Impuls
Ein Weg der Freiheit
Jan Simon06.04.2024 hjb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Der Sonntag vom guten Hirten – so wird der Zweite Sonntag nach Ostern auch gerne bezeichnet. Und ich sehe ein Bild vor meinem Auge, es hing im Schlafzimmer meiner Großeltern. Bunt, etwas kitschig, und doch eine innige Darstellung von Jesus, wie er eine Schafherde leitet.
Ein Bild, das mich als Kind sehr berührt und angezogen hat: Ja, ein Schaf in der Herde Jesu will ich sein. Umsorgt und geliebt! Als Erwachsener hat sich mein Blick auf dieses Bild verändert: So ein Schaf will ich nicht sein, dem der Hirte den Weg aussucht. Ich bin doch keine Marionette, für die es nur einen vorgezeichneten Weg gibt.
Ich glaube, dass Gott uns mit unserem Leben Freiheit schenkt, dass es neben dem Leben, wie ich es führe, unzählige Möglichkeiten gibt, wie ich es hätte führen können. Solche ungelebten Möglichkeiten begleiten mich als Fragen ein Leben lang. Sie machen mich traurig, wenn ich zweifelnd unterwegs bin oder lassen mich auch aufbrechen zu neuen Wegen.
Wäre dieser oder jener Weg besser? Würden dort nicht doch die gleichen Fragen und Zweifel auch auftauchen? Das alles mutet mir die Freiheit zu. Darauf will ich nicht verzichten. Denn durch die Freiheit wird das Leben zu meinem eigenen, einzigartigen Leben. Ich eigne es mir an, indem ich Entscheidungen treffe. Ich habe nicht alles, aber vieles in der Hand. Ich kann meine Zeit nutzen.
Jesus ist nicht ein Hirte in dem Sinne, dass er einen vorgezeichneten Plan für mich hätte. Er mutet mir zu, meinen Weg selbst zu finden. Und doch bin ich nicht allein. Ich kann mich an Jesus orientieren, ihm folgen in der Liebe, die er gelebt hat. Mit ihm an meiner Seite, in meinem Herzen.
Roland Friedrich ist evangelischer Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinden Bicken und Offenbach im Nachbarschaftsraum Herborn-Ambachtal-Herbornseelbach-Mittenaar-Siegbach