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    Seenotrettung

    Trotz großem Druck: Auf dem Mittelmeer für Menschlichkeit unterwegs

    Friedrich Reich, Christian Ditsch/RESQSHIPDie privaten Seenotretter müssen konzentriert bleiben – jederzeit kann am Horizont ein Schlauchboot mit Geflüchteten auftauchen.

    Jeden Tag sterben Menschen an der EU-Außengrenze im Mittelmeer. Die EU hat ihre Seenotrettung im Frühjahr 2019 komplett eingestellt. Eine Lücke, die private Seenotretter, wie der Verein Resqship versuchen zu schließen. Manchmal sind sie die einzigen Helfer im Mittelmeer.

    Der Mainzer Tobias ist 30 Jahre alt und steht nicht gerne im Mittelpunkt. Dennoch will er nicht schweigen: „Es kann nicht sein, dass da Menschen sterben“. Er fährt für zwei Wochen mit der Hilfsorganisation Resqship aufs Mittelmeer, um geflüchteten Menschen zu helfen. 

    2018 hat die UNO-Flüchtlingshilfe mehr als 2.300 Tote und Vermisste gemeldet. Sie spricht von der „tödlichsten Seeroute der Welt“. Die Europäische Union überwacht das Mittelmeer seit dem Frühjahr nur noch aus der Luft. Sie kooperiert mit der lybischen Küstenwache. Wie sicher die Menschen in dem Bürgerkriegsland sind, ist ungewiss. 

    Finger in die Wunde legen

    Hilfsorganisationen wie Sea Watch, SOS Mediterranee oder Resqship sind mit privaten Booten unterwegs, um den Menschen vor Ort zu helfen. „Gleichzeitig wollen wir auf die Situation aufmerksam machen“, sagt Stefen Seyfert von Resqship. Es gehe darum „den Finger in die Wunde zu legen: Es ertrinken Menschen an unserer südlichen EU-Außengrenze, obwohl wir helfen könnten“. Dabei sieht er vor allem die Politik in der Pflicht: „Wir fordern politische Lösungen, dass Menschen gar nicht erst in Gefahr geraten.“

    Die Bilder der Sea Watch 3 und ihrer Kapitänin Carola Rackete sind um die Welt gegangen und haben die Diskussion um die private Seenotrettung angeheizt. „Wir wollen gar keine Konfrontation mit staatlichen Behörden“, betont Stefen Seyfert. „Wir wollen, dass die Staaten dieser humanitären Aufgabe gerecht werden und die Menschen aus Seenot retten.“

    Den Horizont im Blick halten

    So wie auch Tobias. Der angehende Altenpfleger ist in den letzten Vorbereitungen für seinen zweiten Einsatz auf dem Schiff von Resqship. Bei seinem ersten Aufenthalt auf dem Boot hat er gemerkt, wie anstrengend die Suche nach Geflüchteten sein kann: „Es ist immer eine Anspannung da, dass man auch nichts übersieht. Das Ausschau halten, das strengt die Augen an, man muss den Wellengang ausgleichen, aber man versucht die Anstrengung so gut wie möglich auszuhalten“, erzählt er. Die Crew besteht aus sechs Ehrenamtlichen. Tobias sagt, dass sich die Wache etwa alle drei bis vier Stunden ablöst und ungefähr einen Radius von etwa sieben Kilometern im Blick haben kann. 

    Das Schiff von Resqship ist klein, es kann keine Geflüchteten aufnehmen. Wenn es auf Geflüchtete trifft, kann es eine erste Hilfe anbieten. Es gibt immer einen Arzt an Bord und Tobias ist zuversichtlich, dass er durch seine Ausbildung zum Altenpfleger und sein Ehrenamt bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) tatkräftig helfen kann. Nach der Erstsicherung ist die Crew allerdings auf Hilfe von größeren Schiffen angewiesen, ergänzt Stefen Seyfert. 

    In Deutschland haben sich einige Städte, Gemeinden und Kommunen gegen eine europäische Abschottungspolitik gestellt. Sie gehören dem Netzwerk „Sichere Häfen“ der Initiative Seebrücke an. Auch Resqship fordert sichere Häfen in Rheinland-Pfalz. 

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