Hilfsprojekte
Kirche und Diakonie gemeinsam gegen Armut
DRIN/Becker-von WolffBeispiel für ein DRIN-Projekt ist die Fahrradwerkstatt in Fronhausen, die Drahtesel für alle verkehrssicher macht: Matthias Jung vom Familienzentrum (links) zeigt den Kooperationspartnern und Paten Stephan Aurand (Lahn-Dill-Kreis), Karl Müßener (Diakonisches Werk), Jürgen Schlausch (Caritas), Ralf Schaffner (Evangelische Kirchengemeinde), Bürgermeister Michael Lotz (Stadt Dillenburg) und Dekan Roland Jaeckle (Ev. Dekanat an der Dill) die Werkstatt.12.02.2016 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
EKHN/Diakonie HessenSind bei "DRIN" dabei: Präses Ulrich Oelschläger, Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf und Hessens Diakoniechef Wolfgang Gern. Schnappschuss aus der Pressekonferenz am 12. Februar 2016.Frankfurt / Darmstadt, 12. Februar 2016. Das eigene Fahrrad reparieren, mit Hammer und Dübel ein Bild aufhängen oder kleine Reparaturen im Haushalt selbst durchführen – die „Aktiv-Werkstatt" im Familienzentrum Frohnhausen bei Dillenburg hilft Menschen, sich selbst zu helfen. Dieses Beispiel ist eins von 28 Projekten der kirchlich-diakonischen Initiative „DRIN: Dabei sein – Räume entdecken – Initiativ werden – Nachbarschaft leben“. Ab sofort fördern die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und die Diakonie Hessen mit ihrer Initiative regionale Hilfsprojekte, in denen sich verschiedene soziale Akteure eines Quartiers gemeinschaftlich dafür einsetzen, Armut zu überwinden und gesellschaftlicher Ausgrenzung entgegenzuwirken. Insgesamt drei Millionen Euro gibt die EKHN an die Projekte von Dillenburg bis in den Odenwald sowie in die Unterhaltung des Projektbüros, in dem Fachleute der Diakonie Hessen und der EKHN die Projekte steuern, begleiten und auswerten.
Initiative DRIN: Kirche und Nachbarschaft vernetzen
Die Initiative DRIN fördert bis 2019 Nachbarschaftsprojekte im Kirchengebiet Hessen-Nassaus. Diakonische Einrichtungen und Kirchengemeinden vernetzen sich im Dorf oder im Stadtquartier etwa mit Vereinen und Schulen, mit der Stadtverwaltung oder einem Betrieb. Gemeinsam entwickeln die Akteure für die Nachbarschaft nützliche Angebote, die allen Menschen offen stehen und dazu beitragen, die Lebensqualität im Wohnviertel zu verbessern. So arbeiten Mehrgenerationenhäuser mit Pflegediensten und Besuchsdiensten zusammen oder Gemeindehäuser werden zu Begegnungszentren für alle. Es entstehen Repaircafés, in denen alte Geräte auf Vordermann gebracht werden oder Dorfläden mit Bistro. Menschen werden ermutigt, bringen sich ein und entdecken neue Perspektiven.
Präses Oelschläger: Konkrete Hilfen sind gefragt
Dr. Ulrich Oelschläger, Präses der Synode der EKHN, ruft zum Handeln auf: „Wir engagieren uns aktuell sehr für Flüchtlinge. Aber wir lassen als evangelische Kirche auch die nicht alleine, die schon länger auf Hilfen angewiesen sind. Dabei reicht es nicht, über zunehmende Armut und Ausgrenzung in unserer Gesellschaft zu debattieren und sie zu bedauern. Ganz konkrete Hilfen sind gefragt. Ich hoffe und wünsche mir, dass sich im Kirchengebiet jetzt überall noch mehr Menschen zusammenfinden, um mit kreativen, zupackenden und unbürokratischen Ideen weiter Wege aus Armut und Ausgrenzung zu finden.“
Diakonie-Chef Gern: Einmischen und auf die Stadtteile schauen
„Die wachsende Armut in unserem reichen Land fordern die Diakonie Hessen und die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau zunehmend heraus“, sagt Pfarrer Dr. Wolfgang Gern, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen. „Es bewegt uns, dass viele Menschen aus dem Miteinander in der Gesellschaft ausgegrenzt werden. Kirchengemeinden und Diakonie müssen sich hier einmischen und notwendigerweise auf die Stadtteile schauen, in denen Probleme wachsen, in denen Armut, Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, Wohnungsnot und Überschuldung beheimatet sind.“
Stellvertretende Kirchenpräsidentin Scherf: Nachbarschaftliches Miteinander als Zukunftschance
Ulrike Scherf, Stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN, schaut auf die Situation der Kirchengemeinden: „Dass Diakonie und Kirche hier gemeinsam anpacken, ist sinnbildlich. Viele gesellschaftliche Aufgaben lassen sich heute nicht mehr alleine lösen. Wir brauchen Räume des Zusammenhalts inmitten einer auseinanderdriftenden Gesellschaft. Nur wer die soziale Infrastruktur eines Ortes stärkt und das nachbarschaftliche Miteinander mit vielen anderen gemeinsam fördert, hat in Zukunft eine Chance auf eine friedliche Gesellschaft.“
Gemeinwesendiakonie: Die Initiative DRIN
Die Grundidee der Gemeinwesendiakonie und damit auch von der neuen Initiative DRIN ist, dass sich Kirchengemeinden, diakonische Einrichtungen und andere Akteure gemeinsam an der Erkundung und Gestaltung lokaler Räume sowie der Verbesserung von Lebensverhältnissen beteiligen. Gemeinwesendiakonie wird dabei nicht als begrenztes Projekt, sondern als Strategie zur Entwicklung von Gemeinde und Diakonie in einem Lebenszusammenhang verstanden.