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    Fehler gemacht – Was nun?

    Online-Beichte ist eine Mogelpackung

    Mehmet Hilmi Barcin/istockphoto.com

    Im Internet die eigenen Fehltritte veröffentlichen und alles ist vergeben und vergessen? Bei der Online-Beichte gibt es jede Form der „Sünde“, für jedes Vergehen findet sich eine Ecke. Doch was ist dran an dem Modell? Ist nach einem Klick die Sünde weg?

    Dr. Raimar KremerDr. Raimar Kremer

    In sozialen Netzwerken wie Facebook zeigen die meisten Menschen ihre Schokoladenseite. Doch einige sind durchaus bereit, unter den Teppich zu schauen und ihre dunklen Seiten zu thematisieren. Dazu motiviert auch die Kampagne anlässlich des Buß- und Bettages „Hausputz für die Seele“. Aber für manche Menschen heißt die Lösung: Online-Beichte.

    Die Sünde also ab ins Web und weg? So einfach funktioniert das nicht, sagt Raimer Kremer, einer der Online-Seelsorger der EKHN. Er kritisiert die Beicht-Portale im Internet. „Ich kann zwar mein Leid mitteilen, aber auf der anderen Seite fehlt etwas“, sagt er. Beichte sei ein religiöser Begriff mit zwei Seiten: „Ich teile mein Leid mit jemandem und mir wird vergeben – ein ‚Sünden-Tauschverfahren‘.“ Die anonyme Online-Beichte auf Portalen wie beichthaus.com oder onlinebeichte.net rufe zwar Reaktionen der anderen User hervor, aber die Kommentare seien oft fragwürdig.

    Risiko: Seele schutzlos offenbaren

    Ohne eine Person, die Vergebung ausspricht, sei die Online-Beichte nutzlos, sagt der Pfarrer. „Ich offenbare, was mich belastet. Damit entblöße ich mich und werde verletzlich“, beschreibt Kremer. Aber danach bleibe der User allein, oder werde durch Kommentare sogar weiter verletzt.

    Viele Online-Beichten handeln von sexuellen Fehltritten und gewalttätigem Verhalten. Da könne ein anonymer Text im Internet vielleicht kurzfristig zu Linderung führen, vermutet Kremer. Das Veröffentlichen und mitfühlende Kommentare geben zwar den Anschein von Trost, aber langfristig bleibe der User allein mit seinem Gefühl der Schuld. „Die seelische Not kann nur gelindert werden, wenn ich mit jemandem spreche. Und zwar von Angesicht zu Angesicht“, sagt der Pfarrer. Daher sehe er in der Online-Beichte eine „Mogelpackung“.

    Gute Ansprechpartner für die eigenen Nöte

    Sein Tipp ist: „Suchen Sie sich jemanden, mit dem Sie sprechen können.“ Das könne jemand aus dem Familien- oder Freundeskreis sein, ein Psychologe oder auch der Pfarrer. „Bei den Protestanten gibt es die ‚Kollektiv-Beichte‘ – den Gottesdienst. Hier werden unsere Sünden im Namen Gottes vergeben“, erklärt Kremer. Er ergänzt: „Gott ist die vergebende Instanz, nicht wir selber.“ Bei der Online-Beichte fehle jedoch der Glaube.

    Dabei spiele die Art der „Sünde“ zunächst keine Rolle. „In den vergangenen Jahren hat sich unser Unrechtsbewusstsein verändert“, sagt Kremer. „Heute haben wir keine Angst mehr vor der Hölle.“ Das habe gesellschaftliche Gründe, liege aber auch in der modernen Theologie begründet. Zum Beispiel gebe es keine Strafandrohung bei Fehltritten. Aber jeder Mensch habe, unabhängig vom Strafgesetzbuch, eigene Werte, die gebrochen werden können. Jedes Delikt könne die Seele belasten, egal wie seltsam es für Außenstehende aussehe, so der Pfarrer.

    Nur persönliches Gespräch lindert Leid

    „Es ist wichtig mit jemandem zu reden. Nur das persönliche Gespräch hilft die seelische Not zu lindern“, sagt Kremer. Menschen, die niemanden zum Reden haben, empfiehlt er die Telefonseelsorge: „Hier haben Sie persönlichen Kontakt, verbunden mit einer Beziehung zu einem Menschen.“ Außerdem gebe es Beratungsstellen, die bei Problemen weiter helfen.

    Mehr Infos zu Seelsorge und Beratung auf EKHN.de

    Mehr Infos zu den Pfarrern im Netz auf EKHN.de

    Aktuelles zum Buß- und Bettag auf EKHN.de

    Video-Umfrage: „Was ist eine Seele“ auf youtube anschauen

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