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    Sterben

    Hospizpfarrerin warnt vor zu vielen Hospizen

    ewg3D/istockphoto.comSterben in Würde und GemeinschaftFriedhofslicht im Herbstlaub

    Gutes Sterben in Gemeinschaft - Hospizpfarrerin Beate Jung-Henkel blickt auf 25 Jahre hospizliche und palliative Arbeit zurück. Sie warnt vor „Ökonomisierung“ und zu vielen Hospizen.

    epdHospizpfarrerin Beate Jung-Henkel„Wir dürfen die Hospizidee nicht verlieren, den Gedanken, dass alle Menschen in der Bürgergesellschaft für ein gutes Sterben mitverantwortlich sind“, sagt Hospizpfarrerin Beate Jung-Henkel.

    Die ehrenamtliche Begleitung von schwer kranken und sterbenden Menschen hat sich nach Ansicht der hessen-nassauischen Hospizpfarrerin Beate Jung-Henkel gesellschaftlich etabliert. In den vergangenen 25 Jahren sei die hospizliche und palliative Arbeit in den Strukturen des Gesundheitssystems angekommen und auch in den Kirchen zu einem wichtigen Thema geworden, sagte Jung-Henkel dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zur Bewusstseinsbildung hätten nicht zuletzt die Arnoldshainer Hospiztage beigetragen, die seit 1991 in Schmitten im Taunus ausgerichtet werden.

    Zu den Erfolgen zählt die 58-jährige Theologin, die die Pfarrstelle für Hospizarbeit und Klinikseelsorge am Krankenhaus St. Josef in Rüdesheim bekleidet, vor allem die Gründung von ambulanten Hospizdiensten, die Ausbildung ehrenamtlicher Kräfte, regelmäßige Teamsitzungen und Supervisionen. Außerdem sei erreicht worden, dass die ambulanten Hospizgruppen und -initiativen pro Sterbebegleitung bei den Landesverbänden der Krankenkassen eine Pauschale beantragen könnten. Das Geld diene etwa dazu, die hauptamtlichen Koordinatorinnen der Dienste zu bezahlen.

    Patienten sehnen sich am Lebensende nach Ruhe

    Jung-Henkel warnte allerdings vor einer Vereinnahmung der Hospizidee durch Experten und damit vor einer „Ökonomisierung“. Die Schmerzmediziner, Pflegefachleute, Sozialpädagogen oder Psychologen sollten nicht meinen, sie seien unbedingt nötig, um Menschen ein gutes Sterben zu ermöglichen. Sie sorgten nicht selten für „große Unruhe“, dabei sehnten sich die meisten Patienten am Lebensende nach Ruhe.

    „Wir dürfen die Hospizidee nicht verlieren, den Gedanken, dass alle Menschen in der Bürgergesellschaft für ein gutes Sterben mitverantwortlich sind“, mahnte die Pfarrerin. „Die Sterbenden dürfen nicht aus der Gemeinschaft herausfallen.“ Die Hospizarbeit lebe von den Ressourcen Zeit, Ehrenamtlichkeit, Unabhängigkeit und Freiheit von ökonomischen Zwängen, betonte Jung-Henkel. „Ehrenamtliche bringen die Welt in die Krankenzimmer, sie erzählen und hören zu, ohne auf die Uhr zu sehen. Das ist nicht von Professionellen zu leisten.“

    Meiste Menschen wollen im Kreis der Familie sterben

    Jung-Henkel rief auch dazu auf, nicht unbegrenzt stationäre Hospize zu gründen, „weil das Angebot die Nachfrage erhöht“. Stationäre Hospize würden zwar in allen Regionen gebraucht, weil es immer mehr Alleinstehende gebe. Die meisten Menschen wollten allerdings zu Hause im Kreise ihrer Familien sterben. Deswegen gelte auch bei der Sterbebegleitung der Grundsatz „ambulant vor stationär“. 

    Alles in allem seien die Hospizhelferinnen und -helfer in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau mit ihrem Dienst sehr zufrieden, sagte Jung-Henkel. Auch seien genügend Interessenten vorhanden. Sie durchliefen eine standardisierte Ausbildung, träfen sich später regelmäßig zu Teamsitzungen und Superversionen und bekämen die Fahrtkosten erstattet. Darüber hinaus könnten sie das, was sie bei den verschiedenen Zusammenkünften lernten, in den eigenen Partnerbeziehungen anwenden, ergänzte die Pfarrerin. „Viele sagen: Mein Leben ist viel kostbarer geworden, seit ich mich mit dem Sterben beschäftige.“

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