Reformationsjubiläum 2017

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    Reformationsjubiläum

    Mit Luther in Amt und Alltag - Vortrag des Kirchenpräsidenten

    kfBegrüßten den Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Volker Jung (3.v.l.) in Obertshausen: 
(v. l.) Bürgermeister Roger Winter, die beiden Gemeindepfarrer Hartmut Eglinsky und Kornelia Kachunga, Kirchenvorsteher Thomas Meyer-Haugwitz und der Dekan des Evangelischen Dekanats Rodgau, Carsten Tag.Begrüßten den Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Volker Jung (3.v.l.) in Obertshausen: (v. l.) Bürgermeister Roger Winter, die beiden Gemeindepfarrer Hartmut Eglinsky und Kornelia Kachunga, Kirchenvorsteher Thomas Meyer-Haugwitz und der Dekan des Evangelischen Dekanats Rodgau, Carsten Tag.

    „Einiges würde ich gern noch einmal mit Luther besprechen“, obwohl – oder gerade weil – der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Pfarrer Dr. Volker Jung, ein unter anderem durch seine Doktorarbeit ausgewiesener Kenner des Reformators und seiner Theologie ist. Im Rahmen eines Vortrags in Obertshausen zum 500. Reformationsjubiläum gewährte der leitende Geistliche der Landeskirche seltene Einblicke in die Gewissheiten und Hoffnungen seines Glaubens und Lebens in Amt und Alltag.

    kf„Mein Weg mit Martin Luther“ lautete der Titel des Vortrags von EKHN-Kirchenpräsident Dr. Volker Jung in Obertshausen. Nach etlichen theologischen Impulsen zum reformatorischen Glaubensverhältnis hatte das Publikum Gelegenheit zum Gespräch.„Mein Weg mit Martin Luther“ lautete der Titel des Vortrags von EKHN-Kirchenpräsident Dr. Volker Jung in Obertshausen. Nach etlichen theologischen Impulsen zum reformatorischen Glaubensverhältnis hatte das Publikum Gelegenheit zum Gespräch.

    Die ersten Begegnungen mit Luther teilt Volker Jung mit vielen anderen evangelischen Christinnen und Christen: Religionsunterricht, Kindergottesdienst und Konfirmandenzeit waren Stationen der Wegkreuzung mit dem Reformator: Vor allem die berühmte Gewitterszene in Luthers Jugend, in deren Verlauf er unter Lebensgefahr gelobte, Mönch zu werden, hatten den Kirchenpräsidenten als Kind beeindruckt. Später – als Jugendlicher im CVJM und im Theologiestudium – kamen das Wissen um das, was Luther umtrieb, und Jungs ganz praktische und persönliche Fragen des Glaubens- und Alltagslebens zusammen. Nämlich in der Erkenntnis der Bedingungslosigkeit, mit der Gott die liebt, die in der Taufe zu ihm gehören. „Es war befreiend für mich zu hören: ‚Du musst nicht immer besser werden, auch nicht in deinen spirituellen Praktiken. Du musst dich auch nicht bewusst und ohne Zweifel entscheiden, denn Gott hat sich schon längst für dich entschieden.‘“

    Fragen und Zweifel

    Dass im persönlichen Glauben immer Fragen und Zweifel bleiben, weiß auch Jung, der nach seinem Theologie-Studium und Vikariat als Pfarrer und später auch Dekan im mittelhessischen Lauterbach arbeitete, bevor er 2009 in das höchste geistliche Amt der EKHN gewählt wurde. „Können wir uns bei all dem, was geschieht – uns persönlich und in der Welt – wirklich auf Gott verlassen?“ Warum ein allmächtiger Gott Leid zulasse, „bleibt oft unklar, und wir können auch nicht alles wegerklären. Manches kann man ihm nur klagen und darauf vertrauen, dass er sich offenbart hat: dem Volk Israel – und uns in Jesus Christus“.

    Von Gott getragen und gehalten

    Dazu gehöre „das Grundvertrauen, von Gott getragen und gehalten zu sein“, auch bei schwierigen Begegnungen und kniffligen Entscheidungen. Der Kirchenpräsident, verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern, versucht auch im Alltag, den Draht zu Gott zu halten: „Den Tag beginne ich mit der jeweiligen Losung, Stille und Gebet als kleines Ritual am Schreibtisch.“ Auch kritische Reflexion sei wichtig: „Wie bist du den Menschen heute gegenüber getreten?“ Und dazu die Erkenntnis: „Wir neigen in der Kirche sehr dazu, uns unter Druck zu setzen.“ Der alte Begriff der Buße spiele hier eine Rolle: „An Gottes Gnade orientiert immer wieder zur Umkehr gerufen und gnädig zu sein“ - mit anderen und mit sich selbst.

    Luther - ein Mutmacher

    Dabei sei Luther immer ein Mensch und Prediger gewiesen, der anderen Mut machen konnte, die guten Seiten des Lebens zu sehen: „Wir werden und können nicht alles richtig machen“ – nicht gegenüber Gott, und auch nicht anderen gegenüber. „Wir dürfen Fehler machen und auf Vergebung hoffen, weil wir von Gottes Gnade leben und seine Vergebung als Geschenk weitergeben können.“

    Glauben entdecken

    Das und andere wichtige Glaubensinhalte in einer modernen, vielfältig gewordenen Welt zu kommunizieren, sei nicht immer leicht: „Unsere Kirche spricht bewusst auch gegenüber ihren Mitgliedern theologische Themen an“, aber Menschen müssten das immer wieder für sich selbst entdecken und spüren. „Mir liegt daran, dieses Evangelium in den unterschiedlichen Formen in der Welt zu thematisieren. Denn so viele Menschen es gibt, so verschiedene Zugänge zum Glauben gibt es.“ Und bei aller Verschiedenheit in Glaubenspraktiken und Lebensauffassungen „dürfen wir weder anderen ihre Wahrheiten, noch uns gegenseitig den Glauben absprechen“, warnte Jung; „weder zwischen den Konfessionen, noch interreligiös“. Das alles in der Hoffnung, „dass Gott durch seine Worte wirkt“.

    Auch für einen Kirchenpräsidenten sei es somit entlastend zu erkennen, „dass die Frage, ob es die Kirche in 100 oder 1000 Jahren noch gibt, nicht an unseren Fähigkeiten hängt.“

    Sondern – frei nach Luther: „das Wort handeln lassen und darauf hoffen, dass Gott darin wirkt und uns führt in Zeit und Ewigkeit“.

    „Und dann ist da noch die Sache mit dem, was uns heute an Luther fremd ist“ – und was man auch mit entsprechendem historischen Verständnis nicht gänzlich außer Acht lassen könne: Etwa Luthers schwieriges Verhältnis zu Judentum und Islam oder zur Rolle der Frau in Kirche und Gesellschaft. „Man könnte vieles noch einmal mit ihm besprechen“, meint Volker Jung.

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