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    9. November

    Gedenken in Herborn

    Becker-von WolffDer Gedenkstein (Walther-Rathenau-Straße 44, 35745 Herborn) wurde am 8. November 2013 in einem neu angelegten Park am Eisernen Steg der Öffentlichkeit übergeben.

    Zu einem Gedenken lädt die Stadt Herborn am Donnerstag, 9. November 2023 um 18.30 Uhr am Gedenkstein gegenüber dem Haus der Kirche und Diakonie ein. Präses Dr. Wolfgang Wörner wird zusammen mit dem katholischen Pfarrer Christian Fahl ein Friedensgebet sprechen.

     

    Der 9. November ist ein höchst ambivalenter, vielschichtiger Tag in der deutschen Geschichte. Jedes Jahr fallen hier Feier- und Gedenkstunden zusammen. Das jüngste historische Ereignis an diesem Tag war der Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989, die 28 Jahre lang die beiden deutschen Staaten teilte.

    Am gleichen Datum 51 Jahre zuvor – 1938 – fand die gewaltsame Judenverfolgung in Deutschland einen ersten Höhepunkt. In der Nacht zum 9. November 1938 wurden auf Geheiß der nationalsozialistischen Führungsriege in ganz Deutschland Läden und Wohnungen jüdischer Bürger geplündert und zerstört, Synagogen in Brand gesetzt und Jüdinnen und Juden ermordet. Der Tag ging als "Reichspogromnacht" in die Geschichtsbücher ein.

    Am 8. November 2013 wurde in einem neu angelegten Park am Eisernen Steg in der Herborner Walther-Rathenau-Straße im Rahmen einer öffentlichen Gedenkstunde ein Holocaust-Denkmal eingeweiht. Der Gedenkstein steht direkt gegenüber vom Haus der Kirche und Diakonie auf der anderen Dillseite.

    "Wer die Geschichte vergisst, muss sie wieder erleben", steht in großen Lettern auf dem Gedenkstein. Darüber findet man die Namen von 63 Herborner Opfern des nationalsozialistischen Terrors zwischen 1933 und 1945. Die Verfolgung der Juden begann in Herborn wie überall im Reich am 1. April 1933 mit einer von der NSDAP organisierten Boykottaktion gegen die jüdischen Geschäfte. Die Erwerbstätigkeit der jüdischen Bürger wurde immer mehr eingeschränkt. Viele wanderten aus.

    Erster Höhepunkt der Verfolgung war in Herborn wie im übrigen Deutschland das Novemberpogrom von 1938. Danach verließen weitere jüdische Familien, wenn sie noch konnten, die Heimat. Einige Eltern retteten ihre Kinder durch den „Kindertransport“ von Herborn nach England. 1940 wurden 39 jüdische Patienten der Landes- Heil- und Pflegeanstalt in Herborn in Tötungsanstalten gebracht und ermordet.

    Die letzten 24 Herborner Juden teilten während des Zweiten Weltkrieges nicht nur die Nöte ihrer Nachbarn, sondern wurden grausam diskriminiert. Sie hatten den „Judenstern“ zu tragen und durften nur zu bestimmten Zeiten einkaufen. Sie wurden 1942 und 1943 in Konzentrationslager deportiert, wo sie alle ums Leben kamen. Die Namen der 63 Opfer sind auf dem Herborner Holocaust-Denkmal verewigt.

     

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