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Drei Fragen an Pfarrer Jörg Niesner
YEET-Thumbnail18.02.2020 red Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Marc HunoldJörg Nieser ist Teil des neuen NetzwerksDrei Fragen an Pfarrer Jörg Niesner
EKHN.de: Was bezwecken Sie (und natürlich auch die anderen im Netzwerk) als Sinnfluencer?
Jörg Niesner: Viele Menschen sind heute in sozialen Netzwerken unterwegs. Sie pflegen Freundschaften, knüpfen neue Kontakte und tauschen sich über alle möglichen Themen aus. Nicht zuletzt über die großen Fragen des Lebens. Das Internet wird zum Ort der Trauer, wenn ein geliebter Mensch gestorben ist - oder kollektiv, im Fall von Katastrophen. Aber es wird auch zum Ort der Lebensfreude, in der Freudiges geteilt wird - und die Community nimmt Anteil. Kurzum: Im Internet spiegelt sich das ganze Leben, weil dort echte Menschen unterwegs sind. Ich bin der Meinung: Da sollte auch Evangelium sein! Und zwar durch Menschen, die es bezeugen, die über ihren Glauben reden und ihrer Hoffnung Ausdruck verleihen und über all das mit anderen ins Gespräch kommen. Wenn „Kommunikation des Evangeliums“ der Auftrag der Kirche ist, dann ist es auch ihre Aufgabe, dieses Evangelium dort ins Spiel zu bringen, wo Menschen heute wesentlich kommunizieren - nämlich im Netz. Eine ganz besondere Chance liegt sicherlich im Kontakt zu jüngeren Menschen; die haben alle ihre Fragen, aber die Antworten suchen sie immer seltener im Sonntagsgottesdienst. Bei Instagram, YouTube&Co. öffnen sich da wertvolle Räume, um ins Gespräch zu kommen.
EKHN.de: Inwieweit ist das mit dem Pfarrberuf zu vereinbaren – also diese Form der Selbstdarstellung?
Jörg Niesner: Pfarrerinnen und Pfarrer waren schon immer „Influencer“, wie überhaupt das Christentum schon in seiner Frühgeschichte vor allem durch Menschen verbreitet wurde, die durch ihre Art des Lebensgestaltung für andere interessant und anschlussfähig waren. Menschen wollen wissen: Wie geht das, dieses Christ*in sein? Was bedeutet das für mein Leben, meinen Alltag? Davon können Menschen im Netz authentisch erzählen und andere haben daran Anteil. Natürlich nicht nur Pfarrerinnen und Pfarrer, denn Soziale Netzwerke sind gewissermaßen der Ernstfall des Priestertums aller Gläubigen. Es wäre super, wenn wir alle auch durch die Netzkommunikation auch lernen würden, wieder leichter und unverkrampfter über unseren Glauben zu sprechen, orientiert an der Alltagssprache der Menschen. Da sehe ich eine große Chance. Was speziell Pfarrer*innen betrifft: Das Evangelische Pfarrhaus hatte schon immer eine besondere Öffentlichkeit, war und ist eine Bühne, die bespielt wird. Ich spreche daher gerne vom "digitalen Pfarrhaus“, vom Mitleben im Netz - erkennbar und ansprechbar als Person der Kirche.
EKHN.de: Könnte das nicht die negativen Effekte z.B. von Instagram bei Jugendlichen verstärken?
Jörg Niesner: Dass Soziale Netzwerke per se Oberflächlichkeit fördern, halte ich für eine falsche, aber leider weit verbreitete Erzählung. Im Gegenteil: Gerade mit jungen Menschen und eben auch Jugendlichen kommen interessante und tiergehende Diskussionen zustande. Die Menschen sind im Internet aktiv, egal ob wir das gut oder schlecht finden. Aber wenn sie da unterwegs sind, dann sollen sie doch dort - und genau dort - auch die frei machende Botschaft unseres Glaubens hören: Dass sie bedingungslos geliebt sind und es bei Gott eben nicht aufs Outfit und die Anzahl der Likes ankommt. Gottes großes Like ist von Anfang an gesetzt - das feiern wir in der Taufe. Was auch immer alles im Internet und passiert: Wir haben dafür zu sorgen, dass auch da Hoffnung wird und ist und bleibt. Damit wir auch als Pfarrerinnen und Pfarrer da mehr und besser werden, veranstalten wir in der EKHN im Herbst ein großes Barcamp und tauschen uns über Erfahrungen und Grundsatzfragen aus. Davon erhoffe ich mir wertvolle neue Impulse und eine Ermutigung für viele Kolleginnen und Kollegen, es auch mal zu probieren.
Weitere christliche Netzwerke
Übrigens: Auch die Arbeitsgemeinschaft Jugendevangelisation (AGJE) hat sich das Thema „Christfluencer“ auf die Fahnen geschrieben. Dafür sei eine Übersicht der großen und kleinen „Christfluencer“ nach Themengebiet und Zielstellung erarbeitet worden, hieß es in einer Meldung der Evangelischen Nachrichtenagentur „idea“. Das Angebot solle im Laufe des Jahres an den Start gehen.
Auch auf katholischer Seite versucht derzeit etwa das Bistum Münster, Sinnfluencer für sich zu gewinnen. Allerdings vor allem, um Werbung für das Bistum als Arbeitgeber zu machen. Ein Priester, eine Pastoralreferentin, eine Mitarbeiterin der Kommunikationsabteilung und eine Auszubildende in der Bistumsverwaltung berichten auf ihren privaten Facebook- und Instagram-Konten von ihrem Arbeitsalltag.
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