Reformationsjubiläum 2017

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    Reformationstag 2021

    Glauben hilft Vernunft einzusetzen

    EKHN/RahnOnline gemeinsam Beten: Reformationsgottesdienst 2020 aus der Christuskirche in Mainz.Online gemeinsam beten: Reformationsgottesdienst 2020 aus der Christuskirche in Mainz.

    Ein denkwürdiger Reformationstag in der Corona-Pandemie: Eine fast leere Christuskirche beim Gottesdienst der hessen-nassauischen Kirche in Mainz - dafür ein Live-Erlebnis am Bildschirm zuhause.

    Bildergalerie

    Kirchenpräsident Volker Jung bei der Predigt im Reformationsgottesdienst 2020 Bettina LImperg und Fabian Vogt (r) im Talk Stellvetretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf und Weihbischof Udo Bentz segnen gemeinsam. Reformationstag in der Christuskirche in Zeiten der Pandemie: Liveübertragung per Internet  anno 2020

    Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat angesichts der sich zuspitzenden Corona-Pandemie auf die tröstende Wirkung des christlichen Glaubens in Krisen hingewiesen. Am Samstagabend sagte er bei einem aus der Mainzer Christuskirche im Internet übertragenen Gottesdienst zum Reformationstag, dass der Glauben Kraft geben kann „in Spannungen und Anspannungen, in Sorgen und Angst nicht zu zerbrechen“. Zugleich motiviere der Glauben, „die Vernunft einzusetzen und in einem guten, helfenden Sinn füreinander da zu sein“. Jung warnte zugleich davor, das Evangelium als umfassenden Schutz vor schweren Lebenserfahrungen zu betrachten - „auch nicht vor Leiden und Tod“.

    Jung: „Der Glaube ist kein Schutz davor - kein Schutzschild gegen Angriffe, kein Impfstoff gegen Krankheiten“. Die biblischen Überlieferungen zeigten, dass Menschen nicht vor Schicksalsschlägen geschützt würden, aber durch das Vertrauen auf Gott besser mit ihnen umgehen könnten. Jung: „Glaubenskraft ist himmlische Medizin für die Seele. Und der Glauben leitet an, die Vernunft einzusetzen und in einem guten, helfenden Sinn füreinander da zu sein.“

    Jung: Dem Nächsten helfen und „dummkühnen“ Glauben vermeiden

    Jung ging auch auf die bedrückende Situation vieler in der Pandemie ein. „Es tut weh, vertraute Menschen nicht unbefangen umarmen zu können - zumal dann, wenn sie Nähe und Trost brauchen“, so der Kirchenpräsident. Er blickte auch auf die Probleme von „all denen, für die es wirtschaftlich so hart ist“ wie beispielsweise in der Gastronomie, bei Schaustellern und Händlern oder Kulturveranstaltern. Bereits die biblischen Überlieferungen hätten immer wieder ein Licht darauf geworfen, „wo es ungerecht, lieblos und friedlos zugeht in dieser Welt“. In diesen Situationen sei es umso wichtiger auf die Kraft des Glaubens zu vertrauen, um „standhaft bleiben zu können und für andere da zu sein – auch in großer Not.“  Jung verwies dabei auf den Reformator Martin Luther, der 1527 während der Pestepidemie in Wittenberg gesagt habe, dass es wichtig bleibe, Schutzmaßnahmen zu befolgen es aber auch geboten bleibe, zu helfen „wo mein Nächster mein bedarf“. Luther habe daraus das Fazit gezogen: „Siehe, das ist ein rechter, gottesfürchtiger Glaube, der nicht dummkühn und frech ist und auch Gott nicht versucht.“

    Limperg: Teilnahme an Abendmahl ist persönliche Gewissensentscheidung

    Die die evangelische Präsidentin des 3. Ökumenischen Kirchentags und Präsidentin des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe, Bettina Limperg, sagte in ihrem Gastbeitrag in der Festveranstaltung laut Manuskript, dass „es gerade jetzt ein wichtiges Zeichen der christlichen Kirchen und vieler weiterer zivilgesellschaftlicher Gruppen ist, die durch Corona ja nochmals geschärften Blicke auf unsere Welt zu werfen“. Limperg: „Wann je ist über Freiheit, über Verantwortung, über Gemeinschaft und Vereinzelung, über den Wert des Lebens und die damit zusammenhängenden Fragen auch an die Weltgemeinschaft so intensiv gesprochen und gestritten worden?“ Dies sei ein „Hoffnungszeichen über diese schwierigen nächsten Monate hinaus“ und könne die Themenstellung des bevorstehenden Ökumenischen Kirchentag bestimmen, der vom 12. bis 16. Mai 2021 in Frankfurt am Main geplant ist. Limperg bekräftigte, dass die Organisatoren an der Veranstaltung festhalten wollten. Der Kirchentag sei angesichts der aktuellen Lage „in jeder Hinsicht lebensrelevant“. Limperg ging auch auf die kontroverse Frage nach der Zukunft des Abendmahls ein. „Für mich persönlich steht im Zentrum die Aussage, dass es Christus selbst ist, der uns einlädt“, sagte sie. Es brauche deshalb „keine förmliche Vermittlung dieser Einladung“. Sie gelte „ganz unmittelbar“, so Limperg. Damit sei es „eine aus dem Glauben vermittelte persönliche Entscheidung der Glaubenden, ob sie zur Mahlfeier zutreten möchten“. Limperg: „Diese innere Instanz des Gewissens ist eine zentrale Figur, die aus Glauben ein Handeln macht. Das finde ich weit über die Mahlfeier hinaus das Wesentliche: Gerade Martin Luther hat das Gewissen als Instanz stark gemacht. ‚Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir.‘“  

    Oelschläger: Digitale Transformation als Chance für die Kirche

    Der Präses der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Ulrich Oelschläger sagte in der Online-Feier zum Reformationstag, dass es ein „schmerzlicher Schritt“ gewesen sei, auf eine Gemeinde vor Ort verzichten zu müssen. Dies entspreche aber „auch unserer Mitverantwortung für diese Gesellschaft“ in der Corona-Pandemie. Oelschläger: „Auch auf Distanz können wir im Glauben verbunden sein – und nicht nur dieser Reformationsgottesdienst hat gezeigt: Das geht!“, sagte er mit Blick auf die Übertragung des Gottesdienstes im Internet. Er sei auch gespannt, in welchen Formen der Ökumenische Kirchentag in Frankfurt im Mai 2021 gefeiert werden könne. Die Coronakrise biete dabei auch die Chance, „Altvertrautes neu zu bedenken, auch theologisch nochmal zu fragen, was wirklich grundlegend ist – und was wir anders gestalten dürfen“. Die digitale Transformation der Gesellschaft könne deshalb „auch Impulse für eine Reformation der Kirche - und ökumenisch vielleicht sogar der Kirchen gemeinsam - geben“, so Oelschläger.

    Jazzklänge im digitalen Gottesdienst 

    An der Feier nahm auch der Weibischof des Bistums Mainz, Udo Bentz, teil, der ein Sendungswort sprach. Die Liturgie gestalten unter anderem Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf, Pastor Andreas Ullner von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und Pfarrerin Eva Lemaire aus der Christuskirchengemeinde. Die Orgel spielte Hans-Joachim Bartsch. Das Jazz-Trio mit den Musikern Juliane Schaper, Mark Schwarzmayr und Steffen Müller-Kaiser begleiteten die Feier musikalisch. Die Organisatoren hatten wegen der Corona-Pandemie bewusst auf eine feiernde Gemeinde in der Kirche verzichtet. Der Gottesdienst wurde live ins Internet gestreamt auf www.ekhn.de.

    Hintergrund Reformationstag

    Am 31. Oktober erinnern Protestantinnen und Protestanten in aller Welt an den Beginn der Reformation und die Gründung der evangelischen Kirche vor über 500 Jahren. Am Tag vor Allerheiligen 1517 brachte der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther seine 95 Thesen zu Ablass und Buße in Umlauf. Der Überlieferung nach soll er seine Ideen in lateinischer Sprache auch an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen haben, um eine akademische Diskussion auszulösen. Damit leitete Luther die Reformation der Kirche ein. Zum 26. Mal veranstaltet die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau einen Festakt anlässlich des Reformationstags. Bei der Feier blickt stets auch eine bekannte Persönlichkeit mit einem besonderen Fokus auf das protestantische Leben in der Gesellschaft. Bislang zählten unter anderem der frühere DDR-Ministerpräsident Lothar de Mazière, der vormalige Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, die ZDF-Journalistin Gundula Gause oder der Filmregisseur Nico Hofmann zu den Referenten.

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