Reformationsjubiläum 2017

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    Evangelisches Dekanat Bergstraße feiert Reformation

    Gegen Angst - für Vertrauen - Festgottesdienst auf der Starkenburg

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    Zum 500. Reformationsjubiläum hat das Evangelische Dekanat Bergstraße ein eindrückliches Zeichen gegen die Ängste dieser Zeit gesetzt. Der Angst vor Terror, vor Krieg, vor Flüchtlingen oder vor Arbeitslosigkeit wurde beim zentralen Festgottesdienst auf der Starkenburg das Vertrauen in Gott und in die Menschen entgegengesetzt.

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    Vertrauen könne man nicht kaufen, sagte die Pröpstin von Starkenburg, Karin Held, in ihrer Predigt vor mehr als 500 Gottesdienstbesuchern. Sie meinte: „Vertrauen ist die einzige Ressource auf der Welt, die sich mehrt, wenn man sie gebraucht“. Terroristen wollten Vertrauen ersetzen durch Angst. Vertrauen aber sei die Grundlage jeder Beziehung. „Gottvertrauen stärkt Menschenvertrauen. Christliche Gottesachtung verträgt sich nicht mit Menschenverachtung“, betonte die Pröpstin und korrigierte dabei gleich den Reformator Martin Luther. Mit seiner Übersetzung von Psalm 118 ‚Es ist gut auf den Herrn vertrauen und sich nicht verlassen auf Menschen´ könne man im Grunde nicht leben. Sie halte sich an die genauere Übersetzung in der Zürcher Bibel, in der es heiße: „Mit dem HERRN rechnen ist besser als sich auf Menschen verlassen“. Hier sei Vertrauen in Gott und Vertrauen in Menschen kein Gegensatz, der sich ausschließe. Vertrauen, auch wenn es enttäuscht werden könne, ermögliche erst unser Menschsein. Dazu  gebe es keine Alternative. Lenins Behauptung, Vertrauen sei gut, Kontrolle sei besser, hätte nach Überzeugung der Pröpstin beim Wettbewerb des Evangelischen Dekanats „Neue Thesen für unsere Zeit“ keine Auszeichnung bekommen.

    Neue Wege wagen

    Unter 109 eingereichten Thesen hatte eine unabhängige Jury zehn ausgewählt, die auf großformatigen Bannern im Innenhof der Starkenburg präsentiert wurden. Eine These setzte sich mit Ängsten auseinander, die von gesellschaftlichen Gruppen aktuell geschürt werden wie die Angst vor Überfremdung. Das griffen im Gottesdienst Katja Folk, Tanja Konter und Sabine Lorenz mit einer Theaterinszenierung auf und machten dabei deutlich, dass im Vertrauen auf Gott Angst überwunden und neue Wege gewagt werden können. Bereits eine Stunde vor Beginn des Gottesdienstes hatte die Theatergruppe die zur Burg strömenden Besucher mit theatralischen Inszenierungen der Top-Ten-Thesen auf den Reformationsgottesdienst eingestimmt.

    15.17 Uhr - Geht doch!

    Auf dem Weg zur Starkenburg waren zudem „Denk-Zettel“ angebracht mit Thesen, die zwar nicht in die engere Auswahl gekommen waren, aber nach Ansicht des Dekanats dennoch bedenkenswert sind. Auf einem dieser Denk-Zettel heißt es: „Die Gottesdienste sollen später anfangen“. „Das haben wir mit dem Starkenburg-Gottesdienst gleich praktisch umgesetzt“, sagte augenzwinkernd Dekan Arno Kreh. Der Gottesdienst begann am Pfingstmontag um 15.17 Uhr in Anspielung auf den Beginn der Reformation mit  Luthers Thesenanschlag im Jahr 1517.

    Teilen und abgeben

    Kreh, der gemeinsam mit dem Pfarrer für Ökumene, Tilman Pape, der Kindergottesdienstreferentin Katja Folk und Dekanatsmitarbeiterin Stefanie Becker, die Liturgie des Freiluftgottesdienstes gestaltete, bedankte sich mit Bergsträßer Wein bei den Menschen, deren „neue Thesen für unsere Zeit“ prämiert wurden und mit Luther-Bonbons bei den Kindern aus Einhausen, die gemeinsam eine eigene Kinderthese entwickelt hatten. Der Text, der  auf einem Transparent entlang der Burgmauer entrollt wurde, lautet: „Es ist ungerecht, dass manche Leute ganz viel haben und andere in armen Ländern hungern müssen und gar nichts haben. Wir können bei uns teilen und abgeben“. Die Kinder sagten auch, was sie teilen und abgeben möchten. „Wir können unser Pausenbrot teilen, wenn jemand nichts dabei hat. Und wie können Flüchtlingskindern von unserem Spielsachen abgeben. Ihr Erwachsenen habt bestimmt auch Ideen, was man alles teilen kann“. Dieser Kinderappell war mit ausschlaggebend dafür, dass das Evangelische Dekanat die Kollekte des Gottesdienstes für Brot für die Welt bestimmte.

    Starke Burg - starke Musik

    Musikalisch gestaltet wurde der Freiluftgottesdienst vom Posaunenchor der Heppenheimer Heilig-Geist-Gemeinde und von Christoph Schöpsdau & Band, die mit viel Beifall bedacht wurden. Zu Luthers bekanntestem Lied „Eine feste Burg ist unser Gott“ wurde ein überarbeiteter Text gesungen, in der es in Anspielung auf die Starkenburg heißt „Eine starke Burg ist unser Gott“. Die meisten Gottesdienstbesucher nutzten das sonnige Wetter und wanderten auf die Starkenburg. Für Menschen, die nicht zu Fuß gehen konnten oder wollten, hatte das Evangelische Dekanat ein Shuttle-Service eingerichtet.

    Thesen im "ökumenischen Zeitalter"

    Unter den Gottesdienstbesuchern waren - wie es der katholische Dekan Thomas Meurer formulierte - auch einige „katholische Gesichter“. Das Reformationsjubiläum sei das erste im „ökumenischen Zeitalter“, betonte Meurer in seinem Grußwort. „Es gleicht einem Wunder, dass wir uns heute so begegnen“, unterstrich er die Verbundenheit von katholischer und evangelischer Kirche. Heute seien wir in der Lage, gemeinsam nach vorne zu schauen. Deshalb sei es auch richtig, neue Thesen für unsere Zeit zu formulieren. Die ausgewählten Thesen hatte das Evangelische Dekanat in einer Broschüre veröffentlicht, die im Heppenheimer Haus der Kirche erhältlich ist. Sie sollen nach den Sommerferien zudem in einer Ausstellung präsentiert werden.

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