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    „Gerade jetzt müssen wir helfen“

    Zehntausende Flüchtlinge auf Lesbos durch Virus bedroht

    privat

    Auf der griechischen Insel Lesbos sind zu Zeit mehr als 19.000 Menschen gestrandet. Sie sind auf dem Weg nach Europa und verharren in völlig überfüllten Registrierlagern. Besonders sie sind momentan durch die Corona-Pandemie bedroht. Der Sozialmediziner Gerhard Trabert hat Lesbos vergangene Woche besucht und sagt: „Es steht eine Katastrophe bevor!“

    Esther StoschGerhard Trabert ist Arzt, Sozialarbeiter und bezeichnet sich als MenschenrechtsaktivistGerhard Trabert ist Arzt, Sozialarbeiter und bezeichnet sich als Menschenrechtsaktivist

    Ausgelegt ist das Migrantenlager auf eine Zahl von etwa 3000 Menschen. Die tatsächliche Zahl der dort Gestrandeten übersteigt die Kapazitäten jedoch um ein Vielfaches. „Es ist ein richtiges Dorf. Dort gibt es richtige kleine Läden. Doch wegen zwei Corona-Verdachtsfällen darf jetzt nur noch eine Person pro Familie Lebensmittel organisieren“, sagt Gerhard Trabert. Er war noch vergangene Woche auf der griechischen Insel, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu verschaffen.

    Trabert: „Es werden sehr viele Menschen sterben!“

    Der Professor für Sozialmedizin und Sozialpsychiatrie hilft seit Jahren wohnungslosen Menschen in Deutschland, Waisenkindern in Syrien und Flüchtlingen auf dem Mittelmeer. Doch die Situation in dem Flüchtlingscamp auf Lesbos beunruhigt ihn ernsthaft, besonders vor dem Hintergrund der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus: „Wenn dort dieses Virus ausbricht, wird das eine Katastrophe. Es werden sehr viele Menschen sterben“, warnt der Arzt im Gespräch mit der Multimediaredaktion. Der Grund sei, dass vor Ort die hygienischen Bedingungen eine Behandlung oder Eindämmung des Virus nahezu unmöglich machten.

    Menschen sollten nach Europa geholt werden

    „Ich habe gesehen, dass die sanitären Anlagen unzureichend sind. Es gibt ganze Areale im Camp ohne Strom. Menschen machen dort zum Teil Feuer, um sich zu wärmen und zu kochen“, berichtet Trabert. Die einzige Lösung sei für den Arzt, die Menschen nach Europa zu holen und dort auf unterschiedliche Staaten zu verteilen. Nur dann könne man ein massenhaftes Sterben der Migranten an dem Virus verhindern.

    Desinfektionsmaßnahmen und Besuchsverbote im Camp

    Zuvor hatten bereits Humanitäre Organisationen vor einem Ausbruch der Corona-Pandemie in den überfüllten Camps gewarnt. „Es ist nur eine Frage der Zeit“, so Dimitris Patestos, Chef der Niederlassung der Organisation Ärzte der Welt auf der Insel Lesbos zur Deutschen Presse-Agentur, wie mehrere Medien berichten. Die griechische Regierung hatte angeordnet die Anlagen täglich zu desinfizieren und Besuchsverbote eingeführt.

    Es ist eine Bewährungsprobe für uns

    Für Trabert sind reiche Staaten wie Deutschland aber in der Pflicht: „Wir dürfen die Schwachen jetzt nicht allein lassen. Es ist immer einfach zu helfen, wenn man selbst im Wohlstand lebt. Aber genau jetzt, wo wir selbst leiden, ist es wichtig, Humanität zu zeigen“, fordert der Mediziner. Die Maßnahmen gegen das Virus in Deutschland hält Trabert für richtig. Doch er sagt auch: „Es ist schon ein krasser Gegensatz zu Lesbos. Dort hat man die Menschen einfach aufgegeben.“ Deshalb sei es genau jetzt Hilfe wichtig - es sei eine Bewährungsprobe für die reichen Staaten.

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