EVIM Wiesbaden
Tiere im Altenheim
07.08.2019 esz Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Lilli räkelt sich auf dem roten Ohrensessel. Die weiße Katze gehört seit Jahren zum Inventar des Jan-Niemöller-Hauses, einer Senioreneinrichtung von EVIM am Schiersteiner Hafen. Hier gehören Tiere zum Alltag. Haustierbesitzer wissen um die positive Wirkung der tierischen Mitbewohner: Egal ob Hund, Katze oder Nagetier, es geht immer um bedingungs- und vorurteilslose Zuneigung und gleichzeitig verantwortliches Handeln. Dies haben inzwischen auch viele Senioren- und Pflegeheimorganisationen erkannt und gehen immer mehr dazu über, tierische Mitbewohner aufzunehmen.
Bei EVIM gibt es davon viele: Vögel, Fische, Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen. Das lockert einerseits den Alltag auf, hat aber auch wissenschaftlich erwiesene Vorteile: Die guten Effekte der Tierhaltung bei Demenzkranken sind durch Studien belegt. Dabei sind es nicht einmal ausgebildete Therapie-Tiere, die hier zum Einsatz kommen: Lilli und Engelchen, die beiden Katzen, sind einfach Mitbewohner einer Etage im Niemöller-Haus.
Ein paar Leckerlis fallen immer ab
»Sie kamen mit neuen Bewohnern als deren Privattiere ins Haus«, berichtet Einrichtungsleiterin Tanja Salder. Mittlerweile sind beide Besitzer verstorben, aber die Katzen sind feste Bezugspersonen im Pflegebereich auf der zweiten Etage. »Die Türen stehen offen und die beiden gehen einfach dort hin, wo sie sich am wohlsten fühlen. Die meisten Bewohner haben Leckerlis für sie parat«, berichtet Salder.
Gut sozialisiert müssen die Tiere sein, selbstverständlich darf niemand etwas dagegen haben oder gar allergisch sein. Tierärztliche Betreuung ist selbstverständlich. Etwas Besonderes gibt es im Niemöller-Haus noch zu Hund und Katz dazu: »Kommen Sie mal mit«, sagt Salder und öffnet eine bunt beklebte Tür. Dahinter verbirgt sich ein Nager-Paradies für »Cosmo«, »Tanja« und »Rosi«: Drei Meerschweinchen, die von der Belegschaft des Niemöller-Hauses ein Gehege mit allerlei Turngeräten gebaut bekamen. Die Senioren besuchen sie gerne in ihrem eigenen Zimmerchen. Ein Außengehege ist gerade im Bau.
Die alten Leute blühen auf im Umgang mit den Tieren
»Sie glauben gar nicht, wie gerne sich die Leute am Gemüseschnippeln beteiligen«, sagt Salder. Eine sinnvolle Aufgabe mit konkretem Erfolg – für viele Senioren eine Motivation. Demenzkranke »tauen richtig auf beim Kontakt mit Tieren«, hat Salder beobachtet. Das hat auch ihre Kollegin Christina Campe vom Wichern-Stift zu berichten. Hier leben zwei Kaninchen, die gerade durch eine Aktion von »Wiesbaden engagiert« ein riesiges Außengehege eingerichtet bekamen. »Die Bewohner schauen so gerne zu, wie die Tiere spielen und fressen.« Die Tiere müssen täglich gefüttert, gestreichelt und versorgt werden. Genau darüber freuen sich die alten Menschen, die vielleicht gerade erleben, dass ihnen die gedankliche Welt und ihre Vergangenheit entgleitet.
Anja Baumgart-Pietsch