Reformationsjubiläum 2017

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    Das Buch „Reformation wagen“ ist erschienen

    Wie kam die Reformation nach Wiesbaden? - Buchvorstellung in der Marktkirche

    Ev. Dekanat Wiesbaden/WagenknechtDr. Thomas Weichel, Landeshauptstadt Wiesbaden, Oberbürgermeister Sven Gerich und Autorin Dr. Susanne Claußen bei der Buchvorstellung.

    Warum verändern die Thesen eines Mönchs in Wittenberg ganz Europa, und was hat das mit Wiesbaden zu tun? Welche Spuren der Reformationszeit können wir in Wiesbaden finden? Die Religionswissenschaftlerin Dr. Susanne Claußen hat sich im Auftrag des Ev. Dekanats und der Stadt Wiesbaden in Archiven auf die Suche begeben, recherchiert und geforscht. Herausgekommen ist ein Buch mit dem Titel „Reformation wagen. Bürger, Bauer, Edelmann in Zeiten großer Veränderung. Das Beispiel Wiesbaden und Umgebung“, das soeben im Societäts-Verlag erschienen ist, illustriert von von Axel Sawert.

    Societäts-Verlag

    Bei der offiziellen Buchvorstellung im Haus an der Marktkirche dankte Dekan Dr. Martin Mencke der Autorin und allen Projektbeteiligten und erklärte, was vor rund einem Jahr – als die Idee entstand –eigentlich der Antrieb war, solch ein Buchprojekt anzugehen: „Wir haben uns gefragt: Wie eigentlich ging Reformation vor Ort, was können wir überhaupt wahrnehmen, wenn wir näher hinschauen? Hineinschauen in das Leben der Menschen von damals? Was können wir noch sehen von Reformationsspuren, theologischen Argumenten, wenn es in die Provinz geht, in das alltägliche Leben vor Ort. Und verliert sich die großartige Reformationserzählung dann im Klein-Klein von Alltag und Politik oder lässt sich nachweisen und erzählen, wie Reformation auch in der Provinz ging, eben hier in Wiesbaden?“ Das, was herausgekommen ist, so Mencke, sei eine spannende Entdeckungsreise, eine lokalgeschichtliche Spurensuche.

    Höhepunkte des Reformationsjahres

    Als einen der Höhepunkte der Zusammenarbeit der Landeshauptstadt Wiesbaden mit dem  Evangelischen Dekanat im Reformationsjubiläumsjahr 2017 bezeichnete Oberbürgermeister Sven Gerich das erschienene Buch: „Ein Buch ist etwas Besonderes, denn es ist etwas, was bleibt – gerade, wenn Neues drinsteht.“ Die Buchhandlungen seien voll mit Büchern über Reformation, aber nur ein einziges Buch nehme die Reformation in Wiesbaden in den Blick, so Gerich, der es als „äußerst gelungen“ lobte. 

    Abenteuer mit ungewissem Ausgang

    Die Autorin Susanne Claußen erklärte selbst, dass das Projekt für sie ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang gewesen sei: „Wiesbaden ist nicht Wittenberg. Und es gab deswegen auch zahlreiche Spuren, die im Sande verlaufen sind.“ Doch sie selbst habe es stets gereizt, nachzuforschen, wie die protestantische Lehre eigentlich in die Dorfkirchen gekommen sei und warum sie da auf fruchtbaren Boden fiel. Da das heutige Wiesbaden drei verschiedene Territorien umfasste – Nassau, Hessen und Mainz –, sind zwischen den einzelnen Ortsteilen große Unterschiede in Bezug auf den „neuen Glauben“ zu verzeichnen, so Claußen. „Da der in Nassau regierende Graf Philipp eine abwartende, auf Ausgleich bedachte Haltung in Glaubensdingen annahm, war der Reformationsprozess gerade in Wiesbaden lang und vielgestaltig.“

    Auf Spurensuche in Wiesbaden

    „Reformation wagen“ hat 156 Seiten und ist in sechs Kapitel unterteilt. Beleuchtet wird unter anderem Wiesbaden und seine Umgebung im 16. Jahrhundert: Wie sah die Bebauung damals aus, unter welchen Bedingungen begann die Reformation? In einem weiteren Kapitel wird der Bauernkrieg von 1525 thematisiert, außerdem wird nach konkreten Spuren der Reformation in Wiesbaden gesucht. Was gerade im Hinblick auf die Stadtbrände im 16. Jahrhundert, die Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg und den Umbau der Stadt zur „Weltkurstadt“ im 19. Jahrhundert interessant ist. So finden sich etwa bist heute – 500 Jahre nach der Reformation - am Wegesrand noch katholischen Bilderstöckchen.

    Konkrete Beispiele zeigen Missstände auf

    Darüber hinaus zeigt Claußen an konkreten Beispielen aus der Region die Missstände in der Kirche auf und arbeitet die Reformbedürftigkeit und den Handlunsgwillen der Menschen heraus: Die Abgabenlast für die Menschen nimmt deutlich zu, die Leute werden immer ärmer, es gibt Missernten und die Unzufriedenheit wächst. Hinzu kam, dass sich die Menschen über die Kirche, über ungebildete Pfarrer geärgert haben, so Claußen: „Und dann kommt da jemand, der spricht von Freiheit. Auch wenn das nicht politisch gemeint war, kann man sich vorstellen, dass es auf fruchtbaren Boden fällt.“

    Zur Autorin
    Dr. Susanne Claußen ist promovierte Religionswissenschaftlerin und seit 2010 Inhaberin des Büros für Religionen und Kulturen in Wiesbaden. Sie konzipiert und kuratiert Ausstellungen zu religionshistorischen Themen, zuletzt im Bibelmuseum „bibliorama“ in Stuttgart.

    Zum Buch
    Susanne Claußen: „Reformation wagen. Bürger, Bauer, Edelmann in Zeiten großer Veränderung. Das Beispiel Wiesbaden und Umgebung“ Herausgegeben von der Landehauptstadt Wiesbaden und vom Evangelischen Dekanat Wiesbaden. Societäts-Verlag 2017. 156 Seiten, Hardcover, 19,80 Euro.

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