Armut in Hessen
„Ein Schritt in die richtige Richtung“
gregory_lee / istockphoto05.12.2017 red Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Als arm gelten Haushalte mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens. Betroffen davon sind besonders Kinder, alte Menschen und alleinerziehende Mütter. Darauf hinzuweisen, sei „ein Schritt in die richtige Richtung“, so Horst Rühl Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen. Eine valide Sozialberichterstattung sei unverzichtbar für eine zielgerichtete Sozialpolitik.
Betroffene Menschen müssen selbst berichten
Allerdings bilde der Bericht noch kein umfassendes Bild der sozialen Lage in Hessen ab. Extreme Armut oder Reichtum würden statistisch nur unzureichend erfasst, so Rühl weiter. „Reine Lageberichte reichen nicht aus. Wir drängen darauf, dass die betroffenen Menschen selbst zu Wort kommen und ihre persönliche Wahrnehmung in die Erhebung einfließen kann.“
Landesweite Wohnungsnotfallstatistik gefordert
Des Weiteren benötigte Hessen eine landesweite Wohnungsnotfallstatistik. Denn nur mit ihr könnten zuverlässige Aussagen über Ausmaß, Ursache sowie Verlauf von Wohnungslosigkeit getroffen werden. „Wir fordern die baldige und konkrete Umsetzung dieser umfassenden Erhebung. So könnten wir zukünftig den vielen benachteiligten Menschen in Hessen Zugang zu den sozialen Angeboten unserer Gesellschaft ermöglichen“, so Rühl.
Keine zuverlässigen Zahlen über Menschen in Wohnungsnot
In Hessen gibt es keine landesweite Wohnungsnotfallberichterstattung. Umfassende Zahlen auch über Umfang und Problemlagen liegen bislang nicht vor. Die Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen erfasst alle zwei Jahre flächendeckend diejenigen Menschen, die an einem bestimmten Tag (dem Stichtag) die Dienste und Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe der ihr angeschlossenen Verbände in Anspruch nehmen bzw. aufsuchen. Die Diakonie Hessen ist einer von sechs Verbänden, die sich in der Liga Hessen zusammengeschlossen haben. Die Kommunen, die ebenfalls für Menschen in Wohnungsnot zuständig sind, erfassen nur die Menschen, die aktiv werden und bei den Kommunen vorsprechen. Eine gemeinsame Erhebung aller Wohnungslosen und eine qualitative Erfassung ihrer Lebenssituation liegt bisher für Hessen nicht vor.