Inklusion
Fußball für alle
Leon Ragan„Es ist Wahnsinn, mit welch einer Freude sie auf den Platz kommen. Wenn ich das Lachen sehe, ist für mich die Welt in Ordnung“, freut sich Trainer Bruno Pasqualotto über die Team-Mitglieder07.07.2016 evb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Um die zwanzig Jugendliche laufen über den Rasen und jagen dem Ball hinterher. „Dranbleiben, Alex“, brüllt der Trainer am Rand. „Schön gepasst.“ Und dann zum Ko-Trainer: „Gelbe Karte, Luca, das war eine Schwalbe, gelbe Karte!“ „Was, das war eine Schwalbe“, tönt es ungläubig vom Feld zurück. Als der Ball im Tor landet, fallen sich die gelbgekleideten Spieler um den Hals, springen auf und ab und freuen sich: „drei zu eins, es steht drei zu eins“.
Jeder darf mitspielen
„Ich habe es selten in einer Jugendmannschaft erlebt, dass man sich im Training so über Tore freut“, kommentiert Trainer Bruno Pasqualotto am Rasenrand. „Es ist Wahnsinn, mit welch einer Freude sie auf den Platz kommen. Wenn ich das Lachen sehe, ist für mich die Welt in Ordnung.“ Denn Pasqualottos Mannschaft ist anders als andere: Es darf jeder über 14 Jahren mitspielen. Und jeder meint jeden, Jungs und Mädchen, Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen.
Leichte Sprache, aber kein leichtes Training
Am Training ändert das wenig, die Übungen bleiben dieselben wie bei anderen Jugendmannschaften und werden bei Bedarf angepasst. „Wir haben auch Kleinwüchsige dabei, die können nicht einfach so auf einen Hocker springen“, erklärt Pasqualotto. „Dann kreieren wir eben eine ähnliche Übung für sie. Man braucht etwas Kreativität, aber mittlerweile kriegen wir das gut hin.“ Außerdem muss der Trainer seine Worte mit Bedacht auswählen und sich etwas einfacher ausdrücken, damit ihn auch die Spieler mit geistigen Beeinträchtigungen verstehen.
„Es gibt doch bestimmt noch viel mehr Jungs und Mädchen, die kicken wollen und nicht können.“
Die integrative Fußballmannschaft mit dem programmatischen Namen „Team United“ gibt es seit 2013 und hatte schon nach einem halben Jahr 20 Mitspieler. Den Anstoß dafür hatte eine Mutter mit einem geistig behinderten Sohn gegeben. Der Junge wollte gerne Fußball spielen, hatte aber nirgends die Möglichkeit dazu – bis er zu Pasqualotto in die reguläre D-Jugendmannschaft kam. „Die Jungs haben ihn wirklich klasse und ohne Vorbehalte aufgenommen“, erinnert sich der Trainer. „Da habe ich mir gedacht: Es gibt doch bestimmt noch viel mehr Jungs und Mädchen, die kicken wollen und nicht können.“
Das Team sammelt Preise
Der Erfolg gibt ihm Recht: Um die vierzig Mitspieler hat das Team auf dem Papier, in der Praxis sind es meist etwas mehr als zwanzig. Und ganz nebenbei sammelt die Mannschaft Auszeichnungen: 2015 gab es den mit 15.000 Euro dotierten ODDSET Zukunftspreis, 2014 die Sepp-Herberger-Urkunde für gelungene Inklusion und mehrere „Sterne des Sports“. Und Teammanager Thorsten Picha, der mit Pasqualotto das „Team United“ aufgebaut hat, wurde vom hessischen Fußballvberband zum Beauftragten für Menschen mit Behinderung benannt. Damit ist er Ansprechpartner für Vereine, die Fußball für Menschen mit Handicap anbieten wollen und für Menschen mit Handicap, die Fußball spielen wollen. Doch Pasqualotto engagiert sich nicht wegen Ruhm und Ehre: „Es gibt mir einfach unheimlich viel, mit den Jungs Zeit zu verbringen. Manchmal denke ich, dass ich mehr von denen lerne als die von mir."
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In der Serie „good news“ geben wir den Menschen eine Stimme, die das Leben noch ein bisschen lebenswerter machen– unabhängig von ihrer Weltanschauung. Denn wir finden: Es gibt so viele fantastische Aktionen von bisher unbekannten Heldinnen und Helden des Alltags, die die goldene Regel mit Leben füllen. Die goldene Regel sagt: „Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest“.
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