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    Papst-Wahl

    Kirchenpräsident Jungs Erwartungen an Papst

    Mr_Kermit/ istockphoto.comKonklaveIm Vatikan

    Starke gesellschaftspolitische Impulse, wenig Neues in der Ökumene und einen glaubwürdigen Lebensstil erhofft sich Volker Jung von Papst Franziskus.

    EKHNKirchenpräsident der EKHNDr. Volker Jung

    Darmstadt, 14. März 2013. Starke gesellschaftspolitische Impulse, wenig neues in ökumenischen und anderen theologischen Fragen sowie einen persönlich glaubwürdigen Lebensstil erwartet Pfarrer Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), vom neuen Papst Franziskus. Die Ökumene zwischen katholischer und evangelischer Kirche könne nun wieder stärker zur Aufgabe der katholischen Bischöfe in Deutschland werden, vermutet Jung. Wörtlich sagte er einen Tag nach der Wahl des neuen Papstes:

    Armut, Ungerechtigkeit, Umweltbedrohung, Migration und moderne ethische Fragen

    Viel erwarte ich von Papst Franziskus zu drängenden gesellschaftlichen Fragen mit weltweiter Dimension: Armut, Ungerechtigkeit und Umweltbedrohung sind ihm wohl vertraut. Darin kann er mit seiner lateinamerikanischen Herkunft und mit seinem bescheidenen, volksnahen Lebensstil auch persönlich ein glaubwürdiges Vorbild sein. Als Einwandererkind wird er sensibel für die allgegenwärtigen Themen von Migration sein. Gespannt bin ich, wie er sich zu anderen drängenden Fragen unserer postmodernen Gesellschaft stellt, etwa zu medizinethischen und familienpolitischen Fragen wie Empfängnisverhütung, Scheidungen und zur Akzeptanz von Homosexuellen in der Gesellschaft. Theologisch ist der neue Papst offenbar eher konservativ. Deshalb befürchte ich, dass auch weiterhin Geschiedene nicht zur Eucharistie zugelassen werden und Frauen kaum auf mehr Möglichkeiten in der katholischen Kirche hoffen können. Ganz zu schweigen von einem gemeinsamen Abendmahl mit uns Evangelischen. 

    Der neue Papst und die evangelische Kirche

    Skeptisch gespannt bin ich darauf, wie der neue Papst auf die evangelische Kirche zugehen wird. Ich hoffe, dass er sie bei seinem Aufenthalt in Frankfurt als starken und seriösen ökumenischen Partner wahrgenommen hat. Und dass er diese zu unterscheiden weiß von den charismatisch-evangelikalen Bewegungen in Lateinamerika, die dort viele Menschen ansprechen und von der katholischen Kirche abwerben. Möglicherweise sind in Bezug auf die Ökumene mit uns Evangelischen jetzt die deutschen Bischöfe wieder stärker gefragt.

    Papst Franziskus benennt sich nach dem Gründer der Franziskaner, die Bescheidenheit leben. Doch er ist Jesuit, er gehört also dem Orden an, der im 17. Jahrhundert die Gegenreformation organisiert und viele Evangelische in große Not gestützt hat. Ich hoffe, dass das für ihn und für uns Vergangenheit bleibt. Jesuiten stehen heute für geistliches Leben, gute Bildung, gesellschaftspolitische Sensibilität und Dialogbereitschaft. Der Welt mit ihren vielen Herausforderungen helfen wir am besten mit einem möglichst gemeinsamen christlichen Zeugnis für Toleranz, Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.“

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