Reformationsjubiläum 2017

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    Antwort-Suche in Worten eines sterbenden Priesters

    Kirchenpräsident greift Zweifel an Auferstehung auf

    Quelle: © Getty Images, BrianAJacksonAuferstehung"Auch der Priester hat die Krankheit nicht überlebt. Aber offenbar hat er bis zuletzt von Gottes Frieden geredet, der größer ist als alles, was wir verstehen und begreifen. Der junge Arzt hat erzählt, dass ihm der Glaube des Priesters selbst immer wieder Kraft und Halt gegeben hat, seine schwere Arbeit zu tun."

    In seinen Gedanken zum Osterfest 2020 zeigt Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHN, Verständnis für die Menschen, die an der Auferstehung Jesu zweifeln. Er selbst versteht die biblischen Erzählungen so: „Nach dem Tod schenkt Gott ein neues Leben ganz anderer Art.“ Dabei erzählt er von einem italienischen Priester, der am Corona-Virus starb: „Bis zuletzt hat er von Gottes Frieden geredet.“

    EKHN/NeetzJung vor dem Altar mit Bibel in der HandKirchenpräsident Dr. Dr. h.c. Volker Jung

    Die Osterbotschaft ist die Botschaft vom Sieg des Lebens über den Tod. Christinnen und Christen feiern, dass Jesus nicht im Tod geblieben ist.  „Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden.“ Das ist der alte Ostergruß.

    Auswirkungen des Corona-Virus

    In diesem Jahr erklingt die Botschaft in einer für uns alle sehr schwierigen und angespannten Zeit. Das Corona-Virus bedroht unser Leben. Die Krankheit kann den Tod bringen. Nicht wenige fürchten um ihr Leben – besonders kranke und alte Menschen. Andere fürchten um ihre wirtschaftliche Existenz. Und wir alle wissen nicht, was die nächsten Wochen bringen werden. Dass wir uns zurzeit nicht in den Kirchen versammeln, um Gottesdienste zu feiern, ist richtig. Es geht darum, dass wir alles tun müssen, um eine schnelle Ausbreitung der tückischen Krankheit zu verhindern.

    Ostern 2020: Wie mit den Zweifeln an der Auferstehung umgehen?

    Kann uns die Osterbotschaft jetzt helfen? Jesus ist auferstanden. Damit ist der Glaube verbunden: Es gibt ein Leben nach dem Tod – nicht nur für Jesus.
    Nicht erst heute, auch früher schon, ja von Anfang begleiteten Zweifel und Fragen den Glauben an die Auferstehung: Wie kann das gehen? Schnell war deutlich: Darauf gibt es keine einfache Antwort. Es gibt nur Menschen, die von der Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod erfüllt waren, weil ihnen der auferstandene Christus erschienen ist. Sie haben dann versucht, dafür angemessene Worte zu finden. Einer von ihnen ist Paulus. Er beschreibt es so: „Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft.“ (1. Korinther 15,42-44)

    "Neues Leben ganz anderer Art"

    In meinen Worten gesagt: Nach dem Tod schenkt Gott ein neues Leben ganz anderer Art. Es wird nicht bedroht sein von Krankheit, Schmerzen und Tod. Es kann nicht durch Gewalt zerstört werden. Das bedeutet auch: Gott sorgt für Gerechtigkeit. Wir können nicht sagen, wie Gott dies tut. Aber Gott setzt die Opfer ins Recht. So wie Gott Jesus, der Opfer menschlicher Gewalt geworden ist, aus dem Tod herausholt und erhöht – in einem neuen Leben.

    Das Geheimnis des Lebens und das Geheimnis Gottes

    Gerne wüsste man, wie das sein wird. Aber damit stoßen wir Menschen an die Grenzen unseres Verstehens. Wir begegnen dem Geheimnis des Lebens und auch dem Geheimnis Gottes. Dazu gehören immer Fragen und Zweifel. Menschen können nur hoffen und glauben, dass Gottes Kraft zum Leben stärker ist als der Tod. Diese Hoffnung hat Jesus Christus gelebt und im wahrsten Sinn des Wortes verkörpert – mit seinem Leben, mit seinem Tod und mit seiner Auferstehung.

    Glaube schenkt Kraft, nicht zu verzweifeln

    Für mich gehören die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod und das Leben hier und jetzt fest zusammen. Der Glaube daran, dass das Leben, das Gott schenkt, größer ist als das, was wir hier erleben, gibt mir immer wieder Kraft. Es gibt mir Kraft, nicht zu verzweifeln, wenn der Tod mitten ins Leben einbricht – so wie auch jetzt in der Corona-Pandemie erleben.

    Sterbender Priester sprach von Gottes Frieden

    Mich hat in diesen Tagen sehr berührt, was ein junger Arzt aus Italien erzählt. Er hat Corona-Patienten behandelt und musste erleben, dass er viele nicht retten konnte. Unter den Patienten war ein Priester. Auch der Priester hat die Krankheit nicht überlebt. Aber offenbar hat er bis zuletzt von Gottes Frieden geredet, der größer ist als alles, was wir verstehen und begreifen. Der junge Arzt hat erzählt, dass ihm der Glaube des Priesters selbst immer wieder Kraft und Halt gegeben hat, seine schwere Arbeit zu tun. Seine Erzählung gipfelte in dem Satz: „Ich bin froh, zu Gott zurückgekehrt zu sein, während ich vom Leiden und Tod meiner Mitmenschen umgeben bin.“

    Gott ist ein Gott des Lebens

    Ja, wir wissen nicht, wie es nach dem Tod sein wird. Wir wissen aber: Gott ist ein Gott des Lebens und nicht des Todes. Ihm können wir auch das anvertrauen, was hier für uns schmerzlich und sinnlos bleibt.
    Dem jungen Arzt hat der Glaube neue Kraft gegeben. Diese Kraft brauchen wir jetzt in dieser schweren Zeit und auch noch danach. Der Glaube, der sich dem Leben anvertraut, hier und nach dem Tod, verbindet uns mit der Kraft Gottes. Es ist eine Kraft, die hilft, wieder nach vorne zu schauen. Und es ist eine Kraft, die uns dazu führt, aufeinander zu achten und füreinander da zu sein.

    Ich wünsche Ihnen ein frohes und gesegnetes Osterfest!

    Volker Jung, Kirchenpräsident

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