Jan Hus als Wegbereiter der Reformation - Vortragsabend der Evangelischen Erwachsenenbildung
Als Ketzer verbrannt
David ZerfaßDr. Eberhard Pausch über Jan Hus als Wegbereiter der Reformation.20.04.2016 rf_kunz Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Jan Hus gilt als Vorreiter der Reformation. Zu Lebzeiten unbekannt gewinnt er nach seinem Tod immer mehr an Bedeutung, denn der 'große Reformator' greift seine Thesen teilweise wieder auf. Unbewusst sei er schon immer ein Anhänger von Hus gewesen, soll Martin Luther einmal über sich selbst gesagt haben, wie Pfarrer Dr. Eberhard Pausch am vergangenen Freitag in Worms erläuterte. Während der Veranstaltung der Evangelischen Erwachsenenbildung widmete er sich ganz dem Tschechen, der reformationsgeschichtlich eine so wichtige Rolle spielte.
Etwas mehr als hundert Jahre vor dem berühmten Auftreten Luthers vor dem Wormser Reichstag, genau genommen im Jahre 1414, wurde auch Jan Hus der Ketzerei angeklagt. Das Konzil von Konstanz forderte ihn auf, seine Thesen gegenüber den Kardinälen zu widerrufen. Wie auch Luther wurde Hus zunächst freies Geleit zugesagt. Doch der Einfluss des regierenden Königs und späteren Kaisers Sigismund, der dieses Versprechen gab, reichte nicht weit genug, weshalb Hus auf Anordnung der Kardinäle gefangen genommen, verhört, der Ketzerei beschuldigt und letztendlich verbrannt wurde, wie Pausch seinen Zuhörern eindrucksvoll schilderte: "Hus wurde verbrannt für die Lehre, die er vertrat. Er stand für die Gewissensfreiheit ein, wollte Gottesdienste in der jeweiligen Landessprache einführen und, was dem Konzil ganz besonders aufstieß, er wollte die Bibel als einzige Instanz für Glaubensfragen festlegen." Damit griff er die Stellung des Papstes und der Kardinäle an, doch damit nicht genug, er forderte, der Papst solle keinerlei politischen Einfluss mehr besitzen.
Im Laufe des Abends führte Dr. Eberhard Pausch den Zuhörern vor Augen, wie Hus in die Mühlen politischer Mächte geriet: Anfang des 15. Jahrhunderts regierten drei Päpste gleichzeitig, die sich alle für das rechtmäßige Kirchenoberhaupt hielten und Kriege gegeneinander führten. Das Konzil wollte für Ordnung sorgen und die Kirche unter seine Herrschaft bringen. Dieses Vorhaben gefährdete Hus mit seinen Forderungen, daher wurde ihm vorgeworfen, er würde die Bevölkerung mit seinen ketzerischen Ansichten vergiften. Pausch fasste zusammen: "Hus blieb keinerlei Verhandlungschance, denn von vorne herein stand fest: Der Tscheche musste weg."
Dr. Eberhard Pausch wird am 29. April erneut in Worms referieren: Auf Einladung der Evangelischen Erwachsenenbildung wird Pausch „Augsburg und Straßburg als Orte der Reformation“ in den Blick nehmen. Der Vortragsabend beginnt um 20 Uhr im Luthersaal der Wormser Luthergemeinde, Friedrich-Ebert-Straße 45. Der Eintritt ist frei.
Foto: Dr. Eberhard Pausch über Jan Hus als Wegbereiter der Reformation.
Fotograf: David Zerfaß