Worte von Volker Jung
Kirchenpräsident in der Coronakrise: Mit der Unsicherheit leben
EKHN/RahnKirchenpräsident Volker Jung20.03.2020 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
In der Corona-Krise hat sich der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung in einer Videobotschaft an Kirchenmitglieder und mit einem Brief an die Gemeinden gewandt. Als eine der größten Herausforderungen sieht Jung es neben allen zentralen gesundheitlichen Fragen, jetzt auch mit der permanenten Unsicherheit leben zu lernen. Dazu trügen die Kirchengemeinden derzeit mit ihrem großen Engagement bei. So hebt Jung hervor, dass sie sich trotz der zwingend notwendigen Einschränkungen weiter für die Menschen vor Ort einsetzten. „Ich bin sehr beeindruckt, wieviel hier in unseren Gemeinden geschehen ist. Hilfe füreinander wird organisiert. Es wird viel telefoniert, es werden viele Nachrichten geschrieben – auf Papier oder digital. Und es wird miteinander und füreinander gebetet – beim Glockenläuten, beim Balkongesang oder auch in Gottesdiensten, die in Radio und Fernsehen oder im Internet übertragen und zuhause mitgefeiert werden.“ Das helfe bei einem das Leben, das mit einer „großen Unsicherheit durchzogen ist“. Es gehe zunächst um die Gesundheit, für manche um Leben und Tod. Auch wirtschaftliche Existenzen seien bedroht. Besonders schwer sei es jetzt für Menschen, die allein lebten und fürchteten, vielleicht bald ganz isoliert zu sein, sagte Jung.
Im Gebet weiter verbunden bleiben
Jung: „Wir müssen plötzlich Abstand voneinander halten, weil nur so eine Chance besteht, die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen. Das bringt viele Einschränkungen mit sich – auch im Leben unserer Gemeinden. Wir können zurzeit keine Gottesdienste in unseren Kirchen feiern. Konfirmationen, Taufen, Trauungen müssen verschoben werden. Beerdigungen sind vielerorts nur noch in einem ganz kleinen Kreis möglich. Das ist alles sehr schmerzlich. Zugleich spüren wir auch, dass wir gerade jetzt gefragt sind, uns gegenseitig zu stützen und zu unterstützen – körperlich auf Abstand, aber geistig und geistlich miteinander verbunden“. Das Bibelwort „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Brief des Timotheus) könne zu einem Leitwort in dieser Zeit werden. Jung: „In vielem, was ich gehört, gesehen und erlebt habe, war für mich dieser Geist gegenwärtig. Es ist gut, wenn wir gerade jetzt immer wieder füreinander beten - um Gottes Geist, der uns Furcht nimmt und Kraft und Liebe schenkt.“
Zahlreiche Angebote von Balkonsingen bis Livestream
Dutzende Gemeinden in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) haben bereits am vergangenen Wochenende damit begonnen, ihre Gottesdienste zu streamen oder als Videos im Internet abrufbar zu machen. Viele Tagesandachten werden zusätzlich für das Internet produziert. Gemeinden von Nord bis Süd im Kirchengebiet haben damit begonnen Mittags oder Abends beim Glockenläuten zum heimischen Gebet aufzurufen. Oft geschieht das auch in ökumenischer Verbundenheit mit katholischen Nachbargemeinden. Bundesweit wurde eine Initiative zum abendlichen „Balkonsingen“ des Kirchenlieds, „Der Mond ist aufgegangen“ gestartet.
Internetangebot wird ausgeweitet
Daneben sammelt die Internetseite der EKHN www.ekhn.de aktuelle Ideen und Initiativen vor Ort. Dort sind auch hilfreiche Texte abrufbar und finden Kirchenmitglieder eine elektronische Pinnwand für Online-Veranstaltungen sowie Gebete. In der kommenden Woche wird die EKHN das Angebot mit weiteren Anregungen zur Seelsorge und der Gestaltung von heimischen Andachten erweitern. In Planung sind darüber hinaus besondere Wohnzimmer-Gottesdienste mit leitenden Theologinnen und Theologen aus der EKHN unter der Überschrift „Living-Room“.
Sonderseite zu Kirche in der Coronakrise: www.ekhn.de/corona