Jüdisch-christlicher Dialog
Jüdisch-christliche Gespräche auf Augenhöhe
© gettyImages, zanskarDie Pflege der jüdisch-christlichen Beziehungen gehört heute zu den zentralen Aufgaben der Kirche28.04.2023 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Vor genau 70 Jahren gründete sich der hessen-nassauische Arbeitskreis „ImDialog“, der sich dem Dialog mit dem Judentum verschrieben hat. In einer Feierstunde gedachte die Kirchensynode am Freitag (28. April) an den Anfang des Kreises, der nach dem Versagen der evangelischen Kirchen in der Naziherrschaft in Hessen-Nassau und darüber hinaus zu einem neuen Verständnis des Judentums beigetragen hat.
Impuls für Änderung der Grundordnung gegeben
Einer der Impulse für die Änderung der Grundordnung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ging auch hiervon aus. Im Jahre 1991 änderte die Synode den mit einer Präambel vergleichbaren Gesetzestext und erweiterte ihn um das Bekenntnis zum Judentum. Er erhielt den Zusatz: „Aus Blindheit und Schuld zur Umkehr gerufen, bezeugt sie (die Kirche) neu die bleibende Erwählung der Juden und Gottes Bund mit ihnen. Das Bekenntnis zu Jesus Christus schließt dieses Zeugnis ein.“ Dieses Bekenntnis beinhaltet auch die Aufgabe, Antisemitismus und Judenhass in allen Formen zu benennen und entgegenzutreten.
Christlicher Glaube nicht ohne Judentum denkbar
Der christlich-jüdische Dialog und der Arbeitskreis „ImDialog“ hat nach Worten von EKHN-Präses Birgit Pfeiffer „die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau und ihre heutige Theologie tief geprägt.“ Er habe zum Verzicht auf jegliche Judenmission und dem Dialog beider Religionen auf Augenhöhe beigetragen“. Vor allem aber fördere er bis heute die Einsicht, „dass christlicher Glaube, christliche Hoffnung und christlicher Dienst in Gottes Schöpfung nicht ohne das Judentum denkbar ist.“ Diese Einsicht habe die EKHN seit 1991 in der Erweiterung ihres Grundartikels einfließen lassen.
Der Arbeitskreis selbst trug wesentlich dazu bei, insbesondere den Kontakt mit Jüdinnen und Juden zu verstärken und das Bild des Judentums zu ändern. Seine Aufgabe versteht er bis heute, darin, das Gespräch der Religionen zu fördern. Die sei wieder dringlicher geworden, denn ein neuer, auch gewaltbereiter Antisemitismus breitete sich in Deutschland aus.
Hintergrund: Arbeitskreis ImDialog
1953 wurde der Arbeitskreis unter dem Namen „Evangelischer Arbeitskreis für Dienst an Israel in Hessen und Nassau“ von Pfarrer Adolf Freudenberg als regionaler Arbeitskreis des „Deutschen Evangelischen Ausschusses für Dienst an Israel“ gegründet. Von 1964 bis 2009 trug er den Namen „Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau“. Die Namensänderung im Jahr 1964 trug dem veränderten Selbstverständnis Rechnung, das im Verlauf der Begegnung mit Jüdinnen und Juden entstanden war: Juden und Christen werden als gleichberechtigte Partner gesehen. „Israel“ wird hier im biblischen Sinn als Volk Israel verstanden. Die Bezeichnung „Kirche und Israel“ wehrt damit den Versuch ab, die Kirche als „wahres Israel“ im Gegensatz zum Judentum zu bezeichnen.
Der „Evangelische Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau“ benennt sich im März 2009 um in „ImDialog. Evangelischer Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau“. Der bisherige Name „Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau“ war missverständlich geworden. Immer wieder wurde mit dem Begriff „Israel“ in unserem Namen der Staat Israel assoziiert und nicht der ursprünglich religiös bestimmte Begriff Israel, der das Volk Israel, das Judentum meint. Was als theologischer Begriff gemeint war, wurde als politischer Begriff missverstanden. Allzu leicht wurde der Arbeitskreis dann politischen oder christlichen Gruppierungen zugeordnet, die gegenüber dem Staat Israel eine sehr einseitige, unkritische Position vertreten.
ImDialog. Evangelischer Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nasssau