Einführung
Kirche soll den Menschen dienen
Becker-von Wolff11.09.2023 hjb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Der Einführungsgottesdienst war geleichzeitig der Schlusspunkt der Festwoche "975 Kirchweihe Stadtkirche Haiger". Für die musikalische Begleitung sorgte Joachim Raabe an der Orgel und am Piano sowie unter seiner Leitung die Band "Klangsteine" und das Duo Annemie Nöh und Tim Benedikt Raabe.
Fest der Begegnung statt Grußworte
Kurz vor dem Festgottesdienst hat Parviz Mir-Ali die Multimedia-Inszenierung „lebendige Fresken“ den Gottesdienstbesuchern präsentiert. Im Anschluss an den Gottesdienst gab es bei sommerlichen Temperaturen draußen ein Fest der Begegnung auf der Wiese zwischen Gemeindehaus und Stadtkirche. Es wurden Kaltgetränke, Eis, Kaffee und Kuchen sowie auch Grillwürstchen angeboten. Für Kinder gab es eine Hüpfburg. Vor den Augen der Besucher wurde das am Vortag von Kindern begonnene Graffiti am Gemeindehaus von den beiden Künstlern Harti und Scid vollendet.
Predigt als persönliche Ansprache
In seiner sehr persönlichen und programmatischen Predigt orientierte sich Dekan Andree Best an dem Lied "Meine Kirche lebt von Dir und mir" (97 EG+), das Eugen Eckert geschrieben hat: Das Lied wurde schon zu Beginn der Festwoche in der Stadtkirche Haiger gesungen. Es sei "melodisch nicht ganz einfach" und der Text sei "sicher nicht ganz unumstritten" - eben wie die Kirche selbst, sagte Pfarrer Andree Best. Der gebürtige Siegerländer und in Sechshelden aufgewachsene Junge erzählte von seinen ersten Berührungspunkten mit Kirche - dazu zähle auch die Stadtkirche Haiger, in der er als Kind getauft und später als Chorsänger im Kinderchor mitsang. Schon zu der Zeit war er beeindruckt von den bunten Fresken in der Stadtkirche Haiger.
In dieser Kirche, in der er von der Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer als neuer Dekan eingeführt wurde, sagte er: "Die Kirche gehört uns - und das ist die evangelische Idee, eine Errungenschaft der Reformation, die längst ökumenisch verankert ist: Die Kirche ist für die Menschen da - zum Lob Gottes und für den Nächsten". In seiner Predigt warb Dekan Andree Best für eine vielfältige und kreative Kirche - auch als offenes Haus für Flüchtlinge und Heimatsuchende.
Kirche setze auf Barmherzigkeit
Die Institution Kirche sei nicht perfekt, so Dekan Andree Best. "Das war sie nie und wird sie auch nicht werden. Kirche macht sich auch schuldig, sie macht Fehler und setzt doch auf Barmherzigkeit. Diese Barmherzigkeit komme nicht aus der Kirche selbst sondern von dem der das Haupt der Kirche ist: Jesus Christus", sagte Pfarrer Andree Best.
Eine gute Gemeinde, eine gute Kirche reflektiere sich im Licht des Evangeliums und lasse sich im Idealfall von Gottes Geist leiten. Und es brauche weltliche verfasste Strukturen: "Nur Singen und beten - das ging schon in den Anfängen der Kirche mächtig schief", sagte der Dekan Andree Best. Weil in der Gemeinde Einzelne benachteiligt waren, wurde die Diakonie erfunden. "Recht früh ging es hier schon ums Geld, die Kollekte und der Haushaltsplan wurden eingeführt", so Best. Die Kirche sei geheiligt und dennoch nicht gefeit bisweilen auf dem Holzweg zu sein. Nicht eine einheitliche Form von Kirche sei entscheidend, so best, sondern "das Christus die Kirche in Vielfalt eint".
Die Kirche: Ständig und stetig im Wandel
Die Kirche verändere sich: "Aber das war aber immer schon so", sagte Best. "Kirche ist Bewegung und Bewegung heißt Veränderung. Das fordert Energie, Anstrengung und Einsatz. Es hat nie einen missionarischen Aufbruch ohne Bewegung gegeben", sagte der 46jährige Dekan und fügte an: "Auch wenn es nach meinem Ideal von Kirche keinen Ärger geben sollte, werde ich es als Dekan nicht allen recht machen können. Ich bleibe dabei: Besitzstandwahrung ist keine neutestamentliche Kategorie". Er wolle als neuer Dekan sein Möglichstes tun, damit Kirche bei den Menschen bleibe, auch wenn die Wege künftig weiter werden. "Ein guter Hirte verharrt nicht an einem Ort sondern führt seine Herde von Aue zu Aue und von Waser zu Wasser".
Die Kirche sei auf einem guten Weg, wenn sie den Anfang zum Ziel hat: Jesus Christus. Den Kirchenvorständen und den Pfarrerinnen und Pfarrern rief der neue Dekan zu, eigene Bilder und Träume von Kirche zu leben. "Traum und Realität dürfen wir nicht aus den Augen verlieren. Wenn Anspruch und Wirklichkeit nicht mehr zusammenpassen, dann brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn Menschen der Kirche den Rücken kehren", sagte Dekan Andree Best. Er nannte August Theis, der als Missionar der Rheinischen Mission von Haiger aus vor 120 Jahren sein Bild von Kirche nach Indonesien trug, als Beispiel. Die Christen der Christlich-Protestantischen Simalungun-Kirche (GKPS) in Sumatra feiern zur Zeit das Jubiläum der von August Theis gegründeten Kirche. Mit Pfarrer Ralf Arnd Blecker und der Delegation, die derzeit in Sumatra ist, habe Dekan Andree Best vereinbart in dieser Verbundenheit das Lied "Lobet den Herren" in Sumatra und in Haiger anzustimmen. In Haiger wurde damit der Gottesdienst eröffnet.
» Der Festgottesdienst lässt sich noch einmal mitverfolgen unter:
https://www.youtube.com/live/uc_orZ2GngY?si=T_kCAIIYFD4O9xqF
Zur Person Andree Best
Die Frühjahrssynode im Evangelischen Dekanat an der Dill hat im März 2023 Pfarrer Andree Best aus Herborn mit großer Mehrheit zum neuen Dekan und Nachfolger von Pfarrer Roland Jaeckle gewählt. Die Amtszeit des neuen Dekans hat zum 1. August 2023 begonnen. Die Synode wählt den Dekan für sechs Jahre. Er ist der zweite Dekan des 2016 fusionierten Dekanats an der Dill.
Pfarrer Andree Best (Jahrgang 1977), gebürtig in Siegen und aufgewachsen in Sechshelden, hat in Marburg und Leipzig evangelische Theologie studiert. Sein Vikariat führte ihn nach Wiesbaden zur Evangelischen Kirchengemeinde Klarenthal. Ordiniert wurde er durch Propst Michael Karg in der Kirchengemeinde Herborn, wo er seit 16 Jahren als Pfarrer tätig war.
Seit 2007 ist Andree Best Mitglied der Dekanatssynode, seit zwei Jahren Mitglied im Dekanatssynodalvorstand (DSV). Im damaligen Dekanat Herborn war er Diakoniepfarrer und Mitglied im Hauptausschuss des Diakonischen Werkes in Hessen und Nassau.
Als Jugendpfarrer im Dekanat war Andree Best an der Entwicklung des Konzeptes einer Jugendkirche sowie eines regionalisierten Jugendkonzeptes beteiligt.
Als Lehrpfarrer ist für die Ausbildung von jungen Pfarrern mitzuständig. Pfarrer Andree Best war Mitglied der EKHN-Kirchensynode und Mitglied im Beirat der kirchlichen Studienbegleitung. Seit 2007 bis heute ist er Vorsitzender der Verbandsvertretung der Diakoniestation Herborn-Sinn.
Er ist mit der Religions- und Gemeindepädagogin Christina Best verheiratet, das Ehepaar hat drei Kinder.
Unsere Fotos:
Gruppenfoto vor der Stadtkirche: Der neue Dekan Pfarrer Andree Best (Bildmitte) wurde in Haiger von Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer (2.v.r.) und den Mitgliedern des Dekanatssynodalvorstandes (DSV), darunter Präses Dr. Wolfgang Wörner, sowie weiteren Wegbegleitern wie dem früheren Dekan Roland Jaeckle (4.v.l.) und dem katholischen Amtskollegen Christian Fahl (3.v.l.) eingeführt und gesegnet.
Im Gottesdienst erhielt er von Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer die Ernennungsurkunde.
Sangen im Gottesdienst ein Duett: Annemie Nöh und Tim Benedikt Raabe.
Vor den Augen der Besucher wurde das von Kindern am Vortag begonnene Graffiti am Gemeindehaus von den beiden Künstlern Harti und Scid vollendet. FOTOS: BECKER-VON WOLFF