Impuls
Streit für Frieden?
30.05.2023 hjb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Jesus streitet, um Frieden zu finden
Jesus hat mal gesagt: „Meint ihr, dass ich gekommen bin, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Streit.“ (Basisbibel Lukas 12,51) Passt erstmal gar nicht zu Jesus. Er war doch friedfertig und hat gesagt: Glücklich sind alle, die Frieden stiften. Und jetzt will er auf einmal Streit?
Jesus ist kein Friede-Freude-Eierkuchen-Typ
Aber Jesus macht beides. Er handelt friedlich. Aber er streitet auch. Ganz schön viel. Was er sagt, bringt einige Menschen so gegen ihn auf, dass sie Mordgedanken haben.
Jesus ist kein Friede-Freude-Eierkuchen-Typ. Und das finde ich gut. Denn nicht streiten, nur um des lieben Friedens willen, ist falscher Friede. Also eigentlich gar kein Friede. Jesus sagt: Der Streit, den ich bringe, wird mitten durch die Familien gehen. Und das gibt es ja gerade. Ich weiß von Geburtstagen, wo die Familie vorher ausmacht: „Wir sprechen nicht über Politik und auch nicht über Religion.“ Nicht reden, kein Streit, um des lieben Friedens willen.
Wann es sich lohnt, sich zu streiten
Wenn ich Jesus richtig verstehe, dann lohnt es sich aber zu streiten. Über das, was wirklich wichtig ist. Dazu gehört die Frage, wie wir miteinander leben wollen, nach welchen Regeln und Werten.
Für Jesus steht Gott an erster Stelle. Gottes Liebe zu seiner Welt mit allen, die dazu gehören. Er geht in den Streit, wo dieser Liebe etwas im Weg steht. Überheblichkeit zum Beispiel oder Egoismus, der keine Rücksicht auf andere nimmt. Gleichzeitig begegnet Jesus auch denen mit Respekt und sogar Liebe, die mit ihm streiten. Und er sagt: Macht es mir nach!
Lasst uns wie Jesus streiten!
Also: Lasst uns streiten! Aber so, wie Jesus das getan hat. Friedlich und zugewandt. Im Streit um die Sache, ohne die Würde des anderen zu verletzen.
Claudia Sattler ist evangelische Pfarerin in Herborn im Evangelischen Dekanat an der Dill. Sie ist zudem als Autorin für "Kirche im Hessischen Rundfunk (HR)" tätig.