Reformationsjubiläum 2017

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    Reisebericht

    Auf den Spuren der Reformation - Unterwegs mit dem Ev. Dekanat Ried

    Heike Kissel

    Bereits zum neunten Mal machte sich eine Reisegruppe von 26 Personen vom 28.08. - 31.08. 2017 zu wichtigen Stationen im Leben Luthers auf. Diesmal führte die Reiseroute entlang an Bretten, Konstanz, Reichenau und Seléstat.

    Reisebericht von Heike Kissel
    Referentin für Gesellschaftliche Verantwortung, Ev. Dekanat Ried


    Bekannte und „neue“ Lutherreisende begrüßten Heike Kissel und Christine Geipert am frühen Morgen im Reisebus nach Bretten. Schon Tradition war das „kleine Frühstück“ mit selbstgebackenem Lutherbrot. Die Lutherstätten in den neuen Bundesländern hatten die Teilnehmer*innen bereits in den vergangenen Jahren besucht, so orientierte sich die Reiseroute 2017 an den Reformatoren Philipp Melanchton, Jan Hus und Martin Bucer.

    Bretten
    Hier gab es Informationen über Melanchthon. Er wurde 1497 in Bretten als Philipp Schwarzerdt geboren. Philipp galt als Wunderkind. Schon mit zwölfeinhalb Jahren konnte er die Universität in Heidelberg besuchen. 1509 erhielt er seinen griechischen Namen Melanchthon. Im Melanchtonhaus mit seiner umfassenden Bibliothek erfuhren die Teilnehmer*innen mehr über die Bedeutung Melanchthons als „Lehrer Deutschlands“ und als engsten Mitarbeiter Luthers. In Wittenberg lehrte er als Professor griechische Literatur und schrieb 1530 das Augsburger Bekenntnis.

    Weiter ging die Fahrt Richtung Bodensee. Das vor den Toren Konstanz liegende Gästehaus des Klosters Hegne war für drei Nächte das Domizil der Reisegruppe. Nach einer Führung durch die Klosteranlage gab es zum Ausklang des Tages ein abwechslungsreiches Buffet.

    Konstanz

    Am nächsten Morgen durchstreiften die Reisenden Konstanz „Auf den Spuren des Konzils“. Vom 5. November 1414 bis 22. April 1418 fand hier das größte und am längsten tagende Konzil der Kirchengeschichte statt. Papst Johannes XXIII. hatte das Konzil einberufen, um die zerstrittene Kirche mit drei Päpsten zu vereinen. König Sigismund hatte auch Jan Hus eingeladen. Er sollte seine Forderungen: Armut der Kirche, Abschaffung des Ablasshandels und Predigt in der Landessprache, widerrufen. Jan Hus verteidigte seine Aussagen. Obwohl ihm freie Hin- und Rückreise zugesagt war, wurde er bereits unmittelbar nach seiner Ankunft in Konstanz verhaftet und am 6. Juli 1415 verbrannt und seine Asche im Rhein verstreut.  Auf dem Weg zum Scheiterhaufen soll er gesagt haben: „Heute bratet ihr eine magere Gans, doch nach hundert Jahren werdet ihr einen Schwan singen hören. Diesen werdet ihr aber weder braten noch mit dem Netz oder Schlingen fangen können.“ Eine prophetische Rede von Jan Hus, dessen Name übersetzt „Gans“ heißt, und eine Ankündigung von Martin Luther, der später mit Schwan dargestellt wurde. Der Todestag von Jan Hus, der 6. Juli, ist seit 1919 tschechischer Staatsfeiertag. Die Direktorin des Hus Museums erläuterte engagiert: „Hus wirkte ähnlich sprachbildend für das Tschechische wie Luther für das Deutsche.“ Am Abend war die Reisegruppe „Zu Gast bei Luthers“ in der Lutherpfarrei Konstanz. Kredenzt wurde ein reichhaltiges Mahl wie in Luthers Stube, gewürzt mit Tischreden Luthers und seiner Frau Käthe.

    Reichenau
    Am dritten Tag steuerte der umsichtige Busfahrer die Insel Reichenau an. Hier beeindruckte die Kirche St. Georg die Besucher*innen mit ihren ottonischen Wandmalereien und das Münster St. Maria und Markus mit seiner Schatzkammer. Bei der Fahrt über die Insel hörten die Reisenden vieles über Weinbau, Fischerei und den Gemüseanbau in konventioneller und biologischer Art.

    Seléstat

    Am Heimreisetag war Seléstat das Ziel. Der Ort im Elsass gilt als Geburtsort des Weihnachtsbaums. Von 1521 stammt ein Eintrag in einem Rechnungsbuch. Aber nicht der Weihnachtsbaum, sondern Martin Butzer (später Bucer) war der Grund für den letzten Programmpunkt. 1491 wurde er in Schlettstadt (Seléstat) geboren und wurde Mönch im dortigen Dominikanerkloster. 1518 lernte er Martin Luther in Heidelberg kennen und verließ daraufhin das Kloster und heiratete eine Nonne. Er gilt als der Erfinder der „Konfirmation“, die er 1539 einführte. Aus einem Streit über die Säuglingstaufe heraus, sollten Heranwachsende selbst bestätigen, dass sie Mitglied der Gemeinde sein wollen. Auch er wurde an seinem letzten Wirkungsort in Cambridge als Ketzer verbrannt.

    In der evangelischen Kirche „Eglise de Recollets“ stand  Pfarrer Grauling den Interessierten Rede und Antwort. Danach beendete Christine Geipert das Reiseprogramm mit einer Andacht, in der sie auf die Frauen der Reformatoren hinwies. Wohlbehalten kehrte die Reisegruppe aus dem elsässischen Ried ins hessische Ried zurück.

    Nachtreffen
    Am Donnerstag, den 26. Oktober um 19.30 Uhr, findet im Ev. Dekanat Ried, Zwingenbergerstr. 11 in Gernsheim das Nachtreffen statt.

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