Jeder fünfte Arbeitnehmer ist Geringverdiener
Altersarmut nimmt zu
Uschi Dreiucker/pixelio.de11.09.2012 rh Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
„Es ist längst überfällig, dass der Zusammenhang von Niedriglohn heute und Niedrigrente morgen öffentlich wahrgenommen wird", kommentierte Dr. Wolfgang Gern, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks in Hessen und Nassau (DWHN), die vom statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen, wonach im Jahr 2010 jeder fünfte Arbeitnehmer (20,6 Prozent) Geringverdiener gewesen ist. Der Anteil lag vier Jahre zuvor noch bei 18,7 Prozent.
Der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler, hatte diese Information mit der aktuellen rentenpolitischen Diskussion verknüpft, indem er auf niedrige Renten hinwies, mit denen viele Menschen künftig zu rechnen hätten.
Armutsfeste Mindestlöhne gefordert
„Wenn wir vom Zusammenhang von Niedriglohn und Altersarmut sprechen, bildet Hessen keine Ausnahme. Prekäre Beschäftigung und das damit einhergehende Risiko von Altersarmut sind auch für die hessische Sozialpolitik eine große Herausforderung“, so Gern.
Insofern sei es unverständlich, dass die Zunahme prekärer Beschäftigung in dem im Mai erschienenen ersten Hessischen Sozialbericht offenbar positiv im Sinne einer erfolgreichen Senkung der Arbeitslosenquote gedeutet werde und dass das Problem der Altersarmut heruntergespielt werde. Eine insgesamt reiche Gesellschaft wie Deutschland müsse politisch für armutsfeste Mindestlöhne und für eine armutsfeste Mindestrente für alle Menschen sorgen, sagte Gern.
Jeder Fünfte von Altersarmut bedroht
Dr. Alexander Dietz, Referent für Ethik, Sozialpolitik und Gemeinwesenarbeit im DWHN, wies darauf hin, dass auch in Hessen nahezu jeder Fünfte im Niedriglohnbereich arbeitet und somit von Altersarmut bedroht ist. Nach dem Landessozialbericht arbeiten in Hessen 19 Prozent aller Beschäftigten und 16 Prozent der Vollzeitbeschäftigten im Niedriglohnbereich. 20 Prozent arbeiten nur in Teilzeitbeschäftigung, bei den Frauen sind es sogar 36 Prozent. Außerdem haben 3 Prozent nur Minijobs und 2 Prozent arbeiten als Leiharbeiter.
Laut Dietz habe die Zahl der vom Armutsrisiko betroffenen älteren Menschen in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Dringend notwendig ist dagegen laut Dietz „eine armutsfeste Alterssicherung mit dem Ziel, eine gesetzliche Mindestrente einzuführen.“