Bilanz Reformationsjubiläum
Reformationsjubiläum setzt Impulse und zeigt Herausforderungen auf
EKHN/Istock_Andrew Rich01.12.2017 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Im Rückblick auf das 500. Reformationsjahr zog das Projektbüro eine positive Bilanz: so konnte in der Öffentlichkeit ein „deutlicher Impuls gesetzt werden, der auch in Politik, Gesellschaft und Medien ein breites Echo ausgelöst hat“. Als herausragend habe sich zudem eine starke Vernetzung vor Ort gezeigt, wozu auch die vielfach intensivierten Kontakte zur katholischen Kirche zählten.
Themen in Öffentlichkeit gebracht
Nach Worten des Leiters des Projektbüros, Christian Ferber, habe sich die evangelische Kirche auch als „kampagnenfähig“ erwiesen. Verschiedenste Ebenen und Einrichtungen hätten miteinander kooperiert. „Der 31. Oktober, der einem wie Weihnachten vorkam, angesichts der fast überall hoch frequentierten Gottesdienste und Feierlichkeiten, hat gezeigt: Kirche noch gemeinsam mit anderen Partnern theologische Themen in der Öffentlichkeit setzen“, so der Theologe.
Zukunftsweisende Arbeitsformen gezeigt
Ferber hob auch die Präsenz der hessen-nassauischen Kirche auf der Weltausstellung der Reformation in Wittenberg als „zukunftsweisenden Ansatz“ hervor. Das Programm rund um die LichtKirche, den Segensparcours mit der Roboter-Installation „Bless-U2“ sowie das Engagement von 200 Ehrenamtlichen hätten dazu beigetragen. Insgesamt lasse sich aber auch feststellen, dass weitgehend historische und kulturelle Veranstaltungsformate das Festjahr geprägt hätten. Es bleibe die Herausforderung, weiter zu klären, welche theologische Bedeutung der Protestantismus im 21. Jahrhundert noch hat. Dazu gehöre auch, beispielsweise die Herausforderungen einer vielfältiger und weltlicher werdenden Gesellschaft noch stärker in den Blick zu nehmen.
Impuls für Ökumene gegeben
Der Präses der hessen-nassauischen Kirchensynode, Ulrich Oelschläger, bezeichnete das 500. Jahr der Reformation als „echtes Beteiligungsjubiläum“. Vor Ort seien viele neue Verbindungen entstanden, zum Beispiel mit Kultureinrichtungen oder Kommunen. Vor allem sei die Reformation in diesem Jahr an vielen Orten ökumenisch gefeiert worden. „So viele gemeinsame ökumenische Veranstaltungen hat es in dieser Dichte niemals zuvor gegeben. Das macht Hoffnung auf mehr“, so Oelschläger.
Doppelpunkt hinter Reformation gesetzt
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung rief im zu Ende gehenden 500. Jahr der Reformation dazu auf, „das Jubiläumsjahr mit einem Doppelpunkt zu beschließen“. Mit dem 31. Oktober 2017 sei zwar das Festjahr beendet worden, nicht aber die durch Martin Luther aufgeworfene Herausforderung, „immer wieder neu nach Gott und der Welt zu fragen und aus der Kraft des Evangeliums zu leben“. Aus Luthers „Neuentdeckung des Evangeliums“ heraus habe der Reformator mit vielen anderen zusammen die Kirche neu gestaltet und auch wichtige Impulse für das Zusammenleben in der Gesellschaft gegeben. Als Beispiel nannte er das bis heute wirkende neuzeitliche Freiheitsverständnis oder die Förderung der Bildung durch die Reformation. Das Gedenkjahr der Reformation kann nach Kirchenpräsident Jung ein „Motivationsschub dafür sein, jetzt die Ökumene voranzutreiben und zugleich den Zusammenhalt der Gesellschaft zu fördern“. Er danke allen, insbesondere Gemeinden und Einrichtungen aber auch außerkirchlichen Institutionen wie Kommunen und Schulen für das große Engagement im Jubiläumsjahr.
Gigantische Wissenschaftsleitung vollbracht
Der frühere Bischof der Kirchenprovinz Sachsen und Professor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Axel Noack, sagte in seinem Gastbeitrag vor der Synode, dass das Reformationsjubiläum vor allem in der Wissenschaft „Gigantisches“ geleistet habe. So seien zahlreiche neuen Luther-Biographien oder Werksausgaben entstanden. Als bemerkenswert habe sich auch die große Anzahl von katholischen Themen im Reformationsjubiläum etwa in speziellen Ausstellungen gezeigt. Weitgehend unbeachtet seien jedoch die kritischen Impulse von Martin Luther in wirtschaftsethischen Fragen geblieben. Auch den Herausforderungen einer „Ökumene der Religionen“ im 21. Jahrhundert sei nicht ausreichend nachgegangen worden. Noack regte an, dass die evangelischen Kirchengemeinden sich weiterhin auf lokaler Ebene mit der Reformation beschäftigen sollten. In den zwei Jahrzehnten nach 1517 hätten viele Gemeinden ihre ersten protestantischen Prediger verzeichnen können. Daran ließe sich in den nächsten Jahren vor Ort anknüpfen.
Film- und Internettipp
Ein Film mit den schönsten Bildern des Reformationsjubiläums in der hessen-nassauischen Kirche ist zu sehen rechts in der Spalte oder direkt bei youtube: www.youtube.com/watch