Synodenwort
Sorge um zunehmenden Antisemitismus
Bild: © Getty Images, kali9Jüdinnen und Juden sollen auch in Deutschland friedlich und sicher leben können08.10.2021 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Mit großer Sorge hat die Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) bereits vor zwei Jahren einen wachsenden Antisemitismus in Deutschland wahrgenommen. Die jüngsten Berichte über einen mutmaßlich antisemitischen Vorfall in Leipzig um den jüdischen Künstler Gil Ofraim haben das bedrückende Thema Antisemitsmus wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht.
Resolution aus 2019 weist bereits auf zunehemde Vorfälle hin
In einer Resolution hatte die Synode der EKHN bereits 2019 ihre Ablehnung jeder Form von Judenfeindschaft gegenüber bekräftigt und ihre Solidarität mit allen Menschen jüdischen Glaubens nochmals deutlich zum Ausdruck gebracht. In dem einstimmig verabschiedeten Papier gegen Antisemitismus heißt es, dass „in unserem Land und darüber hinaus in unverhohlenen und dreisten Formen antisemitische Äußerungen und judenfeindliche Angriffe zunehmen“. Die Bedrohung von Menschen jüdischen Glaubens in Berlin, das Mobben von jüdischen Schülerinnen und Schülern, antisemitische Schmierereien und NS-Symbole auf Grabsteinen und Briefkästen, telefonische Drohungen sowie judenfeindliche Kommentare und antisemitische Lieder im Internet und die Infragestellung des Staates Israel „sind gänzlich unerträglich und dies wollen wir nicht hinnehmen“, heißt es in der Entschließung.
Lange Geschichte des Antisemitismus entgegensetzen
Die hessen-nassauische Synode erinnert darüber hinaus daran, dass „in kirchlicher Lehre und Liturgie über Jahrhunderte hinweg eine antijüdische Haltung verbreitet wurde, die mit zur Durchsetzung des rassistischen Antisemitismus der Neuzeit beigetragen und den Gewaltverbrechen der NS-Diktatur im Holocaust den Boden bereitet hat“. An der langen Geschichte des Antijudaismus und Antisemitismus in Europa sei auch die evangelische Kirche mitschuldig. Deshalb sei auch „jede Verharmlosung der Verbrechen des Dritten Reiches und eine Infragestellung der Erinnerungskultur in Deutschland“ vehement zurückzuweisen.
Dankbarkeit für Dialog mit jüdischer Gemeinde
Die Synode hebt in ihrem Papier ausdrücklich die Dankbarkeit für die „in den letzten Jahren gewachsenen Beziehungen zu den jüdischen Gemeinden und deren Vertreterinnen und Vertretern“ hervor. „Diese Beziehungen wollen wir weiter vertiefen und pflegen. Mit allen unseren Möglichkeiten wollen wir uns gegen das Wideraufflammen des Antisemitismus stellen!“, heißt es weiter. Und: „In der Anerkenntnis unserer Schuld und unserer Verbundenheit mit den Juden spüren wir als Synodale die grundlegende Verpflichtung, judenfeindliche Äußerungen und Handlungen aufzudecken und engagiert gegen sie vorzugehen.“
Neue Antisemitismusbeauftragte begrüßt
Die Stellungahme begrüßt zudem die Berufung von Antisemitismusbeauftragten durch die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz und hoffe, dass dadurch „weitere geeignete Möglichkeiten zur Aufdeckung, Bekämpfung und Überwindung antisemitischer Einstellungen und Vorhaben entstehen“. Die Resolution fordert schließlich kirchliche Bildungseinrichtungen und politisch Verantwortliche auf, „auf die Zunahme von Antisemitismus mit verstärkten Bildungs- und Präventionsmaßnahmen zu antworten“. In den Schulen dürfe er künftig „kein Verdrängen antisemitischer Vorfälle“ mehr geben.
Die Resolution gegen Antisemitismus im Internet als Download (pdf):
www.kirchenrecht-ekhn.de/synodalds/43219.pdf