975 Jahre Stadtkirche Haiger
„Mehr als eine große Menge Steine“
Ralf Triesch03.09.2023 hjb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
VON RALF TRIESCH
In seiner Predigt bezeichnete Prädikant Andreas Rompf das Gotteshaus als ein Gebäude, „das über viele Jahrhunderte seine Spuren hinterlassen und viele Menschen beeindruckt hat“. Die Kirche sei ein Ort zum Verweilen, in dem man neue Impulse für das Leben bekomme und Gemeinschaft erfahre.
Die Besucher erlebten im Beisein des neuen Dekans Andree Best einen informativen und abwechslungsreichen Gottesdienst, zu dem auch der junge Organist Leonard Gürtel (13) sowie der Gospelchor „Spirit & Joy“ (Leitung: Steffen Nies) mit Liedern wie „Hakuna Wakaita sa Jesu“ (Jesus ist einzigartig“) oder „Wade in the water“ beitrugen. Mit Schriftlesungen und Fürbitten ergänzten Susann Brustolon und Katharina Kring den Gottesdienst.
Andreas Rompf erinnerte in seiner Predigt an „die Botschaft, die die Menschen verbindet“ und zitierte eine Stelle aus dem Johannesbrief (1. Johannes 4, 7 – 12), in der in sechs Versen 15 Mal das Wort Liebe auftaucht. Die Idee des Glaubens sei es, „dass wir einander liebhaben“. Kirche lebe von den Menschen, die in ihr engagiert seien. Es gehe darum, selbstlos zu helfen, barmherzig zu sein und mitzuarbeiten, knüpfte Rompf an die Textlesung zum „barmherzigen Samariter“ an.
In den 975 Jahren Kirchengeschichte habe es sicher deutlich schlechtere Zeiten gegeben als heute. Deshalb gelte es, angetrieben von der grenzenlosen Liebe Gottes zu leben. „Gott befähigt uns, Liebe anzunehmen und weiterzugeben“, schloss Rompf seine Predigt mit einem Appell „Tun wir heute, was uns möglich ist, mit den Gaben und Fähigkeiten, die Gott uns schenkt. So wie es die Menschen hier vor uns gemacht haben – und, wenn Gott es will, die Menschen nach uns hier auch noch tun werden.“
„Das Jahr 1048 im Hochmittelalter liegt unfassbar weit zurück“, sagte Anke Nöh von der katholischen Gemeinde „Zum guten Hirten an der Dill“ in ihrem Grußwort. Die Stadtkirche sei seither „nicht nur da, sondern immer mittendrin“ gewesen. Sie biete den Christen „Halt und Schutz“. „Der Bau des Kölner Doms begann erst 200 Jahre später“, erinnerte die Sprecherin des Pfarrgemeinderats.
In einem eher unspektakulären Jahr 1048 seien seinerzeit viele kirchliche und politische Würdenträger zur Einweihung nach Haiger gekommen, was die Bedeutung des Bauprojekts dokumentiere. Das Gotteshaus habe viel erlebt, sei bei vielem „dabei“ gewesen und habe auch den Wandel von einer katholischen zu einer evangelischen Kirche – etwa 400 Jahre nach der Einweihung - gut gemeistert. Als die Haigerer Katholiken nach der Bombardierung zum Ende der Zweiten Weltkriegs keinen Versammlungsort hatten, hätten selbstverständlich Gottesdienste in der Stadtkirche stattfinden können. „Wir sind Geschwister im Glauben, das ist längst gelebte Realität“, sagte Anke Nöh.
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