Talkrunde mit Samuel Koch und Klaus Douglass
Prominente diskutieren über Glück und Segen
Charlotte MattesSegen ist für Samuel Koch ein "tiefer, innerer Frieden"25.06.2014 cm Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
„Zum Glück gibt es den Segen“ lautet die aktuelle Kampagne der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. In diesem Rahmen hat die Evangelische Sonntags-Zeitung in der ausverkauften Heilig-Geist-Kirche zur Talkrunde „Über Glück und Segen“ geladen. Was aber, wenn einen das Glück mal im Stich lässt? Kann das noch ein Segen sein? Bei Samuel Koch war das der Fall, als er bei „Wetten dass..?“ schwer verunglückte. Seitdem ist der sportbegeisterte Schauspieler querschnittsgelähmt. Neben ihm sitzt der Pfarrer und Autor Klaus Douglass, der sich in seinem Buch „Glück ist jetzt“ intensiv mit Glück und Segen auseinandergesetzt hat. Der dritte Talkgast, der oberhessische Propst Matthias Schmidt, gehört zu den Initiatoren der Kampagne. Er findet: „Christen leben Glück und Segen zu wenig.“
Glück ist mühselig
Douglass hat eine eigene Theorie dafür, wie Glück entsteht. „Glück baut sich über Momente auf, die man erst gar nicht so als Glück empfindet, “ erklärt er. Douglass veranschaulicht seine Theorie mit einer Wanderung auf einen Gipfel. Zwischenzeitlich habe man keine Lust mehr und es sei mühsam. „Doch dann hat man es geschafft, es überwunden, seine Kraft gespürt – und freut sich, dass man etwas erreicht hat.“ Diesen Effekt nennt Douglass Überwindungsprämie. „Das Glück steht am Ende eines Prozesses, der sich aus vielen kleinen Momenten zusammensetzt, die sich keineswegs nach Glück anfühlen.“
Douglass will daraus aber nicht folgern, dass Samuel Koch ein sehr glücklicher Mann sei, bloß weil er viel Leid ertragen hat. Koch stimmt ihm zu: „Abgesehen davon ist ja noch nicht gesagt, dass ich den Gipfel erreicht habe.“
Segen ist eine Kraftübertragung von Gott
Segen ist für Autor Douglass, zu spüren, dass Gott da sei und das er etwas an einem selber tue. „Segen ist eine Kraftübertragung von Gott. Dass Gott durch andere Menschen in einem wirkt.“
Koch hingegen denkt bei dem Begriff des Segens an den Moment, an dem er nach drei Monaten zum ersten Mal wieder aufrecht in den Rollstuhl gesetzt wurde. In dem Moment war er „abgrundtief traurig und deprimiert“. Er sah keine Logik, weil er merkte, dass viel an seinem Körper kaputt sei. Aber dann habe er tief durchgeatmet und die Alpen angeschaut, hinunter auf den See und in dem Durchatmen gemerkt, wie schön es sei, wieder selbstständig atmen zu können. Dann habe er einen „tiefen, inneren Frieden empfunden. Das war für mich Segen.“
Glück ist das Gefühl, gebraucht zu werden
Aus diesem Grund sucht Koch nach keinem Sinn, da „es ihn manchmal nicht gibt.“ Gestern habe ihm sein Vater geholfen zu niesen. Das kann er nicht selbstständig, einmal im halben Jahr gelingt es ihm. „Das macht mich glücklich.“ Genau wie das Gefühl, gebraucht zu werden, nützlich zu sein, indem er anderen Menschen zuhört und hilft.
Glück ist eins mit dem Moment zu sein
Douglass und Schmidt sind von Kochs Geschichte bewegt. Schmidt hat von ihm gelernt, dass es gut sei sich selbst nicht so ernst zu nehmen. „Ich glaube, Sie machen ganz vielen Menschen Hoffnung“, schließt Douglass. Auf einer Glücks-Skala von 0 bis 100 sieht sich Propst Schmidt bei einer 80. Douglass gibt sich eine 88 und Koch eine 60. Glück fasst Schmidt zusammen als das Gefühl, „eins mit dem Moment zu sein. Das Gefühl, hier bin ich richtig.“