Reformationsjubiläum 2017

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    Rosenmontag mit Luther

    „Helau, ihr Protestanten!“

    Juliane DielLuther-WagenHumor, Sinn für Farbenfrohes und der Geist der Reformation auf dem Rosenmontagsumzug

    Ein dreifach donnerndes Helau für Martin Luther! Die Evangelischen Mainzer sind am Rosenmontag mit eigenem Wagen gestartet: Eine Tonne protestantische Kamelle und 1000 Mini-Reformatoren kommen unters närrische Volk.

    Bildergalerie

    Luther-Wagen mit Teilnehmenden Luther-Wagen Dr. Birgit Pfeiffer und Luther Lutherbonbon Dr. Klaus-Volker Schütz und Luther Dr. Klaus-Volker Schütz und Pfarrer Gregor Ziorkewicz Luther-Statue Luther-Wagen Luther war nie in Mainz - beim Rosenmontag 500 Jahre nach der Reformation aber schon Freuen sich auf Rosenmontag (v.l.): Martin Luther, Andreas Klodt, Juliane Diel, Birgit Pfeiffer, Dieter Wenger Luther auf dem Rosenmontagsumzug 2017 Luther auf dem Motivwagen in Mainz 2017 Motivwagen Mainz Keine ollen Kamellen bitte! Letze Vorbereitungen für den Start des Lutherwagens am Rosenmontag
    Dekanat MainzLuther auf dem Motivwagen in Mainz 2017Luther auf dem Motivwagen in Mainz 2017

    Am Rosenmontag sind die Mainzer Evangelischen pünktlich um 11.11 Uhr mit einem eigenen Motivwagen an den Start des großen Umzugs gegangen. Die Protestanten wagen sich zwischen Funkenmariechen und Schwellköpp in ein traditionell katholisches Metier. Doch Martin Luther selbst steht ihnen bei: Mit Weck, Worscht und Woi in der Hand prunkt er über drei Meter hoch auf dem Motivwagen.  

    Luther kommt an den Rhein

    Die Figur ist der Blickfang - auch wenn Luther zu Lebzeiten nie in Mainz war. Zur Fastnacht 500 Jahre nach der Reformation macht er der Medienstadt als Standbild endlich seine Aufwartung. Zu recht: Ohne die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg in Mainz wäre es aus der Reformation wohl nichts geworden. Erst durch mittelalterliches Hightech aus der Domstadt konnten sich Luthers Gedanken rasend schnell verbreiten. Und irgendwie hätte Luthers sprichwörtliche Lebensfreude auch gut nach Mainz, Rheinhessen und zur Fastnacht gepasst.

    Aller Augen warten auf Zugnummer 31 

    Alle evangelischen Augen schauen während des Umzugs auf die Zugnummer 31. Das ist ziemlich weit vorne. Und das ist gut so, noch bevor alle am Straßenrand ermatten oder im Fernsehen zum "Zoch" nach Köln und Düsseldorf wegzappen. Die Idee zu dem Mainzer protestantischen Motivwagen wurde bereits vor zwei Jahren  geboren. Aus dem Rheinland drang die frohe Kunde flußaufwärts, dass die evangelischen Jecken dort damit liebäugeln, am Kölner Rosenmontagszug teilzunehmen. 

    Was Düsseldorf kann, kann Mainz schon lange   

    Und was die Rheinländer können, können die Mainzer doch schon lange. So steht er nun da, der Motivwagen zum Reformationsjubiläum: Zwölf Meter lang mit einem 3,50 Meter hohen Luther. „Für uns ist es ein echtes Abenteuer“, erklärt Dekan Andreas Klodt vom Evangelischen Dekanat Mainz. „Es ist ein neuer Zugang, um auf das Reformationsjubiläum aufmerksam zu machen und eine ganz andere Art und Weise, in der Stadt präsent zu sein.“ Die Kölner evangelische Minderheit brachte es dann übrigens am Ende doch nicht übers Herz, unterm katholischen Dom an den Start zu gehen. In Düsseldorf aber tut man es den Mainzern gleich. Dort schunkeln auf dem Wagen zur Reformation die Kirchtürme. Und das evangelische Kirchenoberhaupt der Region, der rheinische Präses Manfred Rekowski, ist höchstselbst mit an Bord. Das Motto dort: #Jeck500. 

    Bekannter Wagebauer legt an Luther Hand an 

    Besonders stolz ist das Evangelische Dekanat in Mainz nun, dass es den bekannten Wagenbauer Dieter Wenger für ihr Unterfangen gewinnen konnte. Wenger gestaltet seit über fünfzig Jahren die politischen Motivwagen des Mainzer Carneval Vereins, die jedes Jahr von mehr als dreieinhalb Millionen Menschen live und über die Bildschirme gesehen werden. Aus Erfahrung weiß er: „Man hat zehn Sekunden, um die Aufmerksamkeit zu bekommen. Deshalb benötigt man ein klares, prägnantes Motiv mit Wiedererkennungswert, das die Botschaft sofort vermittelt.“ Dass diese Figur 2017 nur Martin Luther sein kann, war sofort klar. Der dazugehörige Sechszeiler verrät mehr über die weitere Gestaltung des Wagens:

    Seit 500 Jahr‘ gibt’s Protestanten,
    weil Luthers Thesen Anklang fanden.
    Der Mensch ist Sünder und doch frei,
    für manchen ist das Narretei.
    Doch Luther lässt sich nicht beirren:
    Bibel, Weck, Worscht, Woi trotzt allen Wirren!

    Mehr als Weck, Worscht und Woi 

    Neben dem Hinweis auf das Reformationsjubiläum wird damit auch ein theologischer Akzent gesetzt.   Martin Luther und die Reformatoren haben die Erfahrung gemacht und in der Bibel gelesen: Wenn ein Mensch auf seine Taten sieht, dann wird er immer wieder auch Fehler und Schuld sehen. Aber in Gottes Augen und durch seine Barmherzigkeit sind wir von ihm geliebte Menschenkinder und die „Freigelassenen der Schöpfung“. Martin Luther redet immer wieder von beidem: Von verantwortlichem Handeln und Schuld, aber eben auch von der Freiheit.

    Dem Volk in Mainz aufs Maul schauen 

    Und da es von Luther immer wieder Überlieferungen gibt, dass er den Rheinwein geliebt und gerne gut gegessen hat, darf natürlich der regionale Bezug nicht fehlen. Daher hält Luther – neben dem Hammer zum Thesenanschlag - Weck, Woscht und Woi in der Hand. Eine große Bibel am anderen Ende des Wagens weißt auf das Vermächtnis der Lutherbibel hin und zeigt, dass diese auch heute nichts an ihrer Gültigkeit verloren hat. „Mit den Motivwagen werden an Rosenmontag wichtige Ereignisse humorvoll  thematisiert, so eben für uns Evangelische diesmal 500 Jahre Reformation“, freut sich Präses Dr. Birgit Pfeiffer vom Evangelischen Dekanat, „Und wie Luther damals `dem Volk auf´s Maul geschaut´ hat und seine Botschaften verbreitete, bringen wir ihn am Rosenmontag mit Weck, Worscht und Woi auf die Straßen von Mainz.“

    Alle sind auf einer Ebene 

    Auch das Wagengestell ist etwas anders gestaltet als die herkömmlichen Motivwagen. „Alle Mitfahrenden befinden sich auf einer Ebene. So erkennt das theologisch geübte Auge schon am Aufbau, dass es sich dabei um die evangelische Kirche handelt“, schmunzelt Klodt. „Wir sind dem Mainzer Carneval Verein sehr dankbar, dass wir einen Platz im Zug bekommen haben und diese einzigartige Möglichkeit wahrnehmen können.“ So könnte die Evangelische Kirche Menschen auf das Reformationsjubiläum aufmerksam machen, die durch Bildungsveranstaltungen und Gottesdienste nicht erreicht würden.

    Eine Tonne Bonbons an Bord  

    Am Rosenmontag selbst werden eine Tonne Lutherbonbons sowie Tausend Playmobil-Luther und Mini-Bücher zur Reformation unter die Mainzer Narren gebracht. Quasi ein Stück Reformation zum mit nach Hause nehmen. Eine 40 Mann und Frau starke Posaunengruppe unterstützt den Wagen und bringt ein fastnachtlich umgesetztes „Ein feste Burg ist unser Gott“ zum Besten. Finanziert wird der Wagen über Mittel der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sowie durch Eigenmittel des Evangelischen Dekanats Mainz.

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