Reformationsjubiläum 2017

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    Alleine machen muss sein

    Das kleine Kind will die Holzklötze alleine stappeln und die ältere Dame möchte das Lied im Gesangbuch alleine aufschlagen: Warum das „Alleine machen“ bei jung und alt wertvoll ist, sagt Dekan Andree Best.

    „Alleine machen“, sagt das Kind, zwei Jahre alt. Es steht wacklig auf seinen Beinen, muss sich am Tisch festhalten und will Holzklötze aufeinanderlegen. Ich will helfen, aber das Kind ruft sofort: „Alleine“. Mehr als drei Klötze kriegt es nicht aufeinander, dann wackelt alles und fällt um. Dem Kind ist das egal. Es fängt wieder von vorne an und denkt wohl: „Ich kann das; bin schon groß.“

    Alleine machen muss sein. So fühlt sich das Kind wertvoll. „Alleine machen“ sagt auch die alte Dame, über neunzig Jahre alt. Sie sitzt im Rollstuhl. Ihre Sinne sind häufig verwirrt. Zum Gottesdienst aber kommt sie gerne aus ihrem Zimmer. Die alte Dame hat das Gesangbuch in den Händen und sucht Nummer 503. Ich möchte ihr helfen. Das soll ich aber nicht. „Alleine“, sagt sie so leise wie bestimmt und blättert langsam das Buch durch. Als sie die 503 sieht, strahlt sie. Sie hat es geschafft.

    Bei Zahlen geht es noch mit den Sinnen. Sonst ist die Erinnerung zwar nicht weg, aber durcheinander. Manchmal erkennt sie jemanden, strahlt, meint aber einen anderen. Viele wollen ihr helfen. Manchmal sagt sie streng: Nein, alleine. Wie ähnlich werden wir dem, der oder die wir einmal waren. Hilflos und stolz; klein und doch wichtig; wacklig auf den Beinen und zugleich festen Willens. „Alleine machen“ ist wertvoll. Es zeigt dem Kind: Ich kann schon etwas; oder dem alten Menschen: Ich kann noch etwas. Ich habe mich nicht aufgegeben; bin noch nicht ganz verloren in einer mir fremden Welt.

    Wer alt wird und seine Sinne verliert, wird wieder ähnlich dem Kind, das man einmal war. Braucht Hilfe, aber nicht zu viel. Braucht Achtung trotz Verwirrung. Und will wertvoll sein oder bleiben. Wie man Kindern hilft, ein eigener Mensch zu werden, hilft man Alten, Mensch zu bleiben und sieht auf Verwirrte oder Verstörte nicht mit der eigenen Ungeduld, sondern anders. Nämlich mit dem Gefühl des Menschen Jesus Christus, der uns sagte: „Wer wie ein Kind ist, kommt ins Himmelreich.“

     

    Dekan Andree Best, Evangelisches Dekanat an der Dill 

     

     

     

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