ZDF-Gottesdienst zu Luther-Jubiläum
Kirchenpräsident: „Widerspruchsgeist ist kein Wert an sich“
Bildquelle: Rudolf Uhrig / EKHNVikarin Franziska Schwarz (links) und Kirchenpräsident Jung haben an der Gestaltung des ZDF-Gottesdienstes mitgewirkt - zudem haben sich Bischof Peter Kohlgraf, Dekanin Jutta Herbert und Präses Ulrich Oelschläger beteiligt. Die musikalische Leitung hatte Christian Schmitt-Engelstadt. Sängerinnen aus der Wormser Luthergemeinde sowie Fabian Vogt sorgten für die musikalische Begleitung.19.04.2021 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat im ZDF-Fernsehgottesdienst aus Worms die besondere Rolle des Zusammenspiels von Glauben und Vernunft in Krisenzeiten hingewiesen. „Dafür einzutreten, wovon man überzeugt ist, ist gut. Aber Achtung! Widerspruchsgeist ist kein Wert an sich. Es gibt Menschen, die standhaft widersprechen und sehr viel Unsinn vertreten“, sagte Jung am Sonntag (18. April) mit Blick etwa auf Querdenker und Corona-Leugner. So habe der Reformator Martin Luther sich auf das Evangelium und die Vernunft gestützt, um zu einem Urteil zu kommen. Luther sei sich „seiner Sache gewiss, aber nicht sicher. Alle Menschen können irren. Das wusste er auch. Deshalb hat er sehr deutlich gesagt, dass er widerruft, wenn er widerlegt wird“.
ZDF-Gottesdienst unter dem Motto „Wagemutig“
Das kann nach Worten von Jung auch eine Haltung für heute sein. Jung: „Um des Evangeliums willen ist Widerspruch und Widerstand überall dort nötig, wo Menschen gefoltert, erniedrigt, vergewaltigt, hingerichtet werden. All das widerspricht der Würde, die Gott in jedes Menschenleben hineingelegt hat. Und deshalb ist Widerspruch auch nötig gegen jede Form von Rassismus, gegen Antisemitismus, Islamfeindlichkeit. Da muss man sich in Luthers Schuhen auch gegen manche Äußerung von Luther selbst stellen. Und natürlich auch gegen Fehler und Missstände in unseren Kirchen.“ Der ZDF-Gottesdienst am Sonntag unter dem Motto „Wagemutig“ stand im Zeichen des Auftritts von Martin Luther vor dem Wormser Reichstag vor genau 500 Jahren am 16. und 17. April 1521.Dort bekannte er sich vor Kaiser Karl V. und höchsten Kirchenvertretern zu seinen Schriften.
Bischof Kohlgraf spricht von Zeitalter der Ökumene
In der Feier, die aus der evangelischen Magnuskirche in Worms übertragen wurde, sprach auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf für eine Stärkung der Ökumene aus. Er wurde wegen Quarantäne aus Mainz per Bildschirm zugeschaltet. „Es ist ein starkes Zeichen für eine gute ökumenische Geschwisterlichkeit, dass wir heute als Katholische Kirche und ich als Bischof mit dabei sein können“, so Kohlgraf in der Fernseh-Feier. Auch wenn noch nicht die „vollständige Einheit der Kirchen“ erreicht sei, könnten sich die Glaubensrichtungen im „‘Zeitalter der Ökumene‘ so begegnen, wie es Papst Franziskus einmal formuliert hat. Dazu gehöre „‚sich begegnen, gegenseitig in das Gesicht sehen, einander den Friedenskuss geben, füreinander beten‘ – und natürlich: miteinander beten, auf der Grundlage der einen Taufe und des einen Glaubens an den Gott und Vater aller Menschen, der sich in Jesus offenbart hat und im Geist uns nahe ist“, so Kohlgraf.
An dem Gottesdienst wirkten neben Kirchenpräsident Volker Jung und Bischof Peter Kohlgraf Vikarin Franziska Schwarz, Dekanin Jutta Herbert und Präses Ulrich Oelschläger mit. Die musikalische Leitung hatte Christian Schmitt-Engelstadt. Sängerinnen aus der Wormser Luthergemeinde sowie Fabian Vogt sorgten für die musikalische Begleitung.
Bildhinweis für Redaktionen:
Fotos der Proben für den ZDF-Gottesdienst sind hier zum Download erhältlich
(Quelle: EKHN/Rudolf Uhrig)