Impuls
Dreiundzwanzig
18.12.2023 hjb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
In der Buchhandlung sprang mir lange das Buch ins Auge: „Deutschland 1923. Das Jahr am Abgrund.“ Im Herbst habe ich es mir gekauft. Ohne dass man abergläubisch an einen 100jährigen Kalender glauben muss, wiederholt sich so manches: Wirtschaftskrise, Inflation, Erstarken der Rechten (Hitler-Putsch in München), Antisemitismus, Chaos auf den Straßen.
Aber dann auch eine ausgelassene Vergnügungssucht nach der Pandemie, ein Tanz auf dem Vulkan (vgl. „Babylon Berlin“). Der Historiker Volker Ullrich zeichnet „das Panorama einer aus den Fugen geratenen Zeit“, schreibt „die Chronik eines in jeder Hinsicht extremen Jahres“. 2023 – auch ein extremes Jahr, in dem es nicht leichtfällt, zur Tagesordnung eines normalen Weihnachtsfestes überzugehen.
Doch das vielleicht ungeliebte 23. Türchen ist nicht das letzte. Es kommt auch 2023 auf den 23.12. der 24.: Heiligabend und die Bescherung. Jesus wird geboren – „mitten im kalten Winter, wohl zu der halben Nacht.“ Das war damals auch keine normale Nacht, das war extrem bei der Volkszählung, bei der Überfüllung der Gasthäuser und Hotels. „Kein Raum in der Herberge“.
Wie außergewöhnlich, dass Menschenkinder in einem Stall zur Welt kommen. Mitten unter den Tieren. Und dass Hirten der erste Besuch sind. Sie bringen die Botschaft des 23. (!) Psalms mit: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. – Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.“
Der 24. kann die krumme Zahl 23 gleichsam glattbügeln. Wenn wir uns darauf einlassen und vielleicht Lied 24 im Ev. Gesangbuch mitsingen: „Euch ist ein Kindlein heut geborn. Das will euch führn aus aller Not und will euer Heiland selber sein…“ An Weihnachten und auch im neuen Jahr 2024 (klingt besser - und wird hoffentlich auch besser).
Dr. Friedhelm Ackva ist evangelischer Pfarrer in Dillenburg und im Kooperationsraum „rund um den Wilhelmsturm“