Kirchenasyl
Jung verteidigt Kirchenasyl erneut gegen Kritik
Charlotte MattesFlüchtling in einer Kirche als Notunterkunft.15.02.2015 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
EKHNDr. Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHNDarmstadt / Fulda, 15. Februar 2015. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat das Kirchenasyl erneut gegen Kritik aus der Politik verteidigt. In der „Fuldaer Zeitung“ (Montagsausgabe, 16. Februar) plädierte Jung in einem Gastkommentar für mehr Sachlichkeit in der Debatte und dafür, die Diskussion auf aktuelle Herausforderungen in der Asylpolitik zu konzentrieren. Als Beispiele nannte er eine „menschenwürdige Aufnahmepraxis von Hilfesuchenden auf europäischer Ebene“ und einen besseren Schutz von Menschen, die über das Mittelmeer nach Südeuropa flüchten.
Verschärfte EU-Regelungen führen zu mehr Kirchenasylen
Ursache für die steigenden Zahlen von Kirchenasylen sind Jung zufolge vor allem veränderte EU-Regelungen. Nach der sogenannten „Dublin III-Verordnung“ dürften Flüchtlinge nur im Ersteinreiseland einen Asylantrag stellen. Kämen sie über andere Länder nach Deutschland, müssten sie umgehend zurückgeschickt werden. „Das hat teilweise dramatische Folgen, weil beispielsweise Italien, Bulgarien oder Ungarn derzeit keine menschenwürdige Aufnahme und Behandlung garantieren können oder wollen“, so Jung, der auch Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Es sei eine „Frage der Solidarität und Mitmenschlichkeit, die starren EU-Regelungen zu verändern, um eine menschenwürdige Behandlung von Flüchtlingen überall zu gewährleisten“. Dringend überdacht werden solle zudem das System der Seenotrettung am Mittelmeer. Jung: „Wieder sind in der vergangenen Woche hunderte Flüchtlinge zu Tode gekommen. Hilfe statt Abschottung täte not, wenn die Werte ernst genommen werden, für die Europa steht. Es ist höchste Zeit zu handeln.“
Das Kirchenasyl ist kein Recht neben dem staatlichen Recht
Jung ging auch nochmals auf die Kritik von Bundesinnenminister Thomas de Mazière ein. Zuletzt hatte der Politiker eine umstrittene Parallele zwischen dem christlichen Kirchenasyl und der Scharia des Islam gezogen und beides als außerhalb des staatlichen Rechts stehend bezeichnet. Jung entgegnete in der „Fuldaer Zeitung“, dass „das Kirchenasyl kein Recht neben dem staatlichen Recht ist“. Es werde „aus guten Gründen vom Rechtsstaat anerkannt“. Gerade mit der Akzeptanz des Kirchenasyls stärke der Rechtsstaat sich selbst und zeige, „dass er sich selbst immer wieder an der Wahrung der Menschenrechte und Menschenwürde messen lässt“.
Großes Engagement bei Unterstützung von Migranten
Der evangelische Kirchenpräsident danke auch den Gemeinden, die sich für Flüchtlinge einsetzten. Es sei bemerkenswert, mit welchem Engagement sich viele Menschen hierzulande um die Hilfesuchenden kümmerten. In der hessen-nassauischen Kirche gebe es aktuell nur zehn Fälle von Kirchenasyl, Schätzungen zufolge sei aber nahezu die Hälfte der 1.150 Gemeinden in der Flüchtlingshilfe aktiv. Sie böten unter anderem Deutschkurse für Migranten an, unterstützen neu ankommende Familien bei Behördengängen oder organisierten Begegnungsfeste.
Der Wortlaut des gesamten Gastbeitrags in der "Fuldaer Zeitung" ist komplett hier dokumentiert.
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