Healing of Memories
Im Zeichen der Ökumene: Christusvesper im Frankfurter Dom
EKHN25.07.2017 bj Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
EKHN/RahnKirchenpräsident Dr. Volker Jung (r.) und der Limburger Bischof Georg Bätzing gestalten gemeinsam die Ökumenische Vesper.Die Vesper gestalten EKHN-Kirchenpäsident Volker Jung, der Limburger Bischof Georg Bätzing, die Stellvertretende EKHN-Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf, Diözesanadministrator Dietmar Giebelmann sowie Repräsentanten der Mennoniten und der Griechisch-orthodoxen Kirche und Kinder und Jugendliche der Domsingschule und der Frankfurter Bläserschule in ökumenischer Eintracht.
Ökumenisches Christusfest
Im Anschluss an die Vesper, die unter dem Motto „Christusfest“ steht, gibt es ein ökumenisches Begegnungsfest im Haus am Dom.
Reformationsfest in ökumenischer Gemeinschaft
Das Reformationsjubiläum wird erstmals in ökumenischer Gemeinschaft gefeiert. Ein zentrales Ereignis dafür war bereits ein Buß- und Versöhnungsgottesdienst am 11. März 2017 in Hildesheim, der vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, und dem Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, gemeinsam geleitet wurde.
Healing of Memories
Anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation wird in Gottesdiensten unter dem Stichwort „Healing of Memories“ die leidvollen Auswirkungen der beiden getrennt lebenden Kirchen bedacht und Gott um Vergebung gebeten für das Versagen beider Seiten. Ebenso werden aber auch Dank und Freude zum Ausdruck gebracht für das, was beide Kirchen aneinander haben und was sie aneinander schätzen.
Positive Signale setzen
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung setzt im Reformationsjahr 2017 weiter auf positive Signale in der Ökumene. Im Vorfeld des zentralen evangelisch-katholischen Versöhnungs-Gottesdienstes zum Reformationsjubiläum in Hildesheim (#HealingOfMemories) plädierte er dafür, den Gedanken einer „versöhnten Verschiedenheit“ weiter voranzutreiben. Glaube bedeutet immer Vielfalt.
Geschichtlicher Rückblick
Der Frankfurter Kaiserdom eignet sich bestens für eine solche Vesper mit „Gesten zur Versöhnung“. Denn kurz nach Beginn der Reformation in Frankfurt wurde der Dom von eifrigen Protestanten übernommen. Zu Weihnachten 1531 und 1532 sowie zu Jahresbeginn 1533 drangen Hunderte von Protestanten in den Frankfurter Dom ein und verhinderten das katholische Hochamt. Insgesamt nahm der Kampf um die Durchsetzung der neuen Lehre in der Stadt so gewaltsame Formen an, dass sich selbst Luther zum Eingreifen genötigt sah.
1533 rang sich die Stadt dazu durch, den katholischen Kultus in Frankfurt am Main zu verbieten und den Dom zur evangelischen Hauptkirche umzuwidmen. Um die Verantwortung für diese Entscheidung nicht allein tragen zu müssen, ließ der Rat die (sonst von der politischen Willensbildung ausgeschlossenen) Bürger am 21. April 1533 darüber abstimmen: Eine überwältigende Mehrheit entschied sich für die Abschaffung des katholischen Kirchenwesens.
Auf dem Höhepunkt der Krise wandte sich der Rat der Stadt in einem Schreiben vom 27. Oktober 1535 mit der Bitte um Rat und Hilfe an Luther und Melanchthon. Melanchthon plädierte in seinem Antwortschreiben vom 5. November 1535 für die Rückgabe des Doms an die Katholiken. Letztlich war es wieder der Straßburger Theologe Martin Bucer, der in der Krise des Jahres 1535/36 vermittelnd in die Frankfurter Religionsstreitigkeiten eingriff und schließlich die hiesigen Kirchenverhältnisse neu zu ordnen half.
Mit der Rückgabe des Doms an die Katholiken im Herbst 1548 war außerdem die Voraussetzung geschaffen, dass die Stadt Frankfurt am Main weiterhin Wahl- und seit 1562 auch Krönungsort des Römischen Königs sein konnte.