volker Stabel hat schon häufig versucht mit ihm in Kontakt zu kommen, jedoch vergeblich: „Mittlerweile, wenn ich mich ihm auf 50 Meter bei ihm nähere wird er bösartig. In zwanzig Jahren, ist das einer meiner härtesten Fälle, die ich erlebt habe.“
Was tun, wenn ich einem besonders auffälligen obdachlosen Menschen sehe?
Wichtig sei es, dass soziale Dienste wie Diakonische Werke, karikative Einrichtungen oder die Polizei informiert würden, damit diese von Fällen Bescheid wüssten und sich kümmern könnten, betont Kaptelli. Was sonst aktiv getan werden kann, sei von Fall zu Fall abhängig. Aber Kaptelli resümiert: „Wenn die Bevölkerung diesen Menschen wohlwollend begegnet, ist schon ein Schritt getan“