Reformationsjubiläum 2017

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    Reformationsfeier Mainz

    „Welt im Geist der Freiheit mitgestalten“

    EKHNIm Gottesdienst, von rechts: Journalist Krause, Präses Oelschläger, Bischof Kohlgraf, Kirchenpräsident JungIm Gottesdienst, von rechts: Journalist Krause, Präses Oelschläger, Bischof Kohlgraf, Kirchenpräsident Jung

    Bei der zentralen Feier für Hessen-Nassau in Mainz mit Kirchenpräsident Jung, Bischof Kohlgraf und ARD-Korrespondent Rolf-Dieter Krause hebt Jung die Bedeutung von Freiheit und Verantwortung hervor. Der Journalist Krause sorgt sich um Europa.

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    Mainzer Christuskirche bei Nacht Reformationsfeier in der Mainzer Christuskirche Kirchenpräsident Jung predigt am Reformationstag Kirchenpräsident Jung auf der Reformationsfeier 2018 Kirchenpräsident Jung auf der Reformationsfeier 2018 Bachchor und Bachorchester Mainz Im Gottesdienst, von rechts: Journalist Krause, Präses Oelschläger, Bischof Kohlgraf, Kirchenpräsident Jung Präses Dr. Ulrich Oelschläger im Reformationsgottesdienst Schöne Stimmung im Reformationsgottesdienst Rolf-Dieter Krause spricht im Gottesdienst zu Europa

    Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat anlässlich des 501. Jahrestags der Reformation die Bedeutung der Freiheit in Kirche und Gesellschaft hervorgehoben. „Freiheit ist ein großes Wort des Glaubens und Freiheit ist ein großes Wort in der Politik“, sagte er beim zentralen Festgottesdienst zum Reformationstag am Mittwochabend in der Mainzer Christuskirche. Der 31. Oktober 1517 gilt als Beginn der Reformation. Der damalige Mönch Martin Luther hatte an diesem Datum seine 95 kirchenkritischen Thesen veröffentlicht und in der Folge die Reformation ausgelöst. Nach Ansicht Jungs gehöre es heute zu den Aufgaben der evangelischen Kirche „Menschen stark zu machen – stark dazu, Freiheit zu leben und Verantwortung zu übernehmen – für sich selbst, für andere und für diese Welt“. Dies bedeute gleichzeitig, „nach Gerechtigkeit zu suchen“ und beispielsweise dafür zu sorgen, „dass Schwache nicht ausgegrenzt und verachtet werden“. 

     

    Freiheit: Wenn der Teufel eine Kneipe baut

    Auch das gesellschaftspolitische Leben müssten Christinnen und Christen nach Worten Jungs „im Geist der Freiheit mitgestalten“. Dazu sei es wichtig, auch Menschen mit anderer Glaubenszugehörigkeit zu ermöglichen, ihre Religion auszuüben. Zudem sollten sie sich für Meinungsfreiheit und Pressefreiheit einsetzen und sich „an die Seite derer stellen, die wegen ihrer Religion oder ihren Meinungen bedroht und verfolgt werden“. Jung wies mit Blick auf die politische Entwicklung in der Welt drauf hin, wie leicht verführbar Menschen seien, ihre eigene Freiheit zugunsten egoistischer Interessen aufzugeben. Um auf diese Gefahr aufmerksam zu machen, habe Martin Luther einmal gesagt, dass der Teufel neben Kirchen, in denen die Freiheit durch Christus verkündigt werde, eine „Kneipe baut, um die Menschen von der Freiheit wegzulocken“. Ins Zentrum seiner Überlegungen hatte Jung einen Abschnitt des Galaterbriefs aus dem Neuen Testament gestellt, in dem der Apostel Paulus die durch den Glauben an Christus gewonnene Freiheit für die Lebenspraxis der Menschen beschreibt. 

     

    Europa: Von der Sahneschicht auf der Erdensuppe

    In seinem Festvortrag zum Reformationstag forderte der langjährige Leiter des ARD-Studios in Brüssel, Rolf-Dieter Krause, dazu auf, „in den Kirchen Europa zu predigen“. Der Zustand der Europäischen Union sei zwar „beklagenswerter denn je“, sagte der Fernsehjournalist. Es müsse jedoch um die Staatengemeinschaft gerungen werden. „Wir, der sogenannte Westen, wir bilden noch nicht sehr lange die Sahneschicht auf dieser Erdensuppe. Und ein Blick in die Geschichte lehrt, dass bisher noch jede Hochkultur irgendwann sang- und klanglos untergegangen ist“, so Krause. Dabei solle vor allem bedacht werden, dass die „Stärke einer Gemeinschaft wie der Europäischen Union nicht nur von ihrer Größe abhängt, sondern mindestens ebenso auch von ihrer inneren Geschlossenheit, und diesem Umstand muss die Europapolitik deutlich mehr Rechnung tragen als bisher“. 

     

    Glauben: Über die Hoheit in Wertefragen 

    Krause führte Europas Probleme auch auf eine „Krise der Werte“ zurück. Selbst wenn die Glaubwürdigkeit der Kirchen angegriffen sei, gehörten sie noch immer zu den wichtigsten Vermittlern von Überzeugungen. Der Journalist und Europa-Experte fragte: „Wer, wenn nicht die Kirchen sollten die Hoheit haben zu definieren, was christlich ist. Ist es christlich, was in Ungarn passiert oder in Polen? Ist es christlich, was die selbsternannten Kämpfer gegen die angebliche Islamisierung des Abendlandes treiben? Überhaupt dieses Abendland: Ist es wichtig, dass es ein christliches Abendland ist? Was hieße das für religiöse Toleranz? Und muss die wiederum hinnehmen, dass Gläubige von Andersgläubigen als Ungläubige bezeichnet werden?“

     

    Kirche: Christliche Brücken bauen 

    In seinem Grußwort zur Festveranstaltung hob der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf die ökumenische Verbundenheit zwischen evangelischer und katholischer Kirche hervor. Der Reformationstag könne dazu dienen „an die geistliche Ernte zu denken, die wir aus unterschiedlichen Traditionen uns gegenseitig erschließen dürfen“. Es sei dabei wichtig, „dass wir theologische wie auch geistliche Wege und Erkenntnisse unserer Gesprächspartner aufmerksam, respektvoll und würdigend betrachten“, sagte der katholische Geistliche. Es könne so eine „Brücke zwischen uns Christen“ entstehen. Dies sei auch „ein gutes Zeichen in einer Welt, in der sonst soziale, politische, geistige Brücken eher einzustürzen drohen“, betonte der Bischof. Kohlgraf: „Als Kirchen tun wir gut daran, uns in den Dienst der Verständigung einbinden lassen und Hilfen zur Verfügung stellen, die nicht nur in den eigenen Reihen das Verbindende entdecken, sondern auch zwischen den vielen Parteiungen, die international und national entstanden sind.“

     

    Staatengemeinschaft: Wieder eine Seele geben  

    Der Präses der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Ulrich Oelschläger, wies auf den bleibenden Anspruch der evangelischen Kirche hin, sich permanent zu erneuern und die Reformation weiterzuführen. Heute sei „ständige Reformbereitschaft in wechselnden Zeiten“ ein zentrales Anliegen. In diesem Zusammenhang sei es auch eine Frage an die Kirchen, wie sie „für den europäischen Traum von Freiheit und Solidarität für alle Menschen eintreten können“. Manchen Menschen erscheine die Europäische Union zudem heute zu kompliziert und bürokratisch, zu unverständlich, manchmal auch zu weit weg und zu uninteressant“, sagte der Präses. Oelschläger: „Man könnte sich jetzt abwenden und den alten Nationalstaaten zu – man kann aber auch versuchen, Europa wieder eine Seele zu geben.“

     

    Gottesdienst: Mit großartiger Musik und vielen Gästen 

    An dem Festgottesdienst wirkten unter anderem auch der Propst für Rheinhessen, Klaus-Volker Schütz, der Mainzer Pfarrer Matthias Hessenauer, Mitglieder der Christuskirchengemeinde und ökumenische Gäste mit. Daneben war der Bachchor und das Bachorchester Mainz unter der Leitung von Ralf Otto mit Werken von Johann Sebastian Bach zu hören. Die Orgel spielte Hans-Joachim Bartsch. Rund 700 Gäste wurden zu dem Festgottesdienst in der Mainzer Christuskirche erwartet. Im kommenden Jahr findet die zentrale Reformationsfeier der hessen-nassauischen Kirche am 31. Oktober in der  Wiesbadener Lutherkirche statt. 

     

    Hintergrund: Reformationstag 

    Am 31. Oktober erinnern Protestantinnen und Protestanten in aller Welt an den Beginn der Reformation und die Gründung der evangelischen Kirche vor über 500 Jahren. Am Tag vor Allerheiligen 1517 brachte der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther seine 95 Thesen zu Ablass und Buße in Umlauf. Der Überlieferung nach soll er seine Ideen in lateinischer Sprache auch an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen haben, um eine akademische Diskussion auszulösen. Damit leitete Luther die Reformation der Kirche ein. Zum 24. Mal veranstaltet die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau einen Festakt anlässlich des Reformationstags. Bei der Feier blickt stets auch eine bekannte Persönlichkeit mit einem besonderen Fokus auf das protestantische Leben in der Gesellschaft. Bislang zählten unter anderem der frühere DDR-Ministerpräsident Lothar de Mazière, der vormalige Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, die ZDF-Journalistin Gundula Gause oder der Filmregisseur Nico Hofmann zu den Referenten.

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