Licht leuchtet (7)
Der kleine Sonnenstrahl
07.12.2021 hjb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Heute möchte ich Euch die Geschichte eines unbekannten Autors erzählen:
"Der fröhliche Sonnenstrahl und die Dunkelheit"
"Ein junger, heller und fröhlicher Sonnenstrahl wanderte um die Erde. Überall wo er hinkam, wurde er freudig begrüsst. Die Blumen entfalteten taufrisch ihre Blüten, die Kranken öffneten mit neuer Hoffnung ihre Augen.
Die Ängstlichen entdeckten eine neue Hoffnung. Die Deprimierten versuchten den Sonnenstrahl zu fangen und zu pflücken wie eine Blume, die man sich ans Knopfloch steckt.
Aber er entwischte ihnen immer wieder und spielte ein fröhliches Spiel mit ihnen. So wie mit den Kindern, die er an der Nase kitzelte und sie in den neuen Tag lockte mit Spielen, Abenteuern und Lachen.
Überall, wo der kleine Sonnenstrahl hinkam, hörte er das erleichterte Aufseufzen: "Wie gut, dass die Dunkelheit vorbei ist!" - "Was ist die Dunkelheit?", überlegte sich der kleine Sonnenstrahl, "wie sieht sie nur aus?" Er wollte so gern einmal die Dunkelheit kennenlernen! Deshalb dachte er es sich so: Er wollte sich, wenn am Abend die anderen Sonnenstrahlen weiterwanderten, verstecken und abwarten, bis es dunkel wurde. Dann konnte er herausfinden, wie die Dunkelheit ist.
Gedacht, getan. Der kleine Sonnenstrahl versteckte sich in einer Baumhöhle, in der einmal ein Vogel genistet hatte. Er wartete. Nach ein paar Stunden dachte er, dass es nun wohl dunkel sein müsste und er lugte aus seinem Loch. Was sah er?
Er merkte schon, dass die Welt anders aussah, aber dunkel war es nicht. Er schlüpfte aus seiner Höhle und tanzte über die Wiese. Es war Nacht. Aber überall, wo der kleine Sonnenstrahl hinkam, wurde es taghell. Er sah die leise Schleiereule durch das Geäst fliegen, er sah, wie die Rehe ästen und die Igel ihren Vorrat sammelten.
Aber die Dunkelheit sah er nicht. Überall wurde er nur erstaunt angeschaut, einige flohen auch erschreckt vor ihm. Ein Dieb, der gerade dabei war, in ein Haus zu steigen, rannte hastig davon, als der kleine Sonnenstrahl ihn streifte. Er wollte in der Dunkelheit bleiben.
Aber überall, wo der kleine Sonnenstrahl hinkam, wurde es hell. Müde und verzweifelt traf der kleine Sonnenstrahl am anderen Morgen seine Geschwister und erzählte ihnen, dass er die Dunkelheit nicht gefunden hatte. Sie lachten ihn aus und sagten zu ihm: "Weil Du selbst Licht bist, kannst Du die Dunkelheit nicht sehen. Wo Du hinkommst, gibt es keine Dunkelheit. Die Dunkelheit läuft vor Dir davon, schneller als Du rennen kannst. Deshalb wirst Du niemals die Dunkelheit sehen, dort wo Du bist, ist es immer hell, weil Du ein fröhlicher, kleiner Sonnenstrahl bist."
Ihr Lieben, ich möchte auch so sein wie der kleine Sonnenstrahl. Wir lassen uns viel zu sehr von der Dunkelheit beeindrucken und glauben, sie hätte Macht über uns.
Dabei ist es genau umgekehrt! Wenn wir ein Licht entzünden oder selbst als Licht diese Welt durchwandern, wird die Dunkelheit uns IMMER weichen müssen.
Es gibt, wie schon der Kleine Sonnenstrahl erkannte, keine Dunkelheit, keine Finsternis auf dieser Welt, die unser Licht auslöschen kann, die Dunkelheit kann niemals siegen. Und auch dann, wenn unser Licht klein und unscheinbar ist, kann die gesamte Finsternis der Welt und des gesamten Weltalls unser kleines Licht nicht auslöschen.
Nicht die Dunkelheit beherrscht uns, sondern wir allein entscheiden, ob wir Dunkelheit zulassen oder unser Licht leuchten lassen.
Ich wünsche Euch eine helle Woche und grüße Euch mit dem hellen Licht der Sonne
Eure Tanja Konter
Tanja Konter ist evangelische Pfarrerin in Haiger-Langenaubach