Erstes Fazit 500 Jahre Reformation
Kirchenpräsident: „Hinter Reformationsfeiern jetzt einen Doppelpunkt setzen“
EKHN/RahnRömer trifft Reformation: Großes Fest in Frankfurt am Pfingstmontag 201729.09.2017 red Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
EKHNGott neu entdecken: So wirbt die hessen-nassauische Kirche für das Reformationsjubiläum 2017Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat im zu Ende gehenden 500. Jahr der Reformation dazu aufgerufen, „das Jubiläumsjahr mit einem Doppelpunkt zu beschließen“. Mit dem 31. Oktober 2017 sei zwar das Festjahr beendet, nicht aber die durch Martin Luther aufgeworfene Herausforderung, „immer wieder neu nach Gott und der Welt zu fragen und aus der Kraft des Evangeliums zu leben“. Aus Luthers „Neuentdeckung des Evangeliums“ heraus habe der Reformator mit vielen anderen zusammen die Kirche neu gestaltet und auch wichtige Impulse für das Zusammenleben in der Gesellschaft gegeben. Als Beispiel nannte er das bis heute wirkende neuzeitliche Freiheitsverständnis oder die Förderung der Bildung durch die Reformation.
Wichtiger Motivationsschub
Dieses besondere Gedenkjahr der Reformation kann nach Jung ein „Motivationsschub dafür sein, jetzt die Ökumene voranzutreiben und zugleich den Zusammenhalt der Gesellschaft zu fördern“. Zudem sei es wichtig, die „Chancen und Herausforderungen der zunehmenden Digitalisierung in den Blick zu nehmen“. Das Freiheitsverständnis der Reformation, „das zugleich von Menschen gemachte Abhängigkeiten kritisch in den Blick nimmt“, biete dafür eine gute Orientierung. Als Ausgangspunkt der Reformation gilt die Veröffentlichung von Martin Luthers 95 kirchenkritischen Thesen am 31. Oktober 1517 in Wittenberg.
Großes Beteiligungsjubiläum
Nach Ansicht Jungs war das 500. Jahr der Reformation ein „Beteiligungsjubiläum“. So seien allein in der hessen-nassauischen Kirche fast 10.000 Sonderveranstaltungen in Gemeinden gezählt worden. „Die Reformation war 2017 landauf landab präsent“, so Jung. Dabei sei das Jubiläum für die evangelische Kirche im 500. Jahr des Thesenanschlags „geistlich motivierend und glaubensstärkend“ gewesen.
Einzigartiges Bildungsereignis
Gleichzeitig habe die hohe Aufmerksamkeit für die Reformationsgeschichte beispielsweise in den Medien dazu beigetragen, den Einfluss der Reformation für die Entwicklung hin zur heutigen modernen Gesellschaft besser zu verstehen. Das 500. Jubiläum sei deshalb auch als „einzigartiges Bildungsereignis“ zu verstehen. Viele Gemeinden hätten Kooperationsprojekte beispielsweise mit den Kommunen oder Kulturträger verwirklichen können. „Das waren Mut machende Kooperationserfahrungen über die Gemeindegrenzen hinaus“. gemacht. Zudem hätten viele in der Auseinandersetzung mit 500 Jahren Reformationsgeschichte auch eine „neue ökumenische Perspektive entdeckt“. Diese Impulse gelte es nun fortzuführen. Jung: „Das 500. Reformationsjahr neigt sich dem Ende entgegen. Die Glaubensgeschichte geht weiter.“
Weitere Höhepunkte stehen im Oktober 2017 noch bevor
In den kommenden Wochen stehen nun noch einmal zahlreiche Höhepunkte anlässlich des 500. Jahrestages von Luthers Thesenanschlag bevor. Am 29. Oktober überträgt der Hessische Rundfunk um 15 Uhr den offiziellen Festgottesdienst für Hessen aus der Elisabethkirche in Marburg im Fernsehen. Am 30. Oktober lädt die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau ab 19 Uhr zu einer „Reformationsacht“ in die Wiesbadener Lutherkirche mit Festgottesdienst, Musik, Kabarett und mitternächtlicher Lichtperformance ein. Am 31. Oktober findet dann in Speyer der offizielle Festgottesdienst für Rheinland-Pfalz statt, während gleichzeitig beispielsweise ganz Darmstadt ökumenisch den 500. Thesenanschlag begeht. Und: Einmalig ist in diesem Jahr der Reformationstag bundesweit ein Feiertag.
10.000 Veranstaltungen machen Reformation lebendig
Einer ersten Erhebung zufolge fanden allein im Reformationsjahr 2017 knapp 10.000 Sonderveranstaltungen in hessen-nassauischen Gemeinden statt, die auch durch das zum Jubiläum eingerichtete Reformationsbüro mit Sitz in Darmstadt begleitet wurden. Aus einem speziellen Fonds wurden in den vergangenen drei Jahren insgesamt 374 Projekte zum Jubiläum mit fast 1,5 Millionen Euro unterstützt. Das Spektrum reichte beispielsweise vom besonderen Chorprojekt zu 500 Jahren Reformation im Wetterauort Büdesheim über das internationale Reformationsfest auf dem Frankfurter Römerberg mit rund 5.000 Besuchern bis zum „Lutherball“ im Dekanat Kronberg und der Unterstützung eines evangelischen Motivwagens auf dem Rosenmontags-Umzug in Mainz.
Breite Beteiligung von Kinderfest bis Wissenschaftstagung
Als einer der Höhepunkte des Festjahres gilt die Eröffnung des Lutherwegs, der nun auf fast 400 Kilometern quer durch Hessen und Rheinland-Pfalz den Spuren des Reformators auf seiner Reise zum Wormser Reichstag folgt. Eine Kunstaktion zur Reformation verwandelte Darmstadts Kirchen in moderne Museen. In Worms sorgte ein Kindersingfest rund um Martin Luthers Leben für Aufsehen. Eine Sommer-Predigtreihe zur Reformation nutzten fast 400 Gemeinden. Ein starker ökumenischer Impuls ging von einem gemeinsamen Christusfest mit der katholischen Kirche im Frankfurter Kaiserdom aus. Zuletzt trafen sich internationale Wissenschaftler zu einem Symposium, um über die Bedeutung der Reformation für die Bildung nachzudenken.
LichtKirche und Segensroboter bringen Wittenberg in die Welt
Schließlich war Hessen-Nassau für vier Monate mit einem Team von 220 Ehrenamtlichen mit der LichtKirche und dem Segensroboter „BlessU-2“ auf der Weltausstellung der Reformation in Wittenberg zu Gast. Die Präsentation mit täglichen Andachten und dem speziellen Nachgottesdienst church@night entwickelte sich in der Lutherstadt schnell zu einem der Höhepunkte der Schau. Der Segensroboter, der im Dialog mit Gästen biblische Segensspüche aussucht, sorgte zudem in den Medien mit über 1.100 Artikeln von England über Japan und China bis Indien für internationales Aufsehen. Wären die erschienenen Texte über die Maschine als Anzeigenfläche gekauft worden, hätte dies über 11 Millionen Euro gekostet. „BlessU-2“ sollte ein Gespräch über die Bedeutung religiöser Handlungen im 21. Jahrhundert und die Folgen der zunehmenden Digitalisierung anstoßen.
Reformation vom Bierdeckel bis zur Internetseite
Medial begleitet wurde das Reformationsjubiläum gleich von drei Aussendungen der sogenannten Impulspost an jeweils rund eine Million evangelische Haushalte im Kirchengebiet. Im vergangenen Herbst startete die „Bibel auf Bierdeckel“ und wies auf die Schrift als zentrales evangelisches Element hin. Es folgte im Frühjahr „Du bist heilig“ mit der Anspielung auf die tiefe theologische Bedeutung der protestantischen Rechtfertigungslehre. Vor wenigen Tagen wurde die Aktion „Gott neu entdecken“ gestartet, die auf Martin Luthers Suche nach Gott basiert. Daneben entwickelte das Evangelische Medienhaus in Frankfurt zahlreiche Materialien, darunter bunte Episodenfilme für den Unterricht oder Videos mit Testimonials vieler Zeitgenossen zur Reformation, die Gemeinden jetzt Lust auf den Endspurt im Reformationsjahr machen wollen. All das ist auf der Internetseite zu finden, die das gesamte Jubiläum begleitet:
www.gott-neu-entdecken.de
Darmstadt, 29. September 2017