Reformationsjubiläum 2017

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    Pestizid-Verbot der EU

    „Stadtbienen geben den besten Honig“

    Esther StoschBiene auf Sonnenblume

    Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit sterben seit mehreren Jahren weltweit immer mehr Bienen. Mitten in Frankfurt aber produzieren vier Bienenvölker viel Honig - im Kirchturm.

    Thomas DiemerOlav Peusser mit den Kirchturmbienen

    Die Gottesdienstbesucher sind weg, die Mitarbeiter im Feierabend. Trotzdem ist Pfarrer Thomas Diemer nicht allein in der Frankfurter Kirche mit dem großen, parkähnlichen Außengelände. „Wir haben Eichelhäher, Fledermäuse und Igel. Einmal habe ich sogar eine Schleiereule gesehen, “ erzählt er begeistert von den wilden Tieren, die sich bei ihm auf dem Kirchengelände zwischen Nordend und Bornheim angesiedelt haben.

    Mehr als zweihunderttausend Bienen im Kirchturm

    Zusätzlich leben im Kirchturm mehr als zweihunderttausend Nutztiere: Honigbienen. Seit drei Jahren kümmert sich der ehrenamtliche Imker Olav Peusser um die Bienenstöcke, ein Mal wöchentlich überprüft er die Gesundheit der Bienenvölker. „Ich wollte mehr mit der Natur zu tun haben und hatte schon immer Lust auf Bienen“, erklärt Peusser. Also hat er, der Grafikdesigner, sich in seiner Freizeit zum Imker ausbilden lassen. „Da die Kirche recht progressiv ist, habe ich den Pfarrer einfach angesprochen und ihm das mit den Bienen vorgeschlagen.“ Im Frankfurter Norden, im Kirchturm der Wartburggemeinde, leben jetzt die von ihm betreuten zwei- bis dreihunderttausend Bienen. Wie viele genau es sind, kann er nur schätzen.

    Die Biene ist das drittwichtigste Nutztier

    Die Biene gilt nach Schwein und Rind als das drittwichtigste Nutztier der Deutschen, ohne sie hätte man nicht nur keinen Honig, sondern auch keine blühenden Parks, Wälder und Felder. Sie leistet 80 % der landwirtschaftlichen Bestäubung, ohne sie gäbe es keine Ernte.

    Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit sterben seit mehreren Jahren weltweit immer mehr Bienen. In den USA redet man seit 2004 von CCD (Colony Collapse Disorder) und meint damit das massenhafte Völkersterben der Nutzbienen. Auch in Mitteleuropa ist die Sterberate der Bienenvölker seit 1995 gestiegen.

    Pestizidverbot soll Massensterben verhindern

    Wahrscheinlich wird die Biene einfach zu oft mit ihrer unbeliebten, kuchen- und fleischfressenden Schwester, der Wespe, verwechselt, oder sie ist einfach zu klein und unscheinbar, um von der Politik geschützt zu werden. Das soll sich jetzt ändern, denn die EU hat ein Verbot von drei bienenschädigenden Pestiziden aus der Gruppe der so genannten Neonikotinoide beschlossen. 15 Staaten stimmten für das Verbot, acht dagegen und vier enthielten sich. Damit gilt das Verbot ab Dezember 2013 zunächst für zwei Jahre. In einer aktuellen Studie listet Greenpeace allerdings nicht nur drei, sondern sieben Pestizide auf, deren Einsatz zum Schutz der Bienen eingestellt werden müsste.

    Bauern und Unternehmen wollen Pestizide herstellen und nutzen

    „Ich verspreche, mein möglichstes zu tun um die Bienen zu schützen, die so wichtig für unser Ökosystem sind und jedes Jahr mit über 22 Milliarden Euro zur Wertschöpfung der europäischen Landwirtschaft beitragen", erklärte EU-Kommissar Tonio Borg, zuständig für Gesundheit und Verbraucherpolitik. Wie weit seine Möglichkeiten reichen, ist leider nicht bekannt, zumal Agrarverbände und Hersteller wie Bayer oder Syngenta das Verbot scharf kritisieren, die schädliche Wirkung sei nicht nachgewiesen, die Bienen würden von den Pflanzenschutzmitteln nicht getötet.

    Gift tötet nicht sofort

    „Pestizide sind immer schlecht, “ stellt der Bienenhalter Peusser fest. „Die Pestizide töten die Bienen oft nicht direkt, aber sie werden geschwächt und geschädigt und somit anfälliger für Krankheiten, “ stellt der Bienenhalter Peusser fest. „ Ungefähr jedes dritte Bienenvolk überlebt nach Angaben von Greenpeace den deutschen Winter nicht.

    Honig von Stadtbienen ist weniger belastet

    Peusser selbst hat sich letztes Jahr um fünf Völker gekümmert, jetzt im Frühjahr sind es noch vier, damit liegt er über dem Durchschnitt. „Hier geht es den Bienen besser als auf dem Land, wo es oft nur Monokulturen gibt. Die Bienen haben eine viel größere Auswahl, das macht auch den Honig sehr aromatisch, “ schwärmt der Pfarrer Diemer. Fünfzig Kilo Honig haben die Bienen der Wartburggemeinde im letzten Jahr produziert. Mit Pestiziden werden die Stadtbienen selten konfrontiert, und gestochen wurde laut Peusser auch noch niemand. „Honigbienen sind Nutztiere, die werden auf Honigproduktion und Sanftmütigkeit gezüchtet.“

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