Volkstrauertag - Ewigkeitssonntag
Trauer und Hoffnung am Ende des Kirchenjahres
istockphoto.com|ClaudiadAm Totensonntag besuchen viele Menschen die Friedhöfe und gedenken der Verstorbenen.12.11.2015 pwb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Trauer und Mahnung zum Frieden
Der Volkstrauertag ist ein Gedenktag, der erstmalig vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in den 1920er Jahren eingeführt wurde. Er ist zwar kein kirchlicher Feiertag, wird jedoch in christlichen Gottesdiensten zum Anlass genommen, die Verantwortung für Frieden, Toleranz und Versöhnung besonders zu thematisieren. Man begeht diesen Tag seit 1952 alljährlich zwei Wochen vor dem ersten Advent als Tag nationaler Trauer und Mahnung zum Frieden.
Bereits 1919 wurde der Volkstrauertag vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge als Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkrieges vorgeschlagen. 1926 wurde entschieden, den Volkstrauertag regelmäßig am Sonntag Reminiscere (fünfter Sonntag vor Ostern) zu begehen.
Die Nationalsozialisten übernahmen diesen Gedenktag als „Heldengedenktag“, datierten ihn auf den 16. März und veränderten seinen Charakter vollständig: Nicht mehr Totengedenken sollte im Mittelpunkt stehen, sondern die Verehrung von Kriegshelden.
Erst nach 1945 griff der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge den Ursprungstermin erneut auf. Um aber eine klare Abgrenzung zum propagandistischen Heldengedenktag zu schaffen, verlegte man 1952 den Volkstrauertag auf den vorletzten Sonntag vor dem ersten Advent. Das Ende des Kirchenjahres wird theologisch durch die Themen Tod, Zeit und Ewigkeit bestimmt. Die korrekte Bezeichnung lautet in der Evangelischen Kirche "Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres".
Kirche ruft zur Versöhnung auf
In der Lebensordnung der EKHN heißt es zum Volkstrauertag:
„In den Gottesdiensten am vorletzten Sonntag im Kirchenjahr nimmt die Kirche den staatlichen Volkstrauertag zum Anlass, der Menschen aller Völker zu gedenken, die durch Krieg und Gewaltherrschaft getötet wurden. Sie ruft sich selbst und alle anderen zu Versöhnung und Frieden auf.
Wird die Gemeinde gebeten, an Feiern zum Volkstrauertag oder bei Gedenktagen mitzuwirken, so soll sie dabei Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in das Licht der Christusbotschaft stellen und unter der Verheißung des Reiches Gottes zu Besinnung und Umkehr rufen.“
Die Kirchen greifen das Thema des Volkstrauertags auch in Veranstaltungen der Ökumenischen Friedensdekade auf, die in der Zeit vom drittletzten Sonntag des Kirchenjahres bis zum Buß- und Bettag stattfinden.
Evangelischer Feiertag: Ewigkeitssonntag
Der letzte Sonntag im evangelischen Kirchenjahr ist der Ewigkeitssonntag, auch als Totensonntag bekannt. Viele Menschen besuchen die Friedhöfe und schmücken die Gräber ihrer Angehörigen.
Die Reformatoren schafften das Allerseelenfest (2. November) in den evangelischen Kirchen ab. Bereits 1556 findet der "Ewigkeitssonntag", allerdings unter der Bezeichnung "Fest des jüngsten Tages" Einzug in der Waldecker Kirchenordnung. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen ordnete 1816 den „Totensonntag“ an, um den Gefallenen der Befreiungskriege (1813 bis 1815 gegen Napoleon Bonaparte) zu gedenken.
Das Totengedenken wurde dann von anderen protestantischen Kirchen übernommen. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der Name "Totensonntag" von den Evangelischen Kirchen umbenannt in "Ewigkeitssonntag".
Gedenken an die Verstorbenen und Hoffnung
In den Kirchengemeinden gedenken die Menschen an diesem Tag ihrer Verstorbenen, im Gottesdienst werden die Namen der im vergangenen Kirchenjahr kirchlich bestatteten Gemeindemitglieder verlesen und in das Fürbittengebet mit aufgenommen. Der Dank für das Leben und der Trost für die Trauernden verbinden sich in der christlichen Hoffnung auf die Auferstehung von den Toten.
Ewigkeit, was ist das?
Der Name „Ewigkeitssonntag“ oder auch zeigt, dass hier Fragen nach den letzten Dingen in den Mittelpunkt rücken. Im Evangelium wird den Glaubenden zugesagt, dass er in Gottes Ewigkeit kommt, wenn seine irdische Zeit zu Ende ist. Er ist dann bei Gott, in der Ewigkeit. Aber was ist das, Ewigkeit? Als Menschen haben wir einen konkreten Anfang, unsere Geburt, und ein Ende, unseren Tod. Was jenseits unserer (Lebens-)Zeit ist, können wir uns nur schwer vorstellen.
Ewiges Leben und Mahnung
"Macht Euch bereit zu der Hochzeit, ihr müsset ihm entgegengehn!" dichtete Philipp Nicolai 1599 im wohl bekanntesten Lied „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ zum Ewigkeitssonntag (EG 147). Er bezieht sich auf das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen (Matthäus 25, Verse 1 bis 13). Hier wird der Tag der hereinbrechenden Ewigkeit als Hochzeitstag und Christus als Bräutigam beschrieben, der seine Gäste erwartet. Die klugen Jungfrauen waren vorausschauend genug und hatten vorsorglich ausreichend Öl für ihre Lampen beschafft, so dass sie dann um Mitternacht dem Bräutigam (Jesus Christus) entgegengehen konnten und an der Hochzeit (dem ewigen Leben) teilnehmen konnten. Bei allem Endzeit-Jubel steckt in diesem Gleichnis auch eine Mahnung: Seid nicht so töricht, das Ewige Leben aus Bequemlichkeit zu verpassen.