Kommunalwahl
Evangelische Kirchenpräsidenten gehen auf Distanz zur AfD
EKHNDr. Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHN07.03.2016 epd Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Evangelische Kirche der PfalzKirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz Christian Schadvon Karsten Packeiser (epd)
Die „Alternative für Deutschland“ (AfD) wird zunehmend zu einem Thema für die großen Kirchen in Deutschland. Zuletzt lieferte sich die rechtskonservative Partei einen öffentlichen Schlagabtausch mit der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, ihre Politiker wurden offiziell vom Katholikentag in Leipzig ausgeladen. AfD-Chefin Frauke Petry warf den Kirchen im Gegenzug vor, ihre Haltung zur Flüchtlingskrise sei „verlogen“.
Der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad hält manche Äußerungen führender AfD-Politiker - wie zum Waffengebrauch an den Grenzen oder zu „unterschiedlichen Reproduktionsstrategien“ in Afrika und Europa - für nicht tolerierbar: „Gegenüber solch menschenfeindlichen Positionen ist öffentlicher und energischer Widerspruch von protestantischer Seite gefordert.“ Auch Schads hessen-nassauischer Amtskollege Volker Jung sieht das ähnlich: „Kirchenmitglieder, die sich in der AfD engagieren, sollten fragen, ob in dieser Partei nicht Positionen vertreten werden, die mit dem christlichen Menschenbild unvereinbar sind.“
Unklar wie weit kirchliche Kritik gehen darf
Wie weit die Kirche mit ihrer Kritik gehen darf, ist noch nicht abschließend geklärt, denn auch in den eigenen Reihen gibt es Anhänger der Partei. Im Zweifel bringt jede Haltung den kirchlichen Verantwortlichen Ärger ein, wie beispielsweise im November bei einer AfD-Kundgebung vor dem Mainzer Staatstheater deutlich wurde. Die Parteiredner waren dabei in einem Pfeifkonzert der Gegendemonstranten untergegangen und aus den Fenstern des Theaters mit einer kurzfristig angesetzten Chorprobe beschallt worden - was dem Theaterintendanten eine Strafanzeige und ein bundesweites Medienecho einbrachte.
Den Aufruf zur Gegendemonstration hatte die katholische Kirche in Mainz offiziell mitgetragen, die evangelische jedoch nicht - auch deshalb, weil es durchaus Zweifel am Stil solcher Gegenproteste gab. Stattdessen beschränkte sich das evangelische Dekanat auf eine Presseerklärung, in der es sich klar von der Flüchtlingspolitik der AfD distanzierte. In der Folge hagelte es wütende bis beleidigende Beschwerdebriefe aus dem Lager der AfD-Sympathisanten, aber es gab auch Vorwürfe von AfD-Gegnern wegen angeblicher Halbherzigkeit.
AfD sieht sich unfair behandelt
Die AfD selbst sieht die kirchliche Kritik als Folge einer unfairen Darstellung in der Öffentlichkeit. „In der Asylfrage werden wir als unbarmherzig und unchristlich dargestellt, aber ich kenne niemanden in der AfD, der sagen würde, wir dürften den Flüchtlingen nicht helfen“, sagt Michael Frisch, katholischer Religionslehrer aus Trier und zugleich Vorstandsmitglied der rheinland-pfälzischen AfD. „Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man Nächstenliebe praktiziert.“ Die Kirchen hätten sich aber in der Flüchtlingskrise voreilig auf die Politik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) festgelegt: „Dabei sind politische Strategien keine Glaubensfrage.“
Frisch tritt auch dem Eindruck entgegen, in der AfD würden extrem fromme christliche Kräfte das Sagen haben. „Fragen wie Abtreibung oder Homo-Ehe werden bei uns kontrovers diskutiert, die Partei ist nicht komplett konservativ“, sagt er. In der aufgeheizten Kontroverse um den Waffeneinsatz an den Grenzen sollte die kirchliche Seite die Klarstellungen der Parteiführung akzeptieren, findet er: „Wir hoffen, dass vonseiten der Kirchen nicht die Tür zugeschlagen wird, und würden uns Kontakte wünschen.“
Differenzen zwischen AfD und Kirchen wachsen weiter
Doch vorerst werden die Differenzen eher größer. Mittlerweile läuft eine Debatte, ob AfD-Mitglieder als Haupt- oder Ehrenamtliche im kirchlichen Dienst tragbar sind, der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge hatte sie angestoßen. Kirchenpräsident Jung spricht sich gegen eine pauschale Unvereinbarkeit von kirchlichen Ämtern und AfD-Mitgliedschaft aus. Bislang sei noch nicht klar, wohin sich die Partei entwickeln werde: „Sollten sich hauptamtlich oder ehrenamtlich Mitarbeitende in Kirche und Diakonie in der AfD engagieren, sind meines Erachtens Gespräche nötig, die den Mitarbeitenden zur Klärung helfen.“
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