Reformationsjubiläum 2017

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    Die jüdische Lektüre Luthers als „tragische Liebesgeschichte“

    Bibelhaus ErlebnismuseumChristian WieseChristian Wiese

    Vortrag von Professor Dr. Christian Wiese am 9. Dezember im Bibelhaus

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    Eine „tragische Liebesgeschichte“ nennt Professor Dr. Christian Wiese die jüdische Lektüre der Schriften Martin Luthers im 19. und 20. Jahrhundert. Wiese, Inhaber der Martin Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt, spricht darüber am Mittwoch, 9. Dezember, 18 Uhr im Frankfurter Bibelhaus. Der Vortrag gehört zum Begleitprogramm der Sonderausstellung „Luthers Meisterwerk – ein Buch wie eine Naturgewalt“ im Bibelhaus Erlebnis Museum.

    Seit der Zeit der Aufklärung lässt sich nach Darstellung Wieses in der jüdischen Geschichtsschreibung und Philosophie ein reges Interesse an Werk und Wirkung Martin Luthers erkennen. Doch weise diese jüdische Lutherrezeption zwei gegenläufige Tendenzen auf. „Neben einer Linie kräftiger Polemik gegen Luther und die Reformation, die sich von Ludwig Börne bis zu Leo Baeck zieht, bildet sich von Heinrich Heine bis Hermann Cohen eine auffällig positive Interpretation des Denkens Luthers heraus“, erklärt Wiese. Die zweite Interpretation verstehe den Reformator „als Vorläufer von Aufklärung, Toleranz und Gewissensfreiheit und als Brücke zwischen deutscher und jüdischer Kultur“.

    Professor Wiese untersucht und interpretiert im Vortrag diesen Befund im Kontext jüdischer Geschichte in Deutschland von der Aufklärung bis zur Nazi-Zeit. „Dabei kommen auch jüdische Reaktionen auf die antijüdischen Schriften Luthers zur Sprache“, so der Religionsphilosoph, „und ihr verzweifelt-beschwörender Versuch, den jungen Luther für eine Tradition von Toleranz in Anspruch zu nehmen und der antisemitischen Lutherdeutung der Zeit etwas Substantielles entgegenzuhalten“.

    Die Ausstellung „Luthers Meisterwerk“ ist noch bis zum 31. Dezember im Frankfurter Bibelhaus Erlebnis Museum zu sehen. Gezeigt werden mehr als 70 Inkunabeln, Drucke und Autographen. Zu den Highlights gehören Originalausgaben des „Septembertestaments“ Martin Luthers von 1522 und der „Biblia deutsch“ des Reformators von 1534 und 1545.

    Im Dezember finden jeweils sonntags sowie am 2. Weihnachtstag Öffentliche Führungen um 15 Uhr für Kinder und Familien und um 16 Uhr für Erwachsene zu Themen rund um „Luthers Meisterwerk“ statt. Dienstags und donnerstags werden jeweils um 16 Uhr ebenfalls Führungen für Erwachsene angeboten.

    Mehr Informationen zur Sonderausstellung unter www.luthersmeisterwerk.de

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