Bahnhofsmission
Sieben Tage und Nächte am Bahnhof
Peter KrauchEin Hilfesuchender bittet um Einlass in die Bahnhofsmission19.08.2016 evb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Sieben Tage und Nächte rund um den Bahnhof – darum geht es in der Hauptreisezeit im neuen Themenspecial der Multimediaredaktion der EKHN auf www.ekhn.de/bahnhof. Mit Reportagen, Interviews, Videos und Bildergalerien zeigt die Redaktion vom 21. bis zum 28. August das verborgene Leben am Frankfurter Hauptbahnhof. Zugleich wirft sie einen Blick auf Menschen am Bahnhof, die es nicht einfach haben und stellt Hilfsangebote vor.
Bahnhofsmission hilft
So begleitet die Bahnhofsmission beispielsweise Menschen mit Mobilitätsbeeinträchtigungen, Blinde, Mütter mit Kindern und allein reisende Kinder im Bahnhofsbereich. Im Jahr 2015 hat sie am Hauptbahnhof in Frankfurt über 12.000 solcher Reisehilfen durchgeführt. „Ein Mensch, der eingeschränkt ist, ist vor allem in den Rush-Hour-Zeiten im Hauptbahnhof völlig überfordert, “ berichtet der Leiter der Frankfurter Bahnhofsmission Carsten Baumann. Wie sich das für einen Sehbehinderten anfühlt, erfahren die Hörer in einer Audio-Slide-Show. Außerdem sind die Reporter mit „Kids on tour“ gegangen. Das ist ein Service, bei dem allein reisenden Kindern im ICE eine Begleitperson an die Seite gestellt bzw. gesetzt wird.
Drogen und Prostitution
Aber der Bahnhof und das umliegende Viertel sind auch bekannt für Drogen und Prostitution. Die Geschichten und Nöte der Frauen, die sich in den Zimmern der Bordelle prostituieren, kennt kaum jemand, kaum jemand fragt nach. „Es gibt keine andere Berufsgruppe, die allein aufgrund ihrer Tätigkeit so viel Verachtung und Diskriminierung erfährt wie die Prostitution“, so das Diakonische Werk. Die Mitarbeitenden der evangelischen Beratungsstelle „Tamara“ kennen die Geschichten, Sorgen und Nöte der Frauen, die in Bordellen und auf dem Straßenstrich arbeiten. „Achtung statt Ächtung“ lautet ihr Motto. Zudem erzählt ein Drogenabhängiger seine Geschichte. Wie reisende Eltern ihren Kindern das Elend erklären und es davor schützen können, erklärt der Volker Landgraf vom Diakoniezentrum Weser5.
Nachts am Bahnhof
Kaum jemand möchte freiwillig die Nacht am Bahnhof verbringen. Doch manche Menschen stranden hier. In der Bahnhofsmission finden sie Wärme und Sicherheit, vielleicht auch eine Tasse Tee oder eine Isomatte. In der der ökumenischen Einrichtung von Diakonie Frankfurt und Caritas ist jeder willkommen, unabhängig von Glaube und Konfession. Die Lebensgeschichten, von denen die Sozialhelfer während ihrer Nachtdienste erfahren, scheinen das Kinoprogramm zu überbieten. So begegnen ihnen in einer Nacht der Leiter der evangelischen Kirche von Madagaskar, ein verhinderter Couchsurfer aus Mazedonien oder eine Bulgarin, die ausgeraubt wurde.
Kirche übernimmt am Bahnhof eine wichtige Rolle
„Der Frankfurter Bahnhof spiegelt die kulturelle Vielfalt der Stadt, “ erklärt Chefredakteur Andreas Fauth das Projekt. „In der Bahnhofsmission suchen Gestrandete Hilfe, Menschen nehmen Abschied, Flüchtlinge kommen an. In den Straßen rund um den Bahnhof prallen Gegensätze aufeinander: Armut und Reichtum, Party und Prostitution, Lebensfreude und Drogenmilieu.“ Die Kirche übernehme hier eine wichtige Rolle: Sie habe ein offenes Ohr und sei für die Menschen da, die Hilfe suchen oder in einer Lebenskrise stecken. „Die Serie 7 Tage – 24 Stunden Bahnhof will einige dieser Lebensgeschichten erzählen und auf Service-Angebote aufmerksam machen.“