Reformationsjubiläum 2017

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Dekanates Beispiel zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular sind wir offen für Ihre Anregungen.

    Menümobile menu

    FuckUp-Night

    Kirchentag: Vom Scheitern sprechen

    Menschen scheitern. Immer wieder. Fehler gehören zum Leben. Theologisch betrachtet ist Scheitern elementarer Bestandteil unseres christlichen Glaubens, aber in der Kirche und unter den Christen ist oft sehr wenig davon zu spüren. Die „FuckUp-Night“ hat auf dem Kirchentag Menschen aus dem öffentlichen Leben ermutigt, das „Scheitern“ zu enttabuisieren.

     

    Die frühere Saar-Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer plädiert für einen neuen Umgang mit dem Scheitern. Noch immer sei in Deutschland damit ein Stigma verbunden, sagte sie beim Evangelischen Kirchentag. Sie berichtete dabei auch von ihrem eigenen Scheitern in der Politik.

     

    Kramp-Karrenbauer war von 2011 bis 2018 Ministerpräsidentin des Saarlandes. Von dort wechselte sie in die Bundespolitik, wurde zunächst CDU-Generalsekretärin, dann CDU-Bundesvorsitzende und 2019 Bundesverteidigungsministerin.

    Als Kanzlerkandidatin gehandelt, kündigte sie in Zusammenhang mit der Regierungskrise in Thüringen 2020 ihren Rücktritt als Bundesvorsitzende und ihren Verzicht auf die Kanzlerkandidatur an. Nach der CDU-Wahlniederlage 2021 zog sie sich weitgehend von der politischen Bühne zurück - engagiert sich zum Beispiel aber noch in der Erwerbslosen Selbsthilfe in ihrem Heimatort Püttlingen.

    Aus Sicht der früheren saarländischen Ministerpräsidentin und CDU-Bundesvorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer lernt man aus Scheitern am meisten. "Ich würde mir wünschen, dass wir uns das mehr zu Herzen nehmen", sagte die Politikerin bei der "FuckUp-Night" im Rahmen des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Nürnberg. Menschen berichteten dort von ihren Misserfolgen und was sie daraus gelernt haben.

    Die ehemalige Minitserpräsidentin und Bundesverteidigungsministerin Annegret Kamp-Karrenbauer erzählt ihre „Heldenreise“, in der sie sehr offen Einblicke in persönlichen Momente des Scheiterns offenbart. In der vollbesetzten Kirche St. Paul in Fürth ist es mucksmäuschenstill. „Bin ich bereit das Äußere aufzugeben, um im Innern zu wachsen“, ist die Quintessenz aus 30 Jahre Politik und Aufstiegen und Niederlagen. Erst noch als nächste Kanzlerin gehandelt, seien ihr dann eigene Fehler und die Umstände in den Weg gekommen, erläutert Kramp-Karrenbauer. Etwa ein misslungener Scherz und der Umgang mit dem Youtuber Rezo oder der AfD. "Ich hatte am Ende das Gefühl, dass von mir ein Zerrbild gebaut worden ist", sagte sie. "Ein Avatar, der so gar nichts mit mir zu tun hatte, wie ich mich eigentlich selbst gesehen habe."

    Als sie zunehmend misstrauisch geworden sei und sich immer mehr eingeschlossen habe, habe sie sich für den Rücktritt entschieden. Wenige Jahre später gab Kramp-Karrenbauer auch ihr Bundestagsmandat auf: Nach den schlechten Ergebnissen für die CDU 2021 entschied sich die Politikerin dazu, auf ihren Sitz zu verzichten und wollte ihn an jüngere Kollegen abtreten, wie sie sagt.

    "Das wirkt nach außen wie ein Scheitern", so Kramp-Karrenbauer. Eigentlich habe sie jedoch "Äußeres ein Stück weit aufgegeben, um als Person zu wachsen". Heute sei sie weniger abhängig von öffentlicher Zustimmung und habe wieder mehr zu sich zurückgefunden.

    Die Menschen in der Kirche zeigen nicht höhnisch mit dem Finger auf die Personen auf der Bühne, sondern denken oft an eigene Situationen des Scheiterns. So können die Besucher per Kirchentags-App auch Fragen an die vier Protagonisten des Abends stellen. 

    „Kirche muss der Barmherzigste Ort der Welt sei!“, fordert Pfarrer und “Movecast“ler Martin Benz, der nach 20 Jahren Ehe von einem Tag auf den anderen plötzlich vor dem Nichts stand. „Es kann nicht sein, dass es bei Kirche so schwer ist scheitern zu dürfen“, sagte er unter dem anhaltenden Beifall der 400 Besucher. Das Tabu ist angekratzt.

    to top