Weltkulturerbe
Herborn grüßt Herrenhut
Becker-von Wolff27.07.2024 hjb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Der spannendste Moment kam am Freitag (26. Juli 2024) um 11.48 Uhr Ortszeit in Neu-Delhi. Ob es irgendwelche Einsprüche gegen den Antrag gebe, fragte der Vorsitzende des UNESCO-Welterbe-Komitees, Vishal Sharma. Keine Einwände. Der Antrag sei damit also angenommen, so der indische Vorsitzende. Freude bei der deutschen Delegation.
Die UNESCO hat die sächsische Kleinstadt Herrnhut als Teil der Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine als neues Welterbe ausgezeichnet. Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO) gab die Entscheidung auf seiner 46. Sitzung im indischen Neu-Delhi bekannt. "Die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine stehen für den kulturellen und geistigen Austausch über Ländergrenzen und Kontinente hinweg", sagte Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission. "Sie sind in Vielfalt vereint und damit ein Sinnbild für die Welterbe-Idee."
Genau genommen ist es keine Auszeichnung für Sachsen allein. Es war ein sogenannter transnationaler Antrag. Bereits 2015 wurde die Siedlung der Herrnhuter im dänischen Christiansfeld als Welterbe ausgezeichnet. Nun wurde diese Welterbestätte erweitert um die Siedlungen in Gracehill in Nordirland, Bethlehem in den USA und eben Herrnhut selbst.
Globale Gemeinde bis heute lebendig
Der Architekt Daniel Neuer aus Herrnhut hat sich viele Jahre für den begehrten Titel eingesetzt. Ein Titel, der auch dem Gründer der Herrnhuter Brüdergemeine, Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, zu verdanken sei - auch wenn der vor mehr als 250 Jahren schon gestorben ist. "Ich denke, dass die Idee Zinzendorfs, einer gleichberechtigt gebauten Gemeinschaft rund um die Welt, schon einen Welterbetitel wert ist", so Neuer.
Alle Siedlungen im gleichen Stil erbaut
Diese weltweite Verbundenheit betont auch Peter Vogt, Pfarrer der Brüdergemeine in Herrnhut. Die vier Siedlungen stünden beispielhaft für das globale Netzwerk religiöser Planstädte der Brüdergemeine. Ebenso wichtig sei für die Weltererbe-Bewerbung aber auch eine lebendige kulturelle Tradition gewesen, in diesem Fall das Leben der Brüdergemeine. "Für die Unesco ist es wichtig, dass dieses Lebendige heute noch da ist." Die Gebäude seien heute noch authentisch, weil hier Gemeindeglieder zusammenkommen zum Gottesdienst oder Gespräch. Außerdem sei man weiter weltweit vernetzt.