Reformationsjubiläum 2017

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    „kunstinitiative2017“

    Kunst zum Staunen, Anfassen und Abbrennen

    EKHN/Rahn„Power Point“: Sitzbezüge für die Michaelskirche în Darmstadt mit bunten Steckdosenmotiven.„Power Point“: Sitzbezüge für die Michaelskirche în Darmstadt mit bunten Steckdosenmotiven.

    Bunte Sitzkissen mit Steckdosenmotiv, Tausende abgebrannte Kerzen, eindrückliche Videobilder: Der erste Kunstpreis der hessen-nassauischen Kirche macht aus Kirchen Museen mit Werken, die jeder anfassen darf.

    Bildergalerie

    Georg Lutz bestückt die Martinskirche in seiner Installation „5 Tons of Prayer“ mit 5000 Kilogramm Wachsresten von Andachtskerzen aus Kirchenräumen. Kerzen und Kerzenreste: Georg Lutz bestückt die Martinskirche in seiner Installation „5 Tons of Prayer“ mit 5000 Kilogramm Wachsresten von Andachtskerzen aus Kirchenräumen. „Power Point“: Daniela Kneip Velescu schuf Sitzbezüge mit  Steckdosenmotiv für die Michaelskirche. „Power Point“: Sitzbezüge für die Michaelskirche în Darmstadt mit bunten Steckdosenmotiven. „Power Point“: Für die Michaelskirche în Darmstadt arbeite Daniela Kneip Velescu im Innen- und Außenbereich Sitzbezüge mit bunten Steckdosenmotiven. Videoinstallation „With a Fading Glance“ von Lisa Weber in Darmstadts Stadtkirche Lisa Weber (mitte) vor Videoinstallation „With a Fading Glance“ von Lisa Weber in Darmstadts Stadtkirche Kirchenpräsident Volker Jung eröffnet die Kunstinitiative 2017: Im Vordergrund: fünf Tonnen Kerzenreste ... „Power Point“: Sitzbezüge für die Michaelskirche în Darmstadt mit bunten Steckdosenmotiven.
    EKHN/RahnDer Stuttgarter Künstler Georg Lutz bestückt die Martinskirche in seiner Installation „5 Tons of Prayer“ mit 5000 Kilogramm Wachsresten von Andachtskerzen aus Kirchenräumen.Der Stuttgarter Künstler Georg Lutz bestückt die Martinskirche in seiner Installation „5 Tons of Prayer“ mit 5000 Kilogramm Wachsresten von Andachtskerzen aus Kirchenräumen.

    Fünf Tonnen Kerzenwachs, Stoffmuster mit Steckdosenmotiven und gnadenlose Videobilder: Mit ungewöhnlichen Aktionen hat die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau am Wochenende ihre Kunstinitiative 2017 anlässlich des 500. Jahres der Reformation eröffnet. Sie macht dabei Kirchen zu Museen mit moderner Kunst zum Anfassen. Die prämierten Projekte des ersten hessen-nassauischen Kunstpreises sind in Darmstadt in der Martinskirche (Heinheimer Straße), in der Michaelskirche (Liebfrauenstraße) sowie in der Stadtkirche (An der Stadtkirche) bis zum 23. Juni zu sehen. Mehr als 20 junge Künstlerinnen und Künstler wurden Anfang 2016 zu dem Wettbewerb eingeladen, um sich in ihren Entwürfen mit dem Kirchenraum und dem für die Reformation zentralen Thema „Gnade“ zu beschäftigen. Dabei setzten sich vor einer unabhängigen Jury Daniela Kneip Velescu (Frankfurt), Georg Lutz (Stuttgart) und Lisa Weber (Mainz) durch. Der Kunstpreis ist ein Förderpreis, der mit insgesamt 45.000 Euro dotiert ist. Er dient den ausgezeichneten Künstlerinnen und Künstlern zur Realisierung ihrer Projekte mit je 15.000 Euro.

    Tonnenweise Kerzenwachs in der Martinskirche

    Der Stuttgarter Künstler Georg Lutz bestückt die Martinskirche in seiner Installation „5 Tons of Prayer“ mit 5000 Kilogramm Wachsresten von Andachtskerzen aus Kirchenräumen. Er verknüpft die Themen Gnade und Beten auf verblüffende Weise. Der offene Charakter des tonnenschweren Kunstwerks wird dadurch verstärkt, dass Besuchende die Kerzenstummel an einem eigens dafür gefertigten Tisch wieder neu entzünden können. Gnade ist nach Ansicht von Lutz „ein Synonym für Empathie“. Das werde auch durch das Neuentzünden der Kerzen verdeutlicht, „als Geste der Verbundenheit mit dem ersten Kerzenanzünder und seiner Bitte“. Kunst als brennendes Erlebnis: „Jeder kann mitmachen, auch ohne religiösen Background“, so Lutz.

    Spirituelle Steckdosen für die Michaelskirche

    Für die Michaelskirche arbeite Daniela Kneip Velescu im Innen- und Außenbereich mit textilen Materialien, die mit Piktogrammen von Steckdosen bedruckt sind. Die Künstlerin bezieht zum einen mit ihren Motiven den Außenraum der Kirche mit ein und fertigt zum anderen neue Sitzbezüge für die Kirchenbänke mit dem Steckdosenmotiv an. Anfassen sei ausdrücklich erlaubt und weitgehend ungefährlich. Die Künstlerin stellt in ihrer Arbeit „Power Point“ Gnade in humorvoller Weise als spirituelle Energie dar, die Menschen verbindet. Die Künstlerin will nach eigenem Bekunden damit „Fragen auslösen und zum Austausch anregen: Was gibt Energie? Was verbindet mich mit den Menschen. Wie kann ich mich an Gott anstecken? Was gebe ich weiter?“ Kneip Velescu: „Ich würde mich freuen, wenn die Besucherinnen und Besucher miteinander ins Gespräch kommen und wenn der Gottesdienst beginnt und sich alle setzen, tritt mein Werk in den Hintergrund.“

    Kraftvolle Unschärfen in der Stadtkirche

    Die Stadtkirche als dritter Ort des Projektes präsentiert die Videoinstallation „With a Fading Glance“ von Lisa Weber. Ihre künstlerische Arbeit bezieht sich auf Ingeborg Bachmanns Erzählung „Ihr glücklichen Augen“ aus dem Jahr 1972 und nähert sich dem Thema „Gnade“ über die Frage, wie Menschen sich und andere sehen – und was sie nicht sehen. Durch malerische Unschärfe, Überblendungen und Überbelichtung der Videobilder ergeben sich kraftvoll verstörende Bildsequenzen, die unser eigenes Sehen herausfordern. „Meine Intention ist es, die Erwartung der Besuchenden zu brechen. Ich schaffe einen Erfahrungsraum und bin gespannt auf die Wirkung“, erklärt Weber. Ihrer Ansicht nach hat Gnade hat mit Vertrauen zu tun. „Aber es ist immer auch ein zweifelhafter und zwiespältiger Begriff, gerade zwischenmenschlich, wie das Geschenk des Himmels“, so Weber.

    Ausstellung und Programm bis Juni

    Die Kunstwerke sind bis einschließlich 23. Juni 2017 in den Kirchen zu besichtigen. Das Programm umfasst neben der Ausstellung auch Künstlergespräche, Vorträge, musikalische Veranstaltungen und besondere Gottesdienste. Zudem wird ein Katalog erscheinen, in dem alle eingereichten Wettbewerbsbeiträge dokumentiert sind. Die Initiative konnte mit Unterstützung der Evangelischen Akademie Frankfurt und der EKHN-Stiftung realisiert werden. Die Projektleitung der „kunstitiative2017“ liegt bei Dr. Markus Zink, Referent Kunst und Kirche im Zentrum Verkündigung der EKHN und Christian Kaufmann, Evangelische Akademie Frankfurt.

    Kirchenpräsident Volker Jung: Neue Erfahrungen

    Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung erhofft sich von der Initiative „neue Erfahrungsräume“ in der Kirche. Es gehe darum, dass wir die „biblischen Worte ins Gespräch bringen mit uns, mit unseren Erfahrungen, mit unserer Zeit. Damit sie neu zu uns sprechen.“ Die Kunstinitiative mit ihren Werken trage dazu bei. Der erste Kunstpreis dient nach Worten Jungs zudem dazu, im 500. Jahr der Reformation junge Künstlerinnen und Künstler auf die evangelische Kirche deutlicher aufmerksam zu machen. Der Protestantismus habe dazu beigetragen, Kunst zuerst von der kultischen und dann auch von der kirchlichen Inanspruchnahme zu befreien. Dann habe sie endgültig den Weg in die weltliche Kultur gefunden und sei dadurch auch offen für neue Aufgaben geworden. Jetzt gehe es aber darum, die Auseinandersetzung der Kunst mit religiösen und kirchlichen Themen wieder zu stärken, so Jung. 

    Öffnungszeiten der Ausstellungen (bis 23. Juni) 

    Daniela Kneip Velescu
    Michaelskirche
    Liebfrauenstraße 10, Darmstadt
    Dienstag-Samstag 14-18 Uhr
    Sonntag 11-12 Uhr
    Im Juni nur am 1., 8., 15. und 22. geöffnet!

    Georg Lutz
    Martinskirche
    Heinheimer Straße 43, Darmstadt
    Dienstag-Samstag 15-19 Uhr
    Sonntag 11-12 Uhr
    Im Juni nur am 1., 8., 15. und 22. geöffnet!

    Lisa Weber
    Stadtkirche
    An der Stadtkirche 1, Darmstadt
    Dienstag-Freitag 9-16 Uhr
    Samstag 9-12 Uhr
    Sonntag 11-12 Uhr 

    Mehr Informationen und Programm auch im Internet unter:
    www.ekhn-kunstinitiative.de

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