Smartphone-Gottesdienst
Digitale Botschaften an Gott
30.01.2019 esz Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Auf Facebook habe ich die zweisprachige Einladung gelesen: Messenger-Gottesdienst zur Jahreslosung, 18 Uhr, vergesst Eure Smartphones nicht!!! »Kann ich auch online teilnehmen?«, tippe ich darunter. »Live-Übertragung muss ich noch üben; aber mitlesen im Messenger geht zumindest«, antwortet der User »Dreifelden-Steinen/Ev. Kirche«.
Mit dem Handy in die Kirche
Bevor ich mich nun als uraltes Krokodil oute und zugebe, dass ich gar nicht genau weiß, was mit »Messenger« gemeint ist, setze ich mich ins Auto und fahre in den Westerwald. Um 17.59 Uhr husche ich als Letzte durch die Kirchentür. Ja, mit Smartphone! Vielleicht sollte ich es auf »lautlos« stellen? Alle Bänke sind voll, wo ist der Pfarrer? Ohne Talar hinter dem Beamer, dort rüttelt er gerade an Kabeln. Ach so! Die Konfis gestalten diesen Gottesdienst alleine. Pfarrer Oliver Sigle ist heute für die Haustechnik zuständig und hält sich als Ablauf-Regisseur im Hintergrund. Zunächst muss ich der Whatsapp-Gruppe »Messenger-Gottesdienst« beitreten. Das heißt: Ein Gruppenmitglied muss mich hinzufügen.
Fürbitten werden in die Kirche geschickt
Elena, Linus, Luisa und Tenley. Sophia fehlt. Drei M: Melina, Melinda und Mila sind auch dabei. Gian-Luca, Emily und Viktoria. Das weiß ich, weil ich jetzt Mitglied im Gruppenchat bin und sehen kann, wer außer mir anwesend ist. Total praktisch! Die Erwachsenen, also alle, die ich mühelos auf der Straße wiedererkennen würde, sind auch drin.
Frieden wollen alle
Frieden ist so ein Konsensthema, das die Generationen verbindet, hinter dem Jugendliche und Junggebliebene stehen. Auch wenn hier und da Gemurmel aufkommt: »Ist das nötig, dass sie jetzt auch noch in der Kirche auf die Handys starren?« Die Konfis tun das gar nicht, sie lesen Psalm, Friedensgebet von Mutter Theresa und Texte vom Blatt. Ernsthaft und aufrichtig. Also, ich hab schon schlechtere Jugendgottesdienste erlebt … Übrigens widerstehe ich der Versuchung, mal eben zwischendurch Facebook oder Instagram zu checken. Denn im Messenger tut sich ständig etwas.
Diana Zulfoghari