Ein Mensch namens Martin
Daheim bei Familie Luther - Theaterstück begeistert Ruppertenröder Zuschauer
StenderNach der Heuernte in den Elbwiesen27.06.2017 ast Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
StenderDie Kinderfrau und Chorleiterin Minette Kraft
Das Stück des Ruppertenröders Herbert Loch hatte aber viel mehr zu bieten als das Lebensporträt des Reformators, dessen Thesenanschlag in Wittenberg sich in diesem Jahr zum 500. Mal jährt. Angesiedelt im Jahr 1527 im Schwarzen Kloster, dem Wittenberger Wohnsitz von Martin Luther, waren die zehn Szenen aus der Feder von Herbert Loch ein unterhaltsamer und kurzweiliger Kurs in der Kulturgeschichte des 16. Jahrhunderts. Was gab’s damals zu essen und zu trinken? Wie lebte man in einem Haushalt beieinander? Welche Aufgaben hatten Männer und Frauen? Wie war das damals bei der Heuernte? Haushaltsführung, Medizin, Koch- und Backrezepte, Gastfreundschaft, Politik und Religion – die lebhaft gespielten Szenen gaben Aufschluss über alle Lebensbereiche.
Da unterhält sich die Köchin (Elona Koch) mit der Wehmutter (Hannelore Seim) über eine schwierige Geburt und das Schicksal der unehelichen Mutter. Da fragen ein wandernder Student (Daniel Pöhland-Block) und ein Spielmann (Norbert Heide) nach einer günstigen Unterkunft und finden sie im Hause Luther auch. Das Kräuterweib (Edith Bender) verrät der Magd (Heidi Löffler), welche Kräuter bei welchem Leiden einzusetzen sind. Katharina Luther (Annette Tröller) unterhält sich mit ihrer Schwester (Nicole Pfarrer) über ihre Geschichte mit Martin, ist besorgt über seinen Gesundheitszustand und erinnert sich an die Flucht aus dem Kloster. Auch vom Pferdeknecht (Rainer Hitzel) erfahren die Zuschauer viel über das wechselvolle und unstete Leben des Reformators. Der ehemalige Söldner (Albert Tröller) und berichtet seinerseits über seine oft unschönen und grausamen Erlebnisse auf den Schlachtfeldern Europas.
Dass Kinder in früheren Zeiten viele Pflichten in Haus und Hof hatten, wird in der Szene „Musikstunde“ deutlich. Das Einüben eines Liedes durch die Kinderfrau (Kinderchorleiterin Minette Kraft) unterbricht ein Mann (Jörg Niesner), der sein Elsje (Hanna Born) zum Arbeiten nach Hause ruft. Schließlich erlebt das Publikum noch die Entstehung einer Predigt in Luthers (Markus Witznick) Studierstube, bevor sich die ganze Wohngemeinschaft nach dem Vaterunser zum Abendbrot niedersetzt.
Am Rand des Geschehens sitzt übrigens der Dichter selbst im Kostüm des Malers und Luther-Freundes Lukas Cranach der Ältere. Nach seinem Resümée gibt es langen und begeisterten Applaus und anerkennende Bemerkungen bei Kaffee und Kuchen. Für die Vorbereitung und Organisation des gelungenen Ereignisses war Gisela Kratz zuständig. Das Bühnenbild gestaltete Veronika Loch.
Die grauen Regenwolken des Sonntagnachmittags zogen übrigens zuverlässig an Ruppertenrod vorbei.